Schicksal in zarter Hand
hob das Plüschtier hoch und verzog leicht das Gesicht. Dieses Geschenk war wie ein Versuch Lexis, die Zeit zurückzudrehen zu diesem herrlichen Sommer damals. Er durchschaute, was sie damit bezweckte: Sie wollte ihn an die glücklichen Tage erinnern, als sie frisch verliebt und sich genug gewesen waren – und ihm so über Marcos Tod hinweghelfen.
Den sanften Kuss meinte er noch immer auf den Lippen zu spüren. Sie aber hatte danach zurückhaltend ausgesehen, fast so, als sei sie verlegen, wolle aber alles tun, um die Stimmung nicht zu verderben.
Der Kuss letzte Nacht war allerdings etwas ganz anderes, dachte Franco grimmig. Da war die andere Lexi zum Vorschein gekommen – stürmisch, leidenschaftlich und mitfühlend. Diese Frau wollte er zurück. Er war fest entschlossen, sie wieder für sich zu gewinnen.
Lexi stand auf und trug die Tüten zum Bett. Dort leerte sie sie aus und begann, die Sachen ordentlich zu falten.
Warum eigentlich habe ich vorhin kritisiert, was sie anhat? dachte Franco beim Anblick ihrer langen, schlanken Beine, die in den engen Leggings bestens zur Geltung kamen.
Plötzlich erinnerte er sich, wie es sich früher angefühlt hatte, wenn Lexi ihm im Bett die Beine um die Taille schlang. Heißes Verlangen durchzuckte ihn. Ja, sie wirkte unglaublich verführerisch auf ihn, obwohl sie so einfach angezogen war. Das Top betonte ihre hohen festen Brüste und die schmale Taille. Die langen Haare hatte sie im Nacken zu einem lockeren Knoten geschlungen.
Es juckte Franco förmlich in den Fingern, die Spangen aus diesem braven Knoten zu ziehen, sodass ihr die Haare in ihrer ganzen seidigen Pracht auf die Schultern fielen und er die Finger hindurchgleiten lassen konnte! Danach würde er das störende Top …
Ein Telefon klingelte durchdringend.
Es war nicht seines. Lexi holte ihr Handy aus der Handtasche und blickte stirnrunzelnd aufs Display.
„Entschuldige mich bitte, Franco. Den Anruf muss ich entgegennehmen.“ Rasch verließ sie das Zimmer.
Aber nicht rasch genug, dass er nicht gehört hätte, wie sie „Hallo, Bruce“ sagte.
Als er aufstand, tat jede kleinste Bewegung höllisch weh. Doch sein kalter Zorn ließ ihn den Schmerz ignorieren. Leise fluchend schaute er nach draußen. Unten im Hof stand die Limousine. Pietro lehnte am Kühler und unterhielt sich mit einem der Männer vom Sicherheitsdienst, die engagiert worden waren, um die Klatschreporter im Zaum zu halten. Die lauerten außerhalb des Krankenhausgeländes, wie Franco von hier oben sehen konnte.
Lexi hatte die Journalisten nicht erwähnt. Ob die Paparazzi sie vorhin belästigt hatten? Sie waren bestimmt gierig auf neue Informationen. Das Internet war voll von Berichten über den Unfall und Marcos tragischen Tod.
Bruce Dayton, geschniegelt wie immer, hatte auch einen Kommentar abgegeben: Er wolle nichts weiter sagen, als dass Lexi ihrem Mann in diesen schweren Zeiten selbstredend beistehe, hatte er in einem Interview verlauten lassen.
Natürlich hatte er neben dem Schild seiner Agentur gestanden und somit ausreichend Publicity bekommen – was vermutlich ohnehin sein einziges Anliegen gewesen war.
Warum ruft er jetzt an? dachte Franco missmutig. Hatte Bruce etwa Angst, die Kontrolle über sie zu verlieren? So wie im Sommer vor vier Jahren?
Wenn es um Lexi ging, wurde Bruce zum Kontrollfreak, und zwar zu einem gefährlichen. In seinen silbergrauen Augen hatte man deutlich seinen Besitzanspruch lesen können, immer wenn er seinen Schützling ansah.
Und als Lexi Italien damals verlassen hatte, war sie direkt zu Bruce zurückgekehrt. Es musste ein wahrer Festtag für ihn gewesen sein! Nach außen hin hatte er natürlich nur den besorgten väterlichen Freund gemimt.
Dass Bruce letztendlich erfolgreich gewesen war und Lexi ins Bett bekommen hatte, machte Franco bis heute rasend, sobald er daran dachte. Waren sie womöglich noch ein Paar? Setzte Bruce sie gerade unter Druck, um sie zu sich zurückzubeordern?
Franco nahm sein Handy und rief Pietro an, dann humpelte er, das Gesicht vor Schmerz verzerrt, zum Schrank.
Lexi ging draußen im Flur in einer Nische auf und ab, wo niemand sie belauschen konnte.
„Du hast nicht vor, demnächst wieder zur Arbeit zu kommen, oder?“, fragte Bruce herausfordernd.
„Das habe ich nicht gesagt“, erwiderte sie, über den eisigen Ton betroffen. „Ich fände es aber gut, wenn wir momentan etwas Abstand hielten. Du hast mir doch selbst geraten, genau zu schauen, wohin mein Lebensweg
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