Schicksal des Blutes
leidenschaftlicher Gier, lüsterner Überraschung, hemmungslos erträumter Lust. Woher ahnte er …? Ny’lanes Finger gruben sich in ihre Hinterbacken und mit einem Ruck drang er ganz in sie und wieder und wieder, dehnte sie, rieb sie in ungezügelte Raserei. Amy stützte die Hände hinter sich ab und setzte die Füße auf den Tresenrand, damit er vollends in sie stoßen konnte. Er kam über sie wie ein Vulkanausbruch. Heiß, gewaltig und unaufhaltsam. Ny’lane flüsterte ihren Namen, bis sie sich nur noch spitz schreien hörte. Sie kam und kam, bis er seinen Samen in Wellen in sie spritzte. Er zitterte, sie zitterte. Ihr Leib zuckte vor Kontraktionen und sie atmete stockend, als würde sie weinen, während sie sich an ihn klammerte.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Nyl nach einer Weile. Er stand wie ein Berg zwischen ihren Beinen und drückte sie an sich, barg ihren Kopf mit einer Hand an seinem Hals. Er klang unsicherer, als seine vorherige Handlung hätte vermuten lassen. Dabei hatte er alles genau so gemacht, wie sie es sich oft heimlich erträumt hatte.
„Es ist alles wunderbar“, murmelte sie.
„Warum weinst du dann?“ Nyl küsste die hinablaufenden Tränen am Kinn fort.
„Weil es so schön war“, sagte sie, obwohl das nicht im Mindesten ihre Gefühle ausdrückte. Sie fühlte sich tief mit ihm verbunden, viel mehr, als bloßer, guter Sex auszudrücken vermochte. Sie hatte nicht gewusst, wie fein Vampire in einem Menschen lesen konnten. Falls dieser hier vorhatte, sie ein Weilchen glücklich zu machen, würde sie das Geschenk annehmen. Denn auf wundersame Weise schien er ihre wunde Seele zu berühren. Sie verlangte nicht die Ewigkeit, aber ein kleines Stückchen Glück wollte sie sich vom großen Kuchen des Lebens stibitzen, jetzt, wo sie ihn so tief in sich spürte, in ihrem Herzen, so stark, dass ihr die Tränen kamen.
Amy neigte den Kopf und sah an seinem faszinierenden Oberkörper hinab. Sie strich zart mit den Fingerkuppen über sein strammes Sixpack. Seine schokobraune Haut war warm und samtig weich, spannte sich über den harten Muskeln, die mit leichten Zuckungen auf ihre Berührungen antworteten. Bis vor Kurzem hatte sie geglaubt, nur sein Äußeres würde sie anziehen, doch was sie empfand, ging weit über das Körperliche hinaus. „Es ist so schön, dich zu fühlen“, murmelte sie an seine Schulter gelehnt und dachte im gleichen Moment darüber nach. Er war ein erfahrener Mann, dazu ein eigenwilliger Vampir. „Du willst sicher nicht reden.“
„Ja, das denkt man von mir“, sagte er leise, ohne sich zu bewegen.
Amy wägte kurz die möglichen Antworten ab. Es widerstrebte ihr, doch sie musste es aussprechen. Sie war schon froh, nicht emotional drauflosgeplappert zu haben, wie sie es sonst oft tat. „Ich glaube nicht, dass du mit deinen Frauen hinterher immer darüber sprichst.“
Sein Griff auf ihrem Rücken verstärkte sich. Durch seinen nackten Körper schienen Wellen von Energie zu fließen. „Es gibt keine anderen Frauen.“
Was sollte das jetzt wieder? Sie wusste es doch! Rasch presste sie ihre Lippen aufeinander, um nichts kaputt zu machen. Wenn er nichts weiter sagte, wovon auszugehen war, würde sie nicht weiter nachhaken.
Ny’lane neigte den Kopf, bis er ihren Hals berührte. „Ich trinke nur von ihnen.“
Amy schluckte. „Kein Sex?“
„Kein Sex“, betonte er langsam.
„Nie?“
Sie spürte Ny’lanes Lächeln, weil sich seine Lippen in ihrer Halsmulde bewegten und sie kitzelten. „Nie.“
„Warum?“
„Es würde mir die Kontrolle über meine Sucht nehmen.“
Amy versuchte, die neue Information einzuordnen. Sie hatte geglaubt, Ny’lane würde sich durchs Leben vögeln, dabei … Wenn es denn überhaupt stimmte, aber wenn, dann … und außerdem … Himmel! Er brachte alles durcheinander.
„Du hast fast ein Jahrhundert mit niemandem …?“
„Was sind schon 91 Jahre?“, raunte er.
„Und was ist mit mir?“, hauchte sie so leise, dass sie meinte, er könnte sie unmöglich verstanden haben. Wieso hatte sie bloß gefragt? Wollte sie hören, dass er sie benutzte, und dass es vorbei war, sobald sie in San Francisco landeten? Oder dass er sie liebte und ewig bei ihr bleiben wollte? War es weniger oder mehr wert, dass sie Körperflüssigkeiten, aber kein Blut ausgetauscht hatten? Für sie? Für ihn? Ihr Gedankenchaos eskalierte und sie schnitt es ab. Die Frage war gestellt. Es gab kein Zurück. Unweigerlich klammerte sie sich fester an ihn, kniff
Weitere Kostenlose Bücher