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Schicksal aus zweiter Hand

Schicksal aus zweiter Hand

Titel: Schicksal aus zweiter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Entwicklung vielleicht eine Million.«
    »Wahnsinn!« Gerholdt hob beide Hände. »Für mich ist eine Million so unerreichbar wie der Nanga Parbat.«
    »Der Staat wird Ihnen das Geld geben, wenn Sie mein Patent vortragen.«
    »Er wird es für kriegerische Zwecke ausnutzen.«
    »Das kann Ihnen und mir gleichgültig sein. Bei allen Erfindungen wurde das Gute durch das Böse abgelöst. Nobel erfand das Dynamit und glaubte, es sei so schrecklich, daß es die Völker abschrecken würde, noch einmal Krieg zu führen! Und was wurde das Dynamit? Die Grundlage moderner Kriege überhaupt! Ist Alfred Nobel darum zu verfluchen? Ist seine Erfindung verwerflich? Wäre die Welt besser, wenn er das Dynamit nicht erfunden hätte?« Dr. Schwab hatte sich erhoben. Über sein schmales Gesicht zog eine hektische Röte, bis in die blonden Haare hinein färbte sich sein Gesicht hellrot. Er trat auf Gerholdt zu und legte seine Hände auf die vier weißen Blätter. »Vor der gleichen Frage stehen Sie und ich. Wir können mit meinem Patent Druckstahl erzeugen, der einmal für Turbinen oder Dampfkessel unschätzbaren Wert erhält. Allerdings auch für Raketengeschosse.«
    Gerholdt wandte sich ab. »Was reden Sie da, Dr. Schwab, Raketengeschosse! Das ist reine Utopie. Sie haben zuviel Dominik gelesen.«
    »Auch Jules Vernes Zukunftsromane sind heute durch die Wirklichkeit längst überholt. Es wird den anderen Zukunftsträumern auch so ergehen. Heute schießt man noch Granaten, aus dem Rohr getrieben durch eine Kartusche mit Pulver. In einigen Jahrzehnten werden es Raketen sein.«
    Gerholdt winkte ab. »Es mag ein Für und Wider geben … wir wollen es nicht analysieren. Alle Pläne scheitern an meinem Unvermögen, Ihnen für die Forschungen eine Million zur Verfügung zu stellen. Gehen Sie zu Krupp, zu Rheinmetall, zu dem Bochumer Verein, Thyssen oder Haniel oder Stinnes. Dort gibt man Ihnen zehn Millionen.«
    »Dort wird man auch an erster Stelle die militärisch auswertbare Seite meiner Erfindung erkennen und ausnützen.«
    Frank Gerholdt wandte sich wieder zum Fenster. Wie vor Monaten, als er die Fabrik des alten Silberbaum aufkaufte und nicht wußte, ob er damit den rechten Weg gegangen war, kämpfte er gegen sich selbst und seine Einstellung, nichts zu produzieren, was jemals den Menschen Schmerzen zufügen würde. Er dachte daran, daß er Herrn Berger hinauswarf, weil er Federn für Gewehre herstellen sollte. Was heute an ihn herangetragen wurde, war so ungeheuer zukünftig und noch so wenig mit dem Verstand erfaßbar, daß dagegen Herrn Bergers Spannfedern eine lächerliche Lappalie waren. Eine Million würde die Entwicklung kosten … eine Entwicklung, die Millionen einbringen mußte und an der vielleicht auch Millionen verbluten würden.
    Die vier Arbeiter an den Pontons hatten ihre Eisenstangen ins Gras gelegt. Das Treibeis war vorüber … nur noch wenige Schollen schoben sich in der Mitte des Stromes träge abwärts. Die Gefahr, daß die Laderampe gerammt werden konnte, war vorbei. Eine kleine Gefahr bloß … aber im Zimmer, in seinem Privatbüro, an dessen Wand, fast aggressiv, das Bild des Herrn Jakob Silberbaum hing, stand eine viel größere, eine alles überwältigende Gefahr. Die neue Zeit klopfte bei ihm an. Die Zeit ohne Bedenken. Eine Zeit, in der der Mensch über sich hinauswachsen würde. Gerholdt ahnte es in diesem Augenblick, er sah es in den verwirrenden Zahlen der Schwabschen Berechnungen. Und er hatte diese Zukunft in seiner Hand. Für eine Million Mark!
    Einst waren es nur hunderttausend Mark gewesen, die für ihn ein neues Leben bedeuteten. Er hatte sie bekommen. Das Glück hatte sie ihm in die Hand gelegt, nachdem er es durch Gemeinheit und Tod zwingen wollte. Würde es mit der Million genauso gehen? Würde sie sich zwingen lassen – oder mischte auch hier wieder das unfaßbare Schicksal die Karten?
    »Ich will es versuchen«, sagte Gerholdt leise.
    »Sie nehmen es an?« Dr. Schwab atmete auf. Er sah sein Lebenswerk wachsen … aus einem Gedanken, aus vier Seiten Berechnungen und Zeichnungen wurde eine Realität.
    »Ich will erst die Million beschaffen. Daran hängt alles. Bekomme ich sie, machen wir einen Vertrag. Lehnt man sie ab, steht Ihnen der Weg frei zu Krupp.« Gerholdt wandte sich um. »Ich möchte vorerst eine Option auf Ihr Patent.«
    Dr. Schwab nickte. »Sie steht zu Ihrer Verfügung. Und ich glaube fest daran, daß Sie diese eine Million beschaffen werden. Bevor ich zu Ihnen kam mit meinen Plänen,

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