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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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hätte ihm gern einige Fragen gestellt, aber sie wollte ihn auf keinen Fall unterbrechen, wenn er ausnahmsweise so viel redete und offenbar ganz fasziniert war von seiner exotischen Entdeckung.
    Der Hase schien Irmis Schweigen zu goutieren, denn er fuhr fort: »Brandbomben wurden schon im Zweiten Weltkrieg verwendet – von den Deutschen, aber auch von den Engländern zur Bombardierung deutscher Städte. Im vorliegenden Fall reden wir übrigens von einer britischen Nebelbombe. Brandbomben bergen heute noch eine große Gefahr, da der Phosphor sich, wie gesagt, von selbst entzündet, allerdings nur an der Luft. Bei Fehlwürfen von Phosphorbomben ins Ostseewasser wurde der Phosphor damals zwar freigesetzt, entzündete sich aber unter Wasser nicht. Das passiert erst, wenn er an den Strand gespült wird. Eifrige Sammler halten den gelblichen Phosphor für Bernstein und erleiden böse Verletzungen, wenn sich der Stoff nach dem Abtrocknen entzündet und die Kleidung des stolzen Finders in Brand setzt.«
    Irmi hatte das Gefühl, als rausche es in ihren Ohren, wie die Wellen auf den Vesterålen rauschte es.
    »Und wie kommt so etwas in die Tenne?«
    »Ein Blindgänger? Vielleicht wurde er aufbewahrt, ohne dass man von der Gefahr wusste, die von ihm ausging. Oder das Ding gehörte einem Waffennarren, der auch noch stolz darauf war.« Der Hase bewahrte sich seine Emotionslosigkeit.
    »Und diese Bombe hat den Brand entfacht?«
    »Sie hat ihn auf jeden Fall beschleunigt.«
    »Aber …«
    »Falls Sie jetzt wissen wollen, ob es Brandstiftung war oder nicht, muss ich Sie leider enttäuschen. Vielleicht wurde der Phosphor zufällig freigelegt und hat sich entzündet, vielleicht aber hat jemand an der Bombe herummanipuliert. Oder aber jemand hat die Tenne an anderer Stelle angezündet, und die Bombe hat den Brand nur beschleunigt. Die beiden letzten Varianten wären dann Brandstiftung. Tja, Frau Mangold, Brandstiftung oder Unfall – das ist hier die Frage.«
    Was für eine bizarre Geschichte! Eigentlich hatte Irmi gehofft, die Experten würden ihr endlich definitiv sagen, ob es Brandstiftung gewesen war oder nicht. Und nun war sie so schlau wie vorher. Es war sekundenlang still, bis Irmi ein »Danke« ausstieß.
    Kaum war der Hase draußen, da standen ihre Leute schon in ihrem Büro und erkundigten sich mit einem vielstimmigen: »Und?«
    Während Irmi die Ausführungen des Hasen zusammenfasste, lauschten sie gebannt.
    »I hob da wos im Fernsehen g’sehn, über den Phosphor auf Usedom. Des is a unguate Geschicht, wenn’s in deiner Jacke puff macht«, meinte Sailer. »Da verbrennst di sauber. Bloß weil die Leit so gierig san. Solln die des Zeug doch rumliegen lassen. Und des Bernsteinzimmer soll auch bleiben, wo es is. Des hot g’wiss so a russischer Magnat im Keller.«
    Irmi wunderte sich mal wieder, was der Mann so alles wusste und dachte.
    »Eine Phosphorbombe! Ich glaub’s ja nicht!«, rief Kathi.
    »Stimmt, ist mal was anderes. Aber wir wissen immer noch nicht, ob das jetzt Brandstiftung war oder nicht«, sagte Irmi.
    »Vielleicht führt uns die Identifizierung der zweiten Toten weiter«, sagte Andrea zögerlich. »Morgen früh haben wir das Ergebnis vom DNA -Abgleich, sagen die.«
    »Danke, Andrea. Dann fahren Kathi und ich jetzt zu den Schmids. Mal sehen, wie der Rest der Familie ist. Bis auf die mit Vroni waren die Begegnungen ja bisher eher unerfreulich«, bemerkte Irmi.
    Nun fuhren sie heute schon zum dritten Mal den Ettaler Berg hinauf. Es war sternklar, und als sie beim Haus der Schmids ausstiegen, schlug ihnen eine scharfe Kälte entgegen.
    »Heut Nacht wird’s zapfig«, meinte Kathi.
    So zapfig war es auf den Vesterålen nicht gewesen, dachte Irmi. Es war dem Golfstrom zu verdanken, dass es am Meer so mild war. Allerdings war die Temperatur nur wenige Kilometer vom Wasser entfernt viel tiefer. Einmal waren sie über die Landzunge zum weißen Sandstrand bei Hovden gefahren, und auf einmal hatte die Temperaturanzeige eisige Minusgrade angezeigt. Am Meer herrschten dann wieder drei Grad plus, und es wehte ein steifer Wind. Trotz der Kälte hatte Irmi geglaubt, noch nie etwas Schöneres gesehen zu haben als den weißen Sand mit den kleinen gefrorenen Prielen. Zauberei aus Kristall. Aus dem Wasser ragten Berge wie Zuckerhüte auf. Ganz hinten am Horizont schwebten kleine Inseln. »Das ist ›Hildring‹, eine Fata Morgana«, hatte Carina erklärt. Wegen der Erdkrümmung schienen diese Eilande zu schweben.
    Irmi

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