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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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Land, einen Küstenstreifen wittern konnte. Nichts. Derbe Flüche zerbarsten in seinem Schädel, in dem nach wie vor ein widerhallendes Donnern vorherrschte, als würden riesige Engel den Mond als Gong missbrauchen. Sein Jet war mit Sicherheit explodiert.
    Er zerriss nach und nach die Polyäthylenmaschen, schälte sich mühsam aus dem wirren Netz. Schwindel ließ ihn würgen. Keuchend blieb er auf dem Rücken liegen, versuchte zitternd, die Schmerzen der über den ganzen Leib verteilten Verbrennungen und inneren Verletzungen und die viel zu langsame Heilung auszublenden, bis sein Retter sich neben ihm regte, um als lebensnotwendiger Snack zu dienen. Vor Erschöpfung und Qual fiel er zeitweise in tiefe Besinnungslosigkeit. Den Mann aus Gier und Selbsterhaltung nicht zu töten, kostete Nyl beinahe den Verstand. Zwischen seinen Ohnmachtsanfällen torpedierten ihn konfuse Fragen.
    Weshalb wollte der gefallene Engel ihn beseitigen? Priesterblut? Warum er?
    Irgendwann war er zum Steuerpult gekrochen und noch vor der Morgendämmerung erreichten sie eine breite Bucht. An den blau-weiß-grün gestrichenen Booten erkannte er, dass er zumindest an der richtigen Küste gelandet war. Die junge Bevölkerung von Sierra Leone liebte die Farben der Nationalflagge, mochte es bunt, laut und fröhlich. Absolut nicht sein Fall. Aber was sollte es, er würde nicht viel Zeit hier verbringen. Eigentlich gelüstete es ihn jetzt nur nach weiblichem Blut, einer Dusche, neuen Klamotten, ein paar Flaschen und einer Frau.
    Er stutzte über seine Gedanken, schaltete den Motor ab und sprang auf den verlassen im Mondschein liegenden Sandstrand. Seine Knochen knackten, als wäre er ein hundertjähriger Mensch. Er knurrte ungehalten, um die geißelnden Stromstöße seiner heilenden Brüche hinauszulassen. Ein Bursche trat aus einem Palmenwald auf den Strand und kam auf ihn zu. Er roch nach Sohn.
    „Wie heißt der vom Kutter?“, fragte Ny’lane rau.
    Der junge Mann zuckte zusammen und blickte skeptisch zu ihm hoch, dann lief er weiter auf das Boot zu.
    „Hey …!“ Nyl wollte einen Satz hinter dem Kerl hermachen, als er einen anderen in seinem Rücken witterte. Er wirbelte herum. Seine Reflexe und Sinne hatten sich noch nicht voll regeneriert. Er bewegte sich wie eine behinderte Schnecke.
    „Ibrahim Akello Cociga. Warum?“ Der Fremde lächelte. Die weißen Zähne hoben sich von dem Dunkelbraun des Gesichtes ab. Dem Geruch nach auch ein Fischer.
    „Hotel?“, knurrte Nyl und trat einen Schritt auf ihn zu.
    Der Mann kniff die Lider zu einem Schlitz, schien im Mondschein seine Verbrennungen zu erkennen. Sein Antlitz spiegelte Entsetzen wider und nur zögerlich zeigte er die Straße hinunter und nach links. Ein gelbes Reklameschild blinkte gegen die schwindende Nacht an und bewies, dass er nicht log.
    Keine fünf Minuten später sackte eine der beiden Damen in Trance auf dem Bett des schäbigen Hotelzimmers zusammen. Die andere schob er mit ausgestrecktem Arm rückwärts durch das Badezimmer in die Dusche. Bevor ihr Schrei – ob wegen des kalten Wassers oder seiner Grobheit, war ihm egal – ihren Mund verließ, legte er seine Handfläche auf ihre Lippen und biss kräftig zu.
    Wie heißes, reines Ethanol strömte der einzig wahre Lebenssaft über seine Zunge, floss in seinen Rachen, überflutete seinen Körper mit Kraft und Lust. Er trank inbrünstig, während die erhoffte Wirkung eintrat, ihn heilte, ihn puschte, ihn befriedigte, ihn gierig weitersaugen ließ. Mehr!
    Mit einem Arm um ihre Hüfte hielt er die leicht benebelte Frau an den Fliesen aufrecht. Mit seiner freien Hand zerrte er sich das alte, muffige Fischerhemd vom Oberkörper. Endlich spürte er wieder jeden einzelnen Tropfen auf seiner genesenden, nackten Haut, wie sie ihm auf die Schulter prasselten und rasch über seine Wirbelsäule hinabrannen, Dreck und Blut fortspülten. Ein wohliger Schauder überlief ihn.
    Ruckartig riss er die Augen auf, zog seinen Mund zurück, leckte sich geistesabwesend die Lippen. Er blinzelte. Nein, die benommene Frau in seinem Arm war schwarz, so, wie es sein sollte. Ein atemraubendes Kribbeln durchrieselte ihn, als striche jemand mit einer Federspitze über seine empfindsame Halsseite, hinab über seine Brustwarzen, die sich verhärteten, weiter …
    Nyl schluckte nervös, starrte zur Decke. Er stieß heiße Luft aus und wischte sich das Duschwasser aus dem Gesicht. Das war unmöglich! Und doch … Er versiegelte seinen Biss am Hals der Frau und

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