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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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Scheißkerl also wirklich deinen Freund? Und was hatten se ine Andeutungen eigentlich zu bedeuten?« Vanessa versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie verunsichert sie dadurch war. Besonders die Anspielung, Jonas würde auf widerspenstige Schlampen im Bett stehen. Sie wusste nicht, ob sie darüber lachen oder weinen sollte.
    »Das war Spaß, Vanessa. Scherze, die nur wir verstehen. Es ist alles viel harmloser, als es sich vielleicht angehört hat«, riss seine Antwort sie aus ihren Geda nken.
    Etwas anderes trat zurück in ihre Erinnerung. »Wusstest du, dass er ein ve rdammter Junkie ist?«
    »Ist er nicht«, erwiderte Jonas, ohne über ihre Anschuldigung nachzudenken oder überrascht zu klingen.
    Aber Vanessa wusste es besser. Sie hatte es gesehen, als sie aus dem Bad gekommen war. Die Neugier hatte sie dazu veranlasst, einen Blick hinter die Tür neben dem Badezimmer zu werfen. Und da hatte sie es gesehen. Ein kleiner Raum, wie ein Lager, vollgestopft mit verschiedenen Pillendosen, Tüten mit weißen Pulvern und verdächtigen Kräutern. Jonas gegenüber tarnte sie diesen Ausflug der Neugierde als unglücklichen Irrtum bei der Suche nach dem Badezimmer. Doch als sie mit ihrer kurzen Erzählung fertig war, wirkte Jonas immer noch weder überrascht, noch schockiert.
    »Er ist kein Junkie, Vanessa, nur ein Dealer. Er rührt das Zeug nicht an.«
    Vanessa lachte sarkastisch auf. » Nur ein Dealer? Du weißt davon?«
    Jonas zuckte nur mit den Schultern. »Irgendwie muss er Geld verdienen. Du verstehst das nicht, Vanessa. Thox war mal ganz anders. Er ist wirklich schlau und hat studiert, doch dann … das Schicksal hat ihm echt ans Bein gepisst.«
    »Ich verstehe wirklich nicht, wie du mit ihm noch befreundet sein kannst. Er ist ein Arschloch und ein Dealer, verdammt!«
    Jonas sah sie nicht an und wirkte vollkommen ernst, als er dann sagte: »Scheinbar hattest du noch nie einen echten Freund. Denn dann würdest du es verstehen. Aber du hast keine Ahnung. Freundschaft ist das Wichtigste im Leben. Sie ist loyal und besitzergreifend. Mit ihr kann man über alles hinwegsehen. Und in einer Freundschaft ist alles erlaubt. Sie erlaubt alles!«
    Vanessa verdrehte die Augen. Sie wollte sich nicht mit ihm streiten. Mit gutem Willen sah sie über die offene Beleidigung hinweg und machte sich bewusst, dass sie seine Worte so hinnehmen musste, auch wenn es für sie kranker Blödsinn war. Aber offensichtlich waren sie Jonas‘ Überzeugung. Trotzdem kam sie nicht umhin, sich zu fragen, ob Thox es mit der Freundschaft ebenso sah. Oder was seine tatsächliche Motivation für seine Warnung gewesen war … Wenn das nur ein Scherz gewesen sein sollte, dann hatte Vanessa ihn jedenfalls nicht verstanden.
     
     
    14 Jahre früher als heute
    Montag, 25. Juli
     
    Es versprach, ein langweiliger Tag zu werden. Die Temperatur war noch einmal um einige Grade gestiegen, und Conny war in seinem Zimmer eingeschlossen worden. Der gemeinsame Nachmittag der zwei Freunde war ruiniert, doch unter keinen Umständen würde Nicky auch nur einen Tag freiwillig zu Hause bleiben.
    Conny hatte es mal wieder nicht lassen können, seinen Vater zu provozieren. In dem kurzen Telefonanruf, der Conny noch gelungen war, bevor sein Vater ihn erwischte, bericht ete er stolz, wie er die alte SS-Uniform seines Großvaters aus der Vitrine genommen und damit das Klo verstopft hatte. Diese Uniform war das Prachtstück aller Heiligtümer seines Vaters, und Conny hatte es nur getan, um ihm richtig in die Eier zu treten. Kein Wunder, dass sein Vater ihn einsperrte. Conny konnte froh sein, dass er noch an Leben war.
    Ein Nachmittag ohne ihn bedeutete für Nicky jedenfalls nichts anderes als pure Langeweile. Lübbewirtz hatte für Jungen seines Alters nichts zu bieten, kein Kino, keine int eressanten Geschäfte außer einem Tante Emma Laden. Lediglich ein großer Abenteuerspielplatz und eine Spielhalle gab es zur Unterhaltung für Jugendliche, doch dort hielten sich nur kleine Kinder und Idioten auf. Das einzig, was in Lübbewirtz für Jungen wie Nicky interessant erschien, waren Mädchen.
    Seit er vor drei Tagen mit Stine geredet hatte, war sie ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ihm gefiel ihr ruhiges und reifes Wesen, und er konnte es kaum erwarten, sie en dlich wiederzusehen, das versprochene Eis mit ihr zu essen und noch mehr über sie zu erfahren.
    Nicky wusste zufällig, wo Stine wohnte. Vor einiger Zeit hatte er beobachtet, wie sie in ein unscheinbares Haus in der

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