Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)
über ihrem geschändeten Körper zusammen gesackt war, stand er von ihr auf und verschwand mit dem Rücken zur Kamera aus dem Bild. Und da war es wieder – das Gesicht der Frau. Thox kannte den Ausdruck darin. Er hatte ihn gesehen, tausendmal in seinen Träumen, doch hatte das Gesicht einer anderen gehört.
»Das … das ist ja Maria! … widerlich …«, rissen ihn Vane ssas Worte aus seinen Gedanken.
Fassungslos und wütend sah er sie an. »Wer ist Maria?«
Ihr Gesicht war wie versteinert, und darin war nichts weiter zu erkennen als der Ekel über das, was sie gerade mit hatte ansehen müssen. Thox fürchtete, dieser Ausdruck könnte sich für immer dort eingebrannt haben. »Sie ist seine Schwester … seine Halbschwester.«
»Wovon redest du? Ich verstehe kein Wort! Jonas hat ke ine Schwester!«
»Doch, er hat eine Halbschwester. Ich habe sie kenneng elernt. Ihre Mutter ist … war Spanierin, eine Affäre seines Vaters. Maria ist erst seit einigen Wochen hier.«
Thox sprang wütend auf. Waren denn alle verrückt gewo rden? War er selbst verrückt geworden? »Absoluter Schwachsinn! Das ist absolut ausgeschlossen!«
»Das kannst du nicht wissen!«
»Ich kenne Jonas, seit wir zwölf waren. Glaub mir, ich weiß es!«
»Aber wer ist sie dann? Und warum …?«
Von der DVD in dem Player, die auf dem Fernseher zu sehen war, kam plötzlich ein weibliches Kichern. Vanessa brach mitten in ihrem Satz ab, und auch Thox Aufmerksamkeit wurde nun wieder auf den Bildschirm gezogen.
Dort hatte sich Jonas mittlerweile neben die Frau gelegt, der Rock lag wieder ordentlich auf ihren Oberschenkeln, und er war gerade dabei, das Klebeband vorsichtig, beinahe zär tlich von ihrem Mund zu ziehen. Als dann ihre vollen Lippen zum Vorschein kamen, lächelten sie ihn an. Obwohl sie es noch nicht sehen konnte, lächelte Jonas zurück, dann nahm er ihr die Augenbinde ab und löste ihre Fesseln. Geradezu euphorisch schlang sie ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich.
Thox konnte nichts sagen. Grenzenlose Fassungslosigkeit hatte ihn gepackt. Er drehte sich kurz zu Vanessa, um zu s ehen, was sie davon hielt. Ihr Gesicht sprach Bände. Mit offenem Mund und aufgerissenen Augen starrte sie auf das plötzlich zu einem Liebespaar mutierte Duo auf der Mattscheibe. Als Thox dann selbst wieder hinsah, lag Jonas im Arm dieser Frau, den Kopf auf ihrer Brust.
»Glaubst du, dass Conny stolz auf mich ist?« , fragte Jonas sie, und seine Stimme klang seltsam leer.
Ihre Stimme dagegen war samtig und liebevoll. »Das ist er ganz bestimmt.«
»Ich vermisse ihn so sehr!«
Sie nickte. »Ich weiß, Schatz.«
Jonas sah zu ihr hoch. »Du bist so wunderbar, Maria, weißt du das? Das nächste Mal machen wir es wieder so, wie du es magst. Versprochen.«
Wieder lächelte sie, und mit einem Blick voller Zuneigung schien sie ihm sagen zu wollen, dass es für sie keine Rolle spielte …
Thox konnte sich kaum noch beherrschen. Wütend schleuderte er die Fernbedienung gegen das Glas des Bildschirms. Die Oberfläche zersplitterte mit einem dumpfen Knall, und das Bild wurde schwarz. »Dieser verdammte Hurensohn!«, brüllte er wütend und begann, aufgebracht auf und ab zu marschieren. Ihm war soeben etwas klar geworden, was jenseits aller Worte, allen Verständnisses war, und der Zorn darüber vergiftete seinen Körper.
»Was ist denn?«, fragte Vanessa.
Thox blieb stehen und sah sie an. »Begreifst du es denn nicht? Jonas hat uns verarscht!«
Beinahe verzweifelt schüttelte sie den Kopf. »Ich verstehe das nicht …!«
»Sie … diese Maria … dieses Miststück ist seine Freundin – seine echte Freundin«, stieß er hervor.
»Nein! Das … ich glaube das nicht.«
Thox griff sich an die Stirn. Schon wieder dieser Kopfschmerz …
»Sei nicht so dämlich.«
»Aber warum …?«
»Um sie zu schützen! Er wusste, was ich tun würde. Er hat dich vorgeschoben, um sie zu behalten. Deshalb … er hat dich von vorne bis hinten verarscht! Dieser verlogene Betr üger!«
»Du glaubst, sie sind ein Paar? Du … du meinst, er liebt sie ?« Thox hasste Vanessas plötzlich weinerlichen Ton. Hatte sie denn noch nicht genug gesehen, um Jonas endlich von seinem Podest zu holen? Was brauchte sie denn noch?
»Du hast doch gesehen, was sie bereit war zu tun! Wie sie ihn trotz allem ang esehen hat? Die ist keine Hure, falls du das glaubst.«
Doch Vanessa schüttelte nur noch heftiger den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht … ich kann nicht … wenn
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