Schicksal des Blutes
Hand zur Faust. Verfluchte Blindheit, jetzt, wo er alles benötigte, was er aufzubieten hatte.
Nyl verringerte das Tempo, weil er direkt vor sich ein abruptes Ende des Ganges witterte. „Stopp“, rief er, doch es war bereits zu spät. Der Boden des Tunnels brach plötzlich unter ihnen weg. Elassarius entriss ihm Amy. Ny’lane schrie, als er mit den anderen in eine unendliche Tiefe stürzte und stürzte. Ein Geräusch von durch die Luft schlagenden Flügeln drang zu ihm herab. Der Aufprall zerbrach ihm einige Knochen, dennoch sprang er an der ebenen Felswand des Schachts hinauf. Ein Steinbrocken traf ihn an der Schulter und stieß ihn hinab. Brüllend schlug er mit dem Rücken auf dem Felsboden auf und trat in letzter Sekunde nachfallendes Gestein beiseite. Sam stöhnte irgendwo vor Schmerz. Zum Glück hatte sie Vampirblut in den Adern. Alle versuchten panisch, hinaufzuklettern, der tödlichen Falle zu entrinnen.
„Amy?“, brüllte Nyl nach oben gegen das Getöse von herabbrechendem Geröll an. Alles vibrierte wie bei einem Vulkanausbruch. Sie war nicht mit ihnen gefallen.
„Ich habe Amy im Gang abgesetzt.“ Nyl hörte Elassarius in seinem Schädel. „Ein riesiger Brocken aus der Decke senkt sich auf die Grube! Beeilt euch!“ Ein eiskalter Schauder durchzuckte Nyl. „Schnell!“, rief er den anderen zu, „der Sargdeckel schließt sich hier gleich!“ Er schlug seine Klauen in die Felswand, erklomm den senkrechten Schacht. Immer mehr Steine prasselten auf ihn nieder. Tonnen würden sie begraben.
Ein Brüllen wie von tausend Titanen durchschnitt das ohrenbetäubende Gepolter. „Klettert hoch!“, donnerte die Stimme des Gargoyles. „Ich weiß nicht, wie lange ich mich gegen das Gewicht stemmen kann.“
Ny’lane bezwang hinter Timothy mit Sam die steile Wand. Ein Schrei. Reflexartig griff Nyl zu, als ein Körper an ihm vorbeirauschte. Seine andere Klaue krallte sich in den Fels. Fast hätte der plötzliche Ruck ihn hinabgerissen. Samantha hing an seinem Arm. Sie war gefallen. Er zog sie sich auf den Rücken und sie klammerte sich fest.
„Heilige Scheiße noch mal!“, röchelte Sam, am ganzen Leibe zitternd.
„Danke!“, drang von oben Timothys geschockter Bariton herab. „Ich helfe Amy!“
Vorsichtig kletterte Ny’lane mit Sam auf dem Rücken die Felswand empor. Alle Sinneseindrücke waren verwirrend. Der Steinschlag brachte seine Wahrnehmung durcheinander. „Sam, sag mir, was du siehst.“
„Jonas und Cira klettern unter uns“, sagte Sam keuchend. Ein Stein hatte sie am Kopf getroffen, deshalb war sie gefallen. Nyl roch das Blut. „Elassarius stemmt sich gegen die Decke. Er fliegt über dem Loch, in dem wir stecken. Die Decke senkt sich, wird uns den Ausgang verschließen, uns begraben. Timothy erreicht den Rand …“
„Nein!“ Timothys Schrei drang durch die Höhle.
Samantha zuckte zusammen und Nyl spürte augenblicklich die Magie von Timothys Aura. Mit einem gewaltigen Satz sprang er über den Rand der Fallgrube. Er sah es nicht, aber er hörte es. Der Tunnel, aus dem sie gekommen waren, brach ein. Geröll wälzte sich langsam vor, trieb sie zum senkrechten Loch. Nyl streckte die Hand nach Amy aus und sie fiel ihm in die Arme. Er schirmte sie so gut es ging gegen die herabfallenden Steine ab.
„Jonas, Cira! Schneller!“, rief Sam nach unten, dann an ihn gewandt: „Nur ein Stück der Decke senkt sich. Ein riesiger Brocken über der Grube. In der Decke ist eine Höhle.“ Sie drehte sich um. „Timothy umgibt eine hellblau leuchtende Kugel. Er stellt sich den Gesteinsmassen im Tunnel in den Weg.“ Sams Gestammel verwandelte sich in hysterisches Gekreische. „Wenn er es nicht schafft, fallen wir zurück in die Grube!“
Ny’lane ließ Amy los und rannte auf Timothy zu, um ihm zu helfen.
„Nein“, sagte Timothy. „Es zerfetzt dich, wenn du mich berührst. Geh!“
Immer mehr Gestein rutschte nach, schob sich wie eine Lawine unaufhaltsam gegen und auf Timothys blaue Aura. Der gewaltige Druck sprengte alles Fassbare. Nyl lief zum Schacht. Jonas und Cira zwängten sich zwischen Grubenrand und dem riesigen Brocken, den Elassarius aufzuhalten versuchte, heraus. Fieberhaft suchte Nyl nach einem Ausweg und witterte ihn in der Decke. In der Höhle führte ein Gang weiter.
„Lass den Brocken los!“, schrie Cira. „Lass los! Komm rauf!“
„Lässt er nicht zu“, röchelte Elassarius. Seine Kraft ließ nach. Er sank immer tiefer in die Falle. „Magisch.“
„Flieg hoch und
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