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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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verbindlich. »Haben Sie sonst noch Wünsche?«
    »Hinaus!« brüllte Wagner mit krebsrotem Gesicht. »Hinaus!«
    »Bitte sehr!«
    Bereitwillig kam Dr. Thomas Bruckner dieser Aufforderung nach.

10
    Yvonne Bergmann lag mit geschlossenen Augen auf der Couch. Ihre Gedanken waren weit fort … Vergeblich hatte sie versucht, sich abzulenken. Sie konnte sich einfach nicht auf die Lektüre konzentrieren. Das Buch entglitt ihrer Hand, ohne daß sie eine Zeile wahrnahm.
    »Thomas!«
    Immer wieder formten ihre Lippen diesen Namen. Er war für sie gleichsam zum Symbol geworden, zum Symbol für Jugend, Vitalität, Glück und – Liebe.
    Liebe?
    Mit einem Seufzen strich sich Yvonne über die Augen. Liebte sie diesen Mann wirklich? Das war doch nicht möglich … das durfte einfach nicht sein! Sie gehörte doch zu Robert, zu Robert Bergmann. Seit einem Jahr war sie seine Frau, und sie war bislang immer stolz darauf gewesen. Ja, stolz! Aber – hatte dieses Gefühl etwas mit Liebe zu tun?
    Das Telefon schrillte.
    Yvonne schnellte hoch, zögerte einen Moment und nahm dann den Hörer ab. Ihre Hand zitterte. Sie meldete sich mit der Nummer und lauschte angespannt.
    »Hallo, hier Breitenbach! Spreche ich mit Frau Ruth Claasen?«
    »Nein! Sie sind falsch verbunden!«
    Enttäuscht warf sie den Hörer auf die Gabel. Was hatte sie eigentlich erwartet? Eine Nachricht von Robert oder – Thomas' Stimme? Sie wußte es nicht.
    Außer ihrer Sehnsucht nach diesem jungen Mann erfüllte sie noch ein anderes Gefühl, etwas, das Sorge bereitete und schmerzte: die Angst um Robert. Er war in den letzten Tagen so verändert gewesen – wortkarg, gereizt, unzugänglich. Außerdem hatte er abends ungewöhnlich müde und abgespannt gewirkt.
    »Verzeihung, gnädige Frau, ich habe schon zweimal geklopft.«
    Unwillig wandte Yvonne Bergmann den Kopf. Lina, ihre alte Hausangestellte, stand in der Tür.
    »Ja, was gibt's?«
    »Ich wollte nur fragen, wann Sie das Abendbrot wünschen und … und für wie viele Personen?«
    »Ich erwarte meinen Mann heute Abend zurück. Legen Sie zwei Gedecke auf, und lassen Sie sich etwas Leckeres einfallen. Ich gebe Ihnen noch Bescheid, wann.«
    »Danke, gnädige Frau!«
    Lina zog sich geräuschlos zurück. »Wieder zwei Gedecke«, murmelte sie draußen, »wo Johann doch gesagt hat, daß der Herr Professor auf unbestimmte Zeit verreist.« Ob es die Gnädige vielleicht überhaupt nicht wußte? Komisch, wie sie an dem alten Herrn hing – so jung und schön, wie sie war!
    Yvonne durchzuckte plötzlich ein Gedanke. Sie mußte endlich wissen, wer ihr Bekannter war. Thomas kam aus Berlin, soviel stand fest. Schließlich hatte sie sich gestern schnell seine Autonummer notiert.
    Sie griff wieder zum Telefon und wählte die Auskunft.
    »Geben Sie mir bitte die Nummer der Registrierungsstelle für Kraftfahrzeuge … Ja, ich notiere …«
    Wieder surrte die Wählscheibe. Wenige Minuten später wußte Yvonne Bergmann Bescheid.
    »Dr. Thomas Bruckner, wohnhaft Berlin-Wilmersdorf …«
    Überrascht lauschte sie ihrer eigenen Stimme. Hatte sie eben laut gesprochen? Was war nur los mit ihr seit … seit jenen Stunden gestern im ›Troika‹?
    Thomas – Robert … Thomas – Robert …
    Dr. Bruckner kehrte in den Behandlungsraum zurück.
    Schwester Euphrosine schien es nicht zu bemerken. Sie stand, wie zur Salzsäule erstarrt, mit verschränkten Armen mitten im Zimmer und rührte sich nicht. »Herkules«, der Krankenpfleger, machte sich am Verbandstisch zu schaffen.
    »Ich möchte hier anfangen.« Mit liebenswürdiger Bestimmtheit zeigte der junge Assistenzarzt auf einen Patienten, der ihm zögernd sein krankes Bein hinhielt. »Bitte, nehmen Sie den Verband ab«, wandte er sich an den Pfleger. Langsam kam dieser heran und tat das, was ihm Dr. Bruckner gesagt hatte.
    »Halt!« unterbrach der neue Arzt die Prozedur. »Sie können doch da nicht so einfach mit den Fingern rangehen.«
    »Warum denn nicht? Ich mache das schon seit Jahren so, und ich werde …«
    »… es jetzt ändern«, ergänzte Thomas Bruckner.
    Der Pfleger schaute hilfesuchend Schwester Euphrosine an. Sie nickte ihm aufmunternd zu und stolzierte dann, dadurch ihr Desinteresse bekundend, langsam zum Fenster.
    »Aber weshalb denn?« begehrte ›Herkules‹ gekränkt auf. »Die Herren vor Ihnen haben diese Methode für richtig gehalten.«
    Die Kranken vergaßen, ihre lädierten Gliedmaßen im Badewasser zu bewegen.
    »Sie sollen es ändern!« Bruckner wunderte

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