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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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wie?“
    „Während wir diskutieren, könnte Nephilim auf die Erde kommen und mit dem Töten anfangen“, sagte Cira in belegtem Tonfall. „Ich vertraue Nyls Instinkt. Sein Dad ist dort. Doch die Magie ist zu stark. Sie schwächt mich sogar auf diese Entfernung.“
    Amy schwankte bedenklich. Er nahm sie in den Arm und stützte sie. „Okay“, murmelte sie. „Nur zu wenig Sauerstoff.“
    „Ich bringe dich nach oben.“
    „Nein!“ Amy küsste ihn auf die Wange und löste sich von ihm. „Schon okay! Wir müssen etwas tun. Und ich weiß auch, was.“
    In Ny’lane breitete sich Stolz auf Amy aus, dann zuckte er zusammen, als er Amys rasche Bewegung wahrnahm.
    „Die Magie wirkt nur bei Wesen. Ich suche Ji…!“ Amys Stimme verlor sich im Nichts.
    Nyl sprang vor, wurde aber augenblicklich von Jonas und Timothy zurückgezogen. Amy war verschwunden. Sie war durch den Schutzbann in den Tunnel geschlüpft. Fassungslos überlief es ihn eiskalt. Warum hatte sie das nur getan? Er hätte sie aufhalten müssen! Lebte sie noch? Er würde nicht weiterleben wollen, wenn Amy starb. Die Erde begann zu zittern, ließ das Gewölbe immer gewaltiger beben. Wie in Trance nahm er wahr, wie der Gang vor ihm donnernd einstürzte, Geröll sich herauswälzte und Hände ihn vom Eingang wegzerrten. Das ohrenbetäubende Szenario dauerte einige Zeit, dann wurde es gespenstig still. Nyls Herz zog sich zu einem Sandkorn zusammen. Er stürmte zu dem verschütteten Durchgang und schleuderte wie besessen Steine nach hinten. „Amy!“, brüllte er, „Amy, halte durch, ich komme!“
    Alle anderen gruben mit ihm das Felsgeröll aus dem Tunnel. Sie kamen nicht voran. Nach einer gefühlten Ewigkeit schluchzte Nyl nur noch ihren Namen. Seine Muskeln brannten, seine Gedanken wirrten umher. War sie vor dem Einsturz noch aus dem Tunnel herausgekommen? Hatte sie noch Sauerstoff? Er witterte sie nicht, weil die Magie es verhinderte. Tränen und Schweiß vermischten sich. Er hatte noch nie solche Angst verspürt. Hatte er Amy verloren? Sie hatten es so weit geschafft. Fanatisch arbeitete er weiter, entfernte wie ein Irrer Stein um Stein, obwohl zwei nachrutschten, wenn er einen davonschleuderte. Der Zugang war und blieb magisch geschützt.
    „Es ist aussichtslos“, hörte er Ciras sanfte Stimme hinter sich.
    „Nein!“, brüllte Ny’lane. „Ich werde niemals aufgeben! Ich hol sie da raus!“
    „Sie lebt nicht mehr, ich spüre sie nicht“, sagte Timothy tonlos vor Trauer.
    „Ich spüre sie aber!“ Nyl schlug sich auf die Brust. Jeder in der Höhle vernahm den Widerhall. „Dort ist sie! Genau dort! Für immer!“
    „Du trägst ihr Blut in dir“, sagte Jonas.
    „Ja, verdammt. Ja!“, brüllte er und wuchtete einen großen Gesteinsbrocken zur Seite.
    „Dann spürst du Amy wirklich?“, fragte Cira hoffnungsvoll.
    „Nein! Doch das ist mir egal! Mir ist alles scheißegal. Amy gibt niemals auf! Ich gebe niemals auf!“ Nyl zerschlug den nächsten Quader und stieß die Brocken beiseite. Er hatte ihr nicht einmal gesagt, dass er sie liebte. „Amy! Ich komme, halte durch!“
     
    ~  ~
     
    Das grauenvolle Gerumpel der herabdonnernden Gesteinsbrocken verstummte und hinterließ ein taubes Gehör. Amy war auf allen vieren immer tiefer in die erdrückende Finsternis gekrochen, nur weg von den Gesteinsmassen und dem Staub, so dick, als würde sie puren Sand atmen. Nach unzähligen Hustenanfällen kauerte sie sich mit dem Rücken an einen glatten Fels und ließ lautlos Tränen rollen. Angst und Schrecken versetzten sie in Starre. Sie war allein in vollkommener Dunkelheit in Hunderten Metern Tiefe in einer uralten Grabkammer eingesperrt, die kaum Sauerstoff enthielt. Sie hörte nichts. Totenstille. Das Vakuum schmerzte in den Ohren. Sie schluchzte laut auf. Sie hatte Jitu finden und befragen wollen, um mit seinem Wissen zurückzukehren. Aber nun war ihr der Rückweg versperrt. Sie war lebendig begraben.
    Es dauerte eine Weile, bis sie das unkontrollierte Zittern unterdrückte. „Reiß dich zusammen. Sie werden einen anderen Eingang zu dir finden.“ Sie tastete mit beinahe gefühllosen Fingern nach ihrem Smartphone, das sie geistesgegenwärtig in die Tasche gesteckt haben musste. Sie erinnerte sich nicht, aber da war es. Das, was sie im matten Lichtkegel sah, ließ sie sich erneut hustend vornüberbeugen. Rasch knipste sie das Handy aus, während sie keuchte. Die Luft war gräulich vor Staub. Der Tunnelausgang mündete auf einer Art Empore, auf der sie

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