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Schicksal in zarter Hand

Schicksal in zarter Hand

Titel: Schicksal in zarter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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verboten, dich aufzusuchen. Also muss ich dich bitten, mich bei ihm nicht zu verpetzen. Du siehst, das Verhältnis zwischen meinem Sohn und mir liegt in deiner Hand.“ Er lächelte reuig.
    Beinah wäre sie weich geworden und nicht länger auf der Hut gewesen.
    „Es gibt da etwas, was ich mit dir besprechen muss“, fügte Salvatore hinzu.
    „Möchtest du dich nicht setzen?“, bat sie, denn sie kam sich unbehaglich vor, wenn sie zu ihm aufsehen musste.
    Er blickte auf seine Armbanduhr und schüttelte den Kopf. „Ich muss in wenigen Minuten zum Flughafen und nach New York fliegen. Wir sind nahe dran, einen wichtigen Vertrag abzuschließen, der unserer Werft auf Jahre hinaus Arbeit sichert. Franco hat sich bisher um die Einzelheiten gekümmert. Da er jetzt ausfällt, muss ich für ihn einspringen.“
    Lexi nickte und trank einen Schluck Orangensaft.
    „Ich muss dich um einen weiteren Gefallen bitten“, redete Salvatore weiter. „Franco ohne Unterstützung hierzulassen, ist undenkbar. Ich werde natürlich rechtzeitig zu Marcos Beerdigung nächste Woche zurückkommen.“
    Ganz offensichtlich hatte er nicht darüber nachgedacht, dass sie den Termin für die Trauerfeier nicht gewusst hatte.
    „Sofort danach muss ich nach New York zurück. Franco wird, wenn alles weiterhin gut geht, in wenigen Tagen aus dem Krankenhaus entlassen. Da er sich voll und ganz auf dich verlässt, wie man deutlich merkt, wollte ich dich bitten, ihm auch in den kommenden Wochen zur Seite zu stehen und ihm über die schwere Zeit hinwegzuhelfen.“
    „Um welchen Zeitraum handelt es sich denn? Ich habe einen Job in London … und andere Verpflichtungen.“
    „Nun ja, einen Monat Urlaub wird dir dein Arbeitgeber wohl zugestehen. Das ist doch bestimmt nicht zu viel verlangt, oder?“
    Da kennt er Bruce schlecht, dachte sie. Auf das Gespräch mit ihrem Chef freute sie sich wirklich nicht.
    „Da Franco noch immer keinen von seinen Freunden sehen möchte, ist es das Beste, wenn ihr beide euch gleich ins Castello Monfalcone zurückzieht. Pietro und Zeta werden sich um euch kümmern“, schlug Salvatore vor.
    Ach, Monfalcone, dachte Lexi wehmütig. Auf dem Familiensitz der Tolles, einem wunderschönen alten Schloss, gebaut aus goldfarbenem Sandstein, hatte sie Franco geheiratet – und die stürmischen Tage ihrer kurzen Ehe verbracht.
    An den Hochzeitstag dachte sie nur ungern, denn Francos Familie war ihr voller Feindseligkeit entgegengetreten. Wütend hatte Franco sie, seine frischgebackene Ehefrau, noch vor dem ersten Walzer ins Auto gepackt und war mit ihr in sein Apartment in Livorno gefahren.
    Dort waren die Feindseligkeiten zwischen ihnen beiden ausgebrochen und innerhalb einer Woche derartig eskaliert, dass sie es vorzogen, nach Monfalcone zurückzukehren. Das Haus war so weitläufig, dass sie sich dort aus dem Weg gehen konnten …
    „Ohne dich wird er nicht nach Monfalcone gehen“, meinte Salvatore ausdruckslos. „Wenn du nicht bleiben willst, wird er dir nach London folgen. Ich verstehe nicht, warum er plötzlich dermaßen auf eure Ehe fixiert ist, die doch so gut wie geschieden ist. Aber er denkt momentan ständig daran.“
    Ich auch, erklärte Lexi im Stillen. Leider waren die Gedanken meist alles andere als erbaulich. Zu viele unschöne Erinnerungen verbanden sich mit den bitteren, einsamen Monaten …
    „Verlange ich zu viel von dir?“
    Lexi blickte hoch und entdeckte in seinen Augen einen Ausdruck, den sie nie im Leben darin erwartet hätte. Es sah aus wie … ja, wie Verzweiflung.
    Anscheinend wusste Salvatore Tolle, der einflussreiche Großindustrielle, nicht, was er tun sollte, falls sie ihm seine Bitte abschlug. Seine Firma brauchte ihn dringend, und er musste seine Pflicht tun, ob es ihm passte oder nicht.
    „Ich bleibe hier“, versprach Lexi ihrem Schwiegervater.
    Dann lächelte sie schwach, als ihr einfiel, wie oft sie das in den vergangenen vierundzwanzig Stunden schon gesagt hatte.

4. KAPITEL
    Verblüfft blieb Lexi an der Tür zum Krankenzimmer stehen. Die Apparate waren abgebaut, auf dem Bett türmten sich Kissen – und Franco schien verschwunden zu sein.
    Dann entdeckte sie ihn in einem bequemen Sessel am Fenster, die Beine unter einem Tisch ausgestreckt, auf dem ein offener Laptop stand.
    „Hallo! Du bist aufgestanden, wie ich sehe“, rief sie betont munter. „Das ist fein.“
    „Red nicht mit mir, als sei ich ein Kleinkind“, erwiderte er so schroff, dass sie sofort auf der Hut war. „Du bist spät

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