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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Irmi schob die vernachlässigten Kleidungsstücke zur Seite.
    Dahinter befand sich der Safe.
    »Na, der hat Nerven!«, rief Kathi.
    Irmi informierte den Hasen und bat ihn, umgehend jemanden zu schicken, der das Ding öffnen konnte.
    Obwohl sie schon anderthalb Stunden nach dem Anruf vor dem geöffneten Safe standen, war Irmi die Zeit schier endlos vorgekommen.
    Im Safe befanden sich ein Kästchen mit altem Goldschmuck, der wertvoll aussah, und eine Mappe mit Dokumenten. Obenauf lag ein sogenannter Ariernachweis: »Firnhaber’s kleiner Ahnenpaß. Beglaubigter Nachweis der Abstammung aus deutschem und artverwandtem Blut bis einschließlich der vier Großeltern. Übersichtlich auf einem Blatt in Tafelform.«
    »Hast du so was schon mal gesehen?«, fragte Kathi staunend. »Ich nicht.«
    »Ich auch nicht«, sagte Irmi und nahm das Blatt genauer in Augenschein. Das war also Schmids arische Identität, die er gebraucht hatte, um überhaupt zum Militär zu gehen und einen Reisepass zu erhalten.
    Mehr noch berührten sie seine Entlassungspapiere vom Military Government of Germany, die auf den 30 . 7 . 1945 datiert waren. Auf einem bräunlichen kleinen Zettel war verzeichnet, mit wie viel Feinseife, Rasierseife, Seifenpulver, Rauchwaren, Wehrsold und Marschverpflegung man den Fähnrich Xaver Schmid versorgt hatte – säuberlich mit der Schreibmaschine getippt, unterschrieben von einem Feldwebel.
    Darunter lag das Soldbuch, dem zu entnehmen war, dass dem Soldaten Schmid 1940 das Schutzwallehrenzeichen und 1943 das Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern verliehen worden waren. Zwei beklemmende Zeugnisse aus der Zeit der Vorhölle.
    Es folgten alte Geburts- und Heiratsurkunden, dann ein paar neuere Unterlagen: Rechnungen von Bulldogs und anderen Landmaschinen, ein Merkblatt für Schöffen. Xaver Schmid war sehr ordentlich gewesen.
    Schließlich stießen sie auf ein handgeschriebenes Blatt mit einem Datum, das erst wenige Wochen zurücklag. Die Schrift war dieselbe wie in den Fotoalben. Xaver Schmid vermachte darin seinen Söhnen zu gleichen Teilen das Haus und den hofnahen Grund, das Wiesmahd sowie die Maschinen. Für die drei Enkel gab es je zwanzigtausend Euro.
    »Nicht grad ein armes Bäuerlein!«, kommentierte Kathi.
    Irmi war sprachlos. Das Haus der Schmids war wahrlich nicht pompös zu nennen, aber das war typisch für die sparsame Kriegsgeneration, die hatte lernen müssen, dass immer auch andere Zeiten kommen konnten, und zwar sehr plötzlich. Irmi kannte einige Millionenbauern in Murnau und Garmisch, die durch den Verkauf von Baugrund reich geworden waren und sich ein Leben in Saus und Braus hätten leisten können, die aber dennoch in ihrem Bauernhäusl ohne Zentralheizung und mit verkalktem Wasserboiler geblieben waren.
    Das Auto der Schmids und fünftausend Euro sollten an Ionella gehen, »als Dank für ihre liebevolle Betreuung und als Beitrag für ihr Studium«. Ein Sparguthaben von fünfzigtausend Euro und hundert Hektar Forstgebiet mit Umgriff – sogar die genauen Flurnummern waren angegeben – gingen an Åse Luhkkár, wohnhaft im Nordkappveien in Honningsvåg, Norwegen.
    Irmi und Kathi waren sprachlos. Immer wieder lasen sie die letzten Zeilen des Testaments. Da stand es blau auf weiß, unterschrieben von Xaver Schmid, »im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten«. Er hatte tatsächlich fünfzigtausend Euro und den gesamten Forstbesitz, diesen gewaltigen Wald unterm Köpfel, seiner Tochter oder Enkelin vermacht.
    »Hammerhart!«, rief Kathi schließlich. »Aber dann muss Schmid doch mit Runa gesprochen und gewusst haben, wer sie ist, oder!«
    »Nicht unbedingt, Kathi. Er hat das alles einer Åse Luhkkár vermacht. Nicht Åse Dalby.«
    »Wie lautet denn der Mädchenname von Runas Mutter? Oder Oma? Verdammt, ist das verwirrend! Das kann doch alles kein Zufall sein!«
    Irmi dachte nach. »Wir müssen noch mal zu Schmid ins Altersheim«, sagte sie dann. »Wenn er bloß mal den Mund aufmachen würde! Wir müssen in Erfahrung bringen, wer aus der Familie Schmid von dem Testament wusste. Wenn überhaupt jemand davon wusste.«
    »Aber diese Anna Maria hat doch gesagt, dass sie gesehen hat, wie ihr Opa das Testament neu geschrieben hat«, sagte Kathi.
    »Ja, und sie hatte den Verdacht, dass er darin auch Ionella bedenken könnte. Hat er ja auch. Aber angesichts dessen, was er generell zu vermachen hatte, wäre ja Ionellas Erbschaft eher aus der Portokasse gewesen.«
    »Aber was, wenn die Schmids Angst hatten, Teile

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