Schicksal des Blutes
an. Leise wiede r holte sie seine Worte: „D ie Liebe ist das größte Mysterium auf Erden. Sie zu versche n ken heißt, selbst unendlich reich beschenkt zu werden.“
Normalerweise prallten solche Gefühlsduseleien an seinem Panzer ab, den er sich nach Elisabeth zugelegt hatte, doch das überraschende Vertrauen in ihn wühlte ihn derart auf, dass sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog. Er wagte nicht, Amy anz u sehen. Nur mühsam brachte er über die Lippen, was er dachte. „Danke. Aber was hat meine Liebe mit unserem Problem zu tun? Ein Engel tötet Frauen und legt die Welt in Schutt und Asche.“ Ihm war schlecht vor Sorge, weil sie tatenlos herumstanden und nichts tun konnten.
„Wir wissen, du gehörst zum Rat. Wir müssen herausfinden, welche Macht in dir steckt. Meine Liebe zu meinem Bruder Jonas rettete ihn vor dem Untergang, obwohl ich ihn damals hasste. Die Liebe meiner ersten Frau Alisha half mir, den richtigen Weg zu finden, so wie Josephine jetzt. Ebenso Cira und Jonas oder Samantha und Timothy. Was wären wir alle ohne Liebe? Sie ist die stärkste Kraft.“
Ny’lane bemerkte, dass er Amy ansah und schluckte. Mit ihrem Tod würde er ebe n falls sterben. Alles in ihm drängte zu ihr. Er wollte sie auf Knien anflehen, ihn zu li e ben. Er wollte sie zum Vampir machen … doch auch das würde sie nicht vor der ve r heerenden Rache des enttäuschten Engels schützen.
~ ~
„Es gibt noch etwas, was Ny’lane verschwiegen hat“, sagte Amy und fühlte sich derart unwohl in ihrer Haut, als wäre es nicht die ihre.
Ny’lanes Blick verwirrte und ängstigte sie. In ihm lagen so viel Hass und Verzwei f lung, es riss sie mit hinunter. Aber sie mussten jeder Spur nachgehen. Amy erzählte von Aziza und von Jitus Verschwinden, nachdem er das uralte Manuskript seines V a ters gefunden hatte. Von Azizas verzweifelter Suche nach ihrem Mann in ganz Afrika. Von ihrer unerschütterlichen Liebe zu Jitu. „Ny’lane ist sozusagen im Traum von Az i za empfangen worden. Sie träumte von Jitu, der zu der Zeit schon vier Jahrhunde r te verschollen war, träumte Nyls Namen und von ihrer Vereinigung. Aziza ist fest davon überzeugt, Ny’lane sei ihr und Jitus Sohn.“ Sie spürte die Skepsis im Raum. „Ich habe Aziza zuerst auch nicht geglaubt. So wie Nyl. Doch sie ist nicht verrückt. Wenn es keine unbefleckte Empfängnis war, könnte es nicht ein Zauber gewesen sein?“
Die Frage hing im Raum, bis Elassarius’ leicht knirschende Stimme die Stille brach. „Altehrwürdigen Hexen ist es möglich, einen solchen Zauber ohne natürliche Ressou r cen zu wirken.“
„Ohne Sperma, meint er.“ Lilith grinste und rollte mit den Augen.
„Oder Ny’lane ist wirklich ein Engel“, sagte Timothy so ernst, dass es schon fast zum Lachen war. „Ein Sohn des letzten Nephilims.“
„Blödsinn. Mein Ex-Boss macht keine Fehler und keine halben Sachen. Er hat i m mer alle abgemurkst. Außerdem hatten die echte Flügel, keine aufgemalten.“
„Aziza träumte seinen Namen?“, fragte Sam nach. Nyl wandte sich endlich von ihr ab und Sam zu. Er nickte. „Hat er eine Bedeutung?“, hakte Sam nach.
Nyl schüttelte den Kopf. „Ich wüsste keine.“
„Der Älteste sprach deinen Namen auch seltsam aus, als er Dad seine Aufgabe ertei l te. Eher wie Nielanee.“ Timothy tippte auf der Tastatur. „Es gibt viele afrikanische Namen mit Ny, aber Ny’lane existiert nicht. Wo bist du geboren?“
„In Ägypten. 1880“, brummte er. „Ich wuchs in Alexandria auf.“ Amy merkte, wie unangenehm es ihm war, dass das Schicksal aller mit ihm zusammenhängen könnte.
Cira lächelte. „Das ist seltsam. Ich dachte immer, dein Name klingt, als würdest du vom Nil kommen, dem Fluss. Ich wusste nicht, dass du dort geboren bist.“
„Ach nee!“, rief Lilith plötzlich und alle fuhren zu ihr herum. Man vergaß die alte Dame schnell, weil sie sich stets im Hintergrund hielt. Ganz im Gegensatz zu Liliths rotzfrecher Klappe. „Ihr seid aber auch schwer von Begriff.“ Lilith hob die vollen Brüste samt BH an, als wollte sie deren Gewicht testen. Sie genoss die Aufmerksamkeit aller. „Wenn die allein gelassene Mami den Namen vom Bad Boy nur geträumt hat, hat sie ihn vielleicht falsch geschrieben. Hm? Wie wäre es mit Nil-ane?“
„Wo hat Jitu das Manuskript gefunden?“, fragte Jonas. Vielleicht hatten sie einen brauchbaren Ansatz gefunden. Die Frage war, ob er ihnen weiterhelfen würde.
„Das sagte Jitu ihr leider nicht“,
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