Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
lieblose Ehe. In eine Zukunft ohne ihn.
Auch deswegen war er dem bevorstehenden Abschied aus dem Weg gegangen.
Unmöglich konnte er belanglose Höflichkeiten austauschen. Sollte er ihr etwa zwei Küsse auf die Wangen drücken und ihr alles Gute für die Zukunft wünschen?
Er mochte drei Emmy-Nominierungen erhalten und einen Golden Globe gewonnen haben. Aber ein so guter Schauspieler, als dass er über seine wahren Gefühle hätte hinwegtäuschen können, war er nicht.
Der Chauffeur half Anny in den Wagen. Dann fuhr die Limousine davon.
Kaum war das Haus der Familie Savas aus dem Rückspiegel verschwunden, sagte Annys Vater: „Ich habe mit Gerard gesprochen.“
Anny zuckte zusammen. „Es tut mir leid, Papa , aber ich werde ihn nicht …“
„Ich weiß, dass du ihn nicht heiraten wirst“, kam ihr Vater ihr zuvor und nahm zärtlich ihre Hand. „Ich habe immer nur dein Bestes gewollt. Und ich habe geglaubt, oder gehofft, dass Gerard dich glücklich machen würde. Dass eure Liebe mit der Zeit wachsen würde, genauso wie es damals zwischen deiner Mutter und mir geschehen ist. Auch unsere Hochzeit war arrangiert.“
„Ja, ich weiß, wie sehr ihr euch geliebt habt“, erwiderte Anny, „aber ich glaube nicht, dass mir dasselbe mit Gerard widerfahren wird.“
„Das habe ich erst verstanden, als ich die Bilder gesehen habe“, sagte er wohlwollend und reichte ihr einen Ordner mit zahlreichen Zeitungsausschnitten. Mehr als ein Dutzend Schnappschüsse hatte der Pressefotograf von ihnen auf Thirasia gemacht. Die Fotos zeigten, wie sie eng umschlungen tanzten. Eine Nahaufnahme ließ keinen Zweifel an ihren innigen Blicken aufkommen.
„Vielleicht wärst du mit Gerard glücklich geworden, wenn du ihn besser kennengelernt hättest“, fuhr ihr Vater fort und strich ihr liebevoll eine Strähne hinter das Ohr, „aber das ist nicht möglich, meine liebe Anny, wenn du schon in jemand anderen verliebt bist.“
Ja, sie war in jemand anderen verliebt. Und immer noch glaubte sie, dass auch er sie liebte.
Er wird sich dessen schon bewusst werden, sagte sich Anny. Er wird erkennen, dass wir zusammengehören. Dass sein Leben ohne mich unvollständig ist.
Aber wenn dem so war, ließ er sie es nicht wissen.
Sie verbrachte einige Tage mit ihrer Familie in Mont Chamion. Jede Minute hoffte sie, dass Demetrios plötzlich auftauchen, auf die Knie gehen und um ihre Hand anhalten würde.
War es nicht das, was Märchenprinzen gewöhnlich taten?
Zu schade, dass ich nicht meinen Schuh verloren habe, dachte Anny grimmig. Aber wahrscheinlich hätte das auch nichts geändert.
Nach einer Woche reiste sie zurück nach Cannes. Von ihrer aufgelösten Verlobung und ihrem Fluchtvorhaben hatte sie Franck in einer Nachricht informiert. Nun wollte sie ihn endlich sehen und ihm dafür danken, dass er ihr den Anstoß dazu gegeben hatte, ein Risiko einzugehen. Egal, wie schlecht sie sich jetzt auch fühlte, es war der richtige Schritt gewesen.
Aber Franck war nicht in der Klinik.
Beim Anblick des fremden Kindes in Francks Zimmer verspürte sie einen Anflug von Panik, doch Schwester Adelaide beruhigte sie sogleich.
„Er ist für eine Operation nach Paris gefahren.“
Dass es eine geringe Chance gab, Francks Rückenmarksnerven durch einen experimentellen Eingriff zu stimulieren, wusste Anny. Bisher hatte er diese Möglichkeit jedoch immer kategorisch abgelehnt. Er wolle sich keine falschen Hoffnungen machen, so seine Begründung.
„Sie haben ihm den Mut dazu gegeben“, sagte Schwester Adelaide.
„Ich?“, fragte Anny sichtlich erstaunt.
„Und Luke St. Angier“, fuhrt die Schwester fort. „Der Schauspieler. Ich habe den Namen des schönen Mannes vergessen.“
„Demetrios Savas.“ Allein seinen Namen auszusprechen verursachte ihr Herzklopfen.
„ Oui , Monsieur Savas. Er hat Franck mehrmals besucht. Und am Tag vor seiner Abreise brachte er ihm eine Menge Informationsmaterial über die Operation mit. Es sei wichtig, informiert zu sein, sagte er. Aber noch wichtiger sei es zu wissen, was einem wichtig ist – und wie viel man bereit sei, dafür zu riskieren.“
„Wann ist die Operation?“
„Nächste Woche. Doch der schwierige Teil kommt nach dem Eingriff. Franck wird hart arbeiten müssen, um das Laufen neu zu erlernen.“
Anny wünschte sich von ganzem Herzen, dass Francks Traum in Erfüllung gehen würde.
Aber dass nicht alle Träume ein gutes Ende nahmen, wusste sie nur zu genau.
Nach Lissas Tod hatte er sich von der Welt
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