Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)
wirkte konsterniert und blinzelte nervös.
»Ich habe doch Ionella nicht getötet!«, versicherte er. »Ich bin Pazifist.«
Kathi schnaubte, und Irmi stellte sich ans Fußende des Krankenbettes.
»Herr Schmid, Sie verschieben ganz pazifistisch Baumaschinen. Stimmt das?«
Er schwieg.
»Für den Schriftverkehr und die Telefonate nach Osteuropa haben Sie die rumänischen Mädchen missbraucht.«
Er schwieg weiter beharrlich.
»Und weil Ionella aussteigen wollte, musste sie sterben.«
»Ich hab das Madl doch nicht getötet! Uns abzurufen liegt allein in Gottes Macht.«
»Ja, ja, der Herrgott, wofür der alles zuständig ist, oder! War es Thomas? Hat der sie abgerufen? Kaltgemacht?« Kathi beherrschte sich nur mit Mühe.
»Das war doch alles Thomas’ Idee!«
»Was alles?«, donnerte Kathi.
»Na, das mit den Maschinen. Er wusste, wo welche unbewacht herumstehen. Das hat er bei seinem ehemaligen Arbeitgeber und bei weiteren Baufirmen ausspioniert. Thomas fand, dass er mit ehrlicher Arbeit viel zu wenig verdient und dass ihm mehr zusteht.«
»Hätt er was Gescheits gelernt, der Trottel!«, giftete Kathi.
»Thomas geht immer den Weg … ach …« Schmid geriet zusehends aus der Fassung.
»Den Weg des geringsten Widerstands ja wohl kaum«, meinte Irmi. »Ganz im Gegenteil: Er rennt die Hindernisse nieder. Er brennt sie nieder. Er schlägt sie zusammen. Er vergewaltigt sie! Und am Ende tötet er. Waren Sie dabei?«
Schmid blinzelte immer hektischer. »Ich habe niemanden getötet! Das wäre doch niemals mein Weg.«
»Jetzt ersparen Sie uns doch endlich mal Ihr Gutmenschgequatsche!«, maulte Kathi.
Irmi sah Schmid scharf an. »Wir haben Beweise, dass Ionella sich kurz vor ihrem Tod mit Ihnen treffen wollte. Ihre norwegische Freundin Runa Dalby wollte mitkommen. Sie war mutiger als Ionella. Hat Runa Ihnen zugesetzt? Hat sie Ihnen mit der Polizei gedroht? Oder hat sie Sie erpresst? Sie haben einen Silounfall vorgetäuscht. Und dann haben Sie eine Katze erschlagen und hinterhergeworfen. Um das Ganze weiter zu verschleiern, haben Sie ein bisschen gezündelt, nicht wahr? Mit Verlaub, Herr Schmid, aber das war nicht clever. Ohne den Brand hätten Sie viel weniger Aufmerksamkeit erregt. Die Mädchen wären vielleicht erst Tage später gefunden worden. Die Unfallinszenierung wäre perfekt gewesen. Warum der Brand? War das Thomas, der Hitzkopf?«
Schmid begann ganz erbärmlich zu husten. Außerdem bekam er Nasenbluten. Irmi reichte ihm eine Packung Papiertaschentücher, die auf dem Nachttischchen lag.
»Jetzt passen Sie mal auf!« Kathi hatte sich über ihn gebeugt. »Ihr Gewäsch geht mir allmählich auf den Senkel! Hören Sie auf, sich hinter Ihren pastoralen Parolen zu verstecken. Sie stehen unter Mordverdacht!«
»Ich will einen Anwalt«, stieß er hervor.
»Den bekommen Sie – und außerdem einen Kollegen, der sich vor Ihr Zimmer setzt.« Irmi sah ihn eindringlich an. »Herr Schmid, überlegen Sie sich gut, was Sie tun. Sie verstricken sich doch immer weiter. Wusste Ihre Frau eigentlich Bescheid?«
Er zuckte zusammen. »Nein, natürlich nicht! Meine Frau ist ein Engel. Sie muss so viel arbeiten. Auch für sie wollte ich etwas zusätzliches Geld erwirtschaften.«
»Mir kommen die Tränen! Erwirtschaften! Schönes Wort für Diebstähle, die mit einem Mord enden!«, rief Kathi.
Schmid zuckte zusammen und blickte zum Bild von der Alpspitze, als käme von dort Hilfe.
»Wir warten auf Ihren Anwalt, aber ich kann Ihnen nur raten, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen, Herr Schmid. Die Sache mit den Maschinen ist das eine, aber Mord?«
Irmi und Kathi gingen hinaus auf den Gang, wo gerade ein Essenswagen entlangschepperte.
»Der kann einen doch wahnsinnig machen, dieser Spruchbeutel, aus dem nur Plattitüden hervorblubbern!«, rief Kathi.
Bevor Irmi etwas erwidern konnte, klingelte ihr Handy. Die Krankenschwester hinter dem Essenswagen sah sie bitterböse an. Ja, ja, Handyverbot, ich weiß, dachte Irmi. Angeblich wegen irgendwelcher Interferenzen mit den medizinischen Geräten, aber in Wirklichkeit bestimmt nur, um die überteuerten Telefonkarten des Krankenhauses zu verkaufen.
Am anderen Ende der Leitung war Andrea. Sie war in der Zwischenzeit mit Sailer und Sepp und einem Durchsuchungsbeschluss losgezogen und hatte den Stadel entdeckt, eine perfekt ausgestattete Autowerkstatt. Außerdem hatten die Kollegen ein ganz besonderes Juwel gefunden: Thomas Schmid, der nun in Garmisch saß und auf Irmi und Kathi
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