Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)
am 15. Juli,
gestern habe ich die Genehmigung vom Direktor für vier zusätzliche Tage erhalten. Wenn also nichts dazwischenkommt, müsste alles bestens ablaufen. Die Fahrkarte gilt für sieben Tage. Ich werde am 9. und 10. daheim sein, was bedeutet, dass ich am 13. oder 14. bei Dir und am 20. wieder an meinem Arbeitsplatz bin.
Sweta traf am 15. August in Petschora ein und wurde anscheinend von den Arwanitopulos aufgenommen, wo sie folgende Mitteilung von Lew erhielt:
Willkommen, Sweta. Obwohl wir einander beglückwünschen, könnte dieses Treffen weniger erfreulich sein als das letzte. Vor allem lassen sie seit fast einem Monat nur Begegnungen im zentralen Wachhaus zu und nicht in der Wache der Kolonie, also nicht »bei uns« wie im letzten Jahr und nicht so wie bei I. S. [Lilejew, Nikolais Vater] und Litw[inenko]. Damit ist es unwahrscheinlich, dass wir alles sagen können, was wir möchten – wegen der Anwesenheitspflicht eines von ihnen [eines Wärters]. Deshalb ist es umso vernünftiger, nicht mehr als ein Treffen zu beantragen, zumal Deine Zeit so beschränkt ist und Du am 20., wie erwähnt, zurück sein musst … Vielleicht solltest Du B. G. [Arwanitopulo] mitnehmen. Er könnte dabei helfen, das Treffen in unser Wachhäuschen verlegen und es, da es nur dieses eine geben wird, möglicherweise auf mehr als zwei Stunden verlängern zu lassen. Aber ich habe keine große Hoffnung, da man die Restriktionen nun im Allgemeinen weiter verschärft hat. Und Du wirst keine einzige Person mehr kennen, die sie auszuführen hat. Also, Sweta, bereite Dich auf das Schlimmste vor und versuch, nicht vor ihnen die Fassung zu verlieren. Achte nicht auf sie. Jedenfalls wirst Du die Möglichkeit haben, mir von Deiner Reise zu erzählen und auch von meinen Tanten, Onkel N., J. A. [Tante Katja] und A[lexander Iwanow] und all den anderen, darunter Alik …
Lew hatte Spielsachen hergestellt, die Sweta vor Beginn des Schuljahres am 1. September als Geschenke für die Kinder von Angehörigen und Freunden mitnehmen sollte:
Übrigens, zu den drei Kleinigkeiten – Du könntest sie Alka zum Beginn des Schuljahres (oder wann immer der beste Zeitpunkt ist), Alenka [Semaschko, Ninas elfjährige Tochter] zu ihrem Geburtstag und die dritte einer Person Deiner Wahl geben (oder als Reserve mitnehmen, falls Du unterwegs eine verlierst). Leider sehen sie nur gut gefertigt aus, und in Wirklichkeit fühle ich mich befangen, falls sie jemandem gezeigt werden, der den Unterschied erkennt. Obwohl Du ohne meine Erklärungen nichts bemerken wirst, hat jede genug Makel, um niemals von der Qualitätskontrolle akzeptiert zu werden. Immerhin eignen sie sich als Spielzeug für Kinder. Du darfst sie aber nur unter der Bedingung verschenken, dass die Empfänger nicht weinen, wenn sie verlorengehen.
Sweta muss es gelungen sein, sich mehr als einmal mit Lew zu treffen, denn sie hielt sich noch in Petschora auf (wenn auch offenbarnicht mehr bei den Arwanitopulos), als sie folgende Zeilen am 17. August erhielt:
Guten Morgen, Swetlyje.
Vergiss nicht, bei B. G. [Arwanitopulo] vorbeizuschauen, während er zu Hause ist – ein Höflichkeitsbesuch (unter anderem). Ich habe gestern vergessen, eine Bitte von K. S. 45 weiterzugeben: Wenn es Kondensmilch in den Ortsgeschäften gibt und Du Zeit hast, dort vorbeizugehen, würdest Du dann ungefähr vier Dosen kaufen und sie mitbringen, wenn Du mich besuchst? Ich frage deshalb, weil es schwierig für ihn ist, Dir die Nachricht auf einem anderen Weg zu übermitteln. Vielleicht könntest Du auch Viktor bitten, sie zu besorgen, und dann brauchst Du sie nur hierher mitzubringen.
Aber es spielt keine Rolle, wenn Du nicht dazu kommst.
Nun, Sweta, das ist für den Augenblick alles. L.
Später am selben Tag bekam Sweta eine Notiz, in der Lew ein für jenen Abend arrangiertes Treffen bestätigte: »Also dann, Sweta – nach 7. (Sie führen um 7 eine Kontrolle durch.) Du könntest um 7 eintreffen und warten. Ich hoffe, alles klappt.«
Am folgenden Morgen reiste Sweta ab. Lew hatte ihr einen Strauß auf der Parzelle angepflanzter Blumen für die Heimfahrt überreicht. Drei Tage später war sie wieder in Moskau:
Nun bin ich zu Hause, Ljowa. Die Leute im Zug waren nett, obwohl wir uns zusammendrängen mussten – na ja, je mehr, desto lustiger –, und irgendwie schafften wir es alle, ein bisschen zu schlafen … Wir trafen gegen 1 Uhr morgens ein. Ich lief nach Hause, um zu
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