Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)
stand allerdings noch nicht fest.
»Du lässt sie gehen?«, fragte Kathi, als die beiden Männer in Andreas Büro umgezogen waren.
»Das ist so abgesprochen. Und jetzt brauche ich erst mal einen Kaffee.«
Sie hatte nur kurz daran genippt, als ein Anruf der Museumsdirektorin durchgestellt wurde. Sie hatte inzwischen ihren Systemtechniker herumtüfteln lassen. Dabei hatte er einige E -Mails rekonstruieren können, die Runa vom PC des Museums aus verschickt hatte.
»Könnten Sie die an uns weiterleiten?«, fragte Irmi.
»Natürlich, es sind aber nur vier Stück. Gibt es denn etwas Neues? Ich bin immer noch so erschüttert. Mit Frau Dr. Strissel stehe ich auch in Kontakt, sie hat Runas Eltern aber immer noch nicht erreicht. Sie etwa?«
Irmi verneinte. Sie erzählte der Museumsdirektorin nichts von den aktuellen Entwicklungen, versprach aber, sie auf dem Laufenden zu halten. Dann druckte sie die E -Mails aus, die inzwischen eingetroffen waren. Drei waren auf Norwegisch verfasst und eine auf Deutsch, die Runa an Ionella geschickt hatte. Die beiden jungen Frauen hatten offenbar auf Deutsch kommuniziert, das war sprachlich der beste gemeinsame Nenner gewesen.
»Liebe Ionella, Du darfst Dich nicht unsicher machen lassen. Was heißt das, Thomas hat Dir gedroht? Dass es Dir so geht wie Aurika, dass er aber noch ein paar Kumpels mitbringt, wie er mal hat gesagt? Du musst Markus Schmid sagen, dass Du da raus bist. Dass Du nicht planst, sie zu verraten. Dass er aber soll seinen Neffen zurückpfeifen. Ich gehe mit. Wir treffen uns mit Markus Schmid, Du machst Treffpunkt aus. Wir lassen uns nicht erpressen, das ist doch klar!«
Kathi und Irmi starrten auf den Text.
»Und der Treffpunkt war die Tenne der Schmids?«, fragte Kathi ungewöhnlich leise.
»Genau das werden wir Markus Schmid fragen. Der liegt ja recht unbeweglich im Klinikum.«
»Wir geben sofort eine Fahndung nach Thomas Schmid raus. Dem Arsch will ich in die Augen sehen. Droht einem Mädchen mit Gruppenvergewaltigung. Den pack ich an den Eiern!«, brüllte Kathi so laut, dass Sailer den Kopf hereinstreckte.
»Ganz genau, Sailer!«, rief Kathi. »An den Eiern!«
Der Kollege verzog sich kopfschüttelnd wieder.
»Also, Fahndung nach Thomas Schmid, und zwar flott!«, ordnete Irmi an. »Außerdem brauchen wir einen Durchsuchungsbeschluss für den Hof von Markus Schmid und die Wohnung von Thomas. Holt den Hasen, wir müssen den Computer des sauberen Herrn Biobauern herschaffen. Da muss ja noch was drauf sein von den Geschäftsmails. Außerdem will ich wissen, wo dieser Stadel ist, in dem sie die Maschinen umlackiert haben.«
»Da hätte ich eine Idee«, sagte Andrea, die inzwischen dazugestoßen war und auch die E -Mail von Runa überflogen hatte. »Die Schmids haben Grund im Wiesmahd, drüben bei der Kappelkirche. Da gibt es vielleicht auch einen Stadel.«
»Was haben die?«, fragte Kathi.
»Kathi, ich weiß ja, dass du nichts von uns Bauerntrampeln hältst«, sagte Irmi und versuchte, dabei witzig zu klingen. »Aber zu deiner Fortbildung: Wiesmahd sind Bergwiesen, die nicht gedüngt sind und nur einmal jährlich gemäht werden, meist ab Mitte Juli. Ihre Mahd erfordert wegen der Hanglage viel Handarbeit, weshalb es diese Bewirtschaftungsform in der heutigen Hocheffizienzlandwirtschaft kaum noch gibt. In den Wiesmähdern überleben Pflanzen, die andernorts schon längst verschwunden sind. So was gibt es im Ammertal – vor allem an den Hängen unterm Hörndl und unterm Aufacker.«
»Aha, dann suchen wir den Stadel am besten mal in diesem Wiesdings, oder!«, meinte Kathi.
»Das machen Sailer und Sepp. Der Stadel fällt dann ja auch unter den Durchsuchungsbeschluss fürs Anwesen der Schmids. Andrea, ruf mal bitte die Kollegen an, die sich mit diesen Baumaschinendiebstählen beschäftigt haben. Wir fahren so lange ins Klinikum.« Sie überlegte kurz. »Ach ja, und wenn du noch Zeit hast, lass doch bitte auch die drei norwegischen Mails von Runa übersetzen. Und jetzt los, Kathi!«
Während sie den Gang entlangeilten, sagte Irmi leise, aber eindringlich: »Bitte mäßige dich ein ganz klein wenig, wenn wir Markus Schmid treffen.«
»Ja, aber wenn’s doch wahr ist! Was sind das denn für Typen!«, entfuhr es Kathi.
Was das für Typen waren? Männer, die nie etwas anderes als Gewalttätigkeit gelernt hatten und deren Frauenbild dadurch charakterisiert war, dass die Frau dem Manne untertan zu sein hatte.
Die beiden Kommissarinnen sprangen ins Auto und waren
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