Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)
ihrer Gegenwart hielt. »Was willst du, Friederike?«
Frieda zog gekränkt die Augenbrauen zusammen. »We lche Laus ist dir über die Leber gelaufen?«
Jonas atmete tief durch, um nicht die Beherrschung zu verli eren. »Meine Freundin hatte einen Autounfall, ist das nicht ‚Laus über Leber‘ genug?«
Doch offenbar war diese Erklärung für eine Friederike Mu nter nicht ausreichend genug, um sich endlich zu verpissen. Stattdessen beugte sie sich geheimnistuerisch zu ihm herunter und offenbarte Jonas einen perfekten Ausblick in ihren Ausschnitt – wenngleich es dort nicht viel zu sehen gab. »Mal zwischen uns: Hatte Vanessa wirklich einen Autounfall?«
»Was soll die Frage?« Diese dumme Gans musste sich aber auch in alles einm ischen. Wenn sie Pech hatte, würde sie das eines Tages mal richtig in Schwierigkeiten bringen.
»Ich dachte ja nur … erinnerst du dich noch, was ich dir vor ein paar Wochen erzählt habe?«
Jonas schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
Frieda rutschte verschwörerisch noch näher. »Ich habe dir doch erzählt, dass Vanessa damals auf dem Klo versucht hat, sich die Pulsadern aufzuschneiden …«
Nun erinnerte sich Jonas wieder. Er hatte es natürlich nicht vergessen. Immerhin war das der Grund dafür, weshalb Maria gegen Frieda und für Vanessa gewesen war. Maria war nie wirklich glücklich mit Jonas Plan, Frieda als seine Freundin auszugeben. Sie war der Ansicht, dass Frieda in der Werbeagentur viel zu auffällig war und zudem noch die Tochter vom Chef – das hätte garantiert große Wellen geschlagen, wäre eines Tages ihre verstümmelte Leiche aufgetaucht. Als Jonas ihr jedoch von Vanessa und dem Vorfall auf der Toilette erzählte, war Maria mehr als Feuer und Flamme. Ein selbstmordgefährdetes Mauerblümchen, da würde niemand Fragen stellen. Niemand würde Vanessa vermissen. Zudem hatte Maria der Gedanke gefallen, dass sie und Jonas ihr damit möglicherweise einen Gefallen taten, da sie offensichtlich keine Freude am Leben empfand.
Auch wenn Jonas im ersten Moment darüber gelacht hatte, schätzte er Marias praktisches Denken und ihre Rücksich tnahme bei ihrem gemeinsamen Plan. Und als Jonas ausgerechnet an dem Morgen, nachdem er und Maria sich für Vanessa entschieden hatten, diese vollkommen verwirrt auf der Reeperbahn angetroffen hatte, war dies für ihn ein unmissverständliches Zeichen, dass sie die richtige Wahl war. Es sollte so sein.
Seitdem waren ihm jedoch immer wieder Zweifel geko mmen. Berechtigt, wie er nun ahnte …
»Ich dachte nur, vielleicht … vielleicht war es gar kein U nfall. Könnte doch sein, dass sie wieder versucht hat, sich umzubringen«, riss Friedas Gefasel Jonas aus den Gedanken. Doch in diesem Fall war das gar nicht schlecht. Ganz im Gegenteil sogar. Tatsächlich konnte Friederike Munters Geschnatter sogar eine Hilfe sein, denn sie hatte ihn auf eine Idee gebracht.
»Ja, das könnte sein …«, murmelte er, während seine Idee immer mehr Gestalt annahm …
Jonas Pause von Vanessa währte nur kurze Zeit. Er vermutete sie immer noch im Druckerraum, als er sich auf den Weg in die Küche machte, um sich einen möglichst starken , schwarzen Kaffee zu organisieren.
Doch auch hier war er nicht vor ihr sicher. Noch bevor er um die Ecke bog, hörte er ihre ungewöhnlich charmante Stimme erheitert flirten: »… manchmal hat man Glück, manchmal hat man Pech.«
Wovon zum Teufel sprach sie da? Ihre scheinbar gute Laune passte ihm überhaupt nicht – und wenn er an seinem stetig wachsenden Plan festhalten wollte, musste ihre Stimmung einen gewaltigen Abfall erfahren. Doch nun stand sie da, in der Küche vor der Kaffeemaschine, und goss Peter etwas von der schwarzen Flüssigkeit in den Becher. Dabei schmunzelte sie ihn an.
»Nachdem der Tag so begonnen hat, kann er ja nur noch schlechter werden«, scherzte Peter, bevor er Jonas bemerkte und schließlich mit einem verlegenen Grinsen die Küche ve rließ.
Irritiert und verärgert sah Jonas ihm hinterher, dann we ndete er sich Vanessa zu, die gerade dabei war, eine neue Kanne Kaffee vorzubereiten. »Hast du gerade mit Peter geflirtet?«
»So ein Blödsinn! Ich war doch nur nett!«
»Zu mir bist du nie so nett.« Jonas hasste es, wie ein gekränkter Lover zu klingen. Doch das musste er, um einen gewaltigen Streit vom Zaun zu brechen. Es gehörte zu seinem Plan, und es sollte ihn nicht kümmern, wie er sich anhörte – er hatte schon viel schlimmere Dinge ertragen.
Vanessa sah
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