Schicksal in zarter Hand
zu halten. Lexi war eigenwillig und keineswegs die schwache, gefühlsbetonte Frau, die viele in ihr sahen. Ja, sie besaß ein heißes, impulsives Temperament, und er sah ihr an, wie sehr sie kämpfte, das im Zaum zu halten. Mit seiner Bitte hatte er sie quasi an sein Bett gefesselt, und das behagte ihr gar nicht.
Ihm schon! Nun wollte er nur noch, dass sie ihm bestätigte, sie werde ihn vorerst nicht allein lassen.
„Na gut. Ich verspreche dir, hierzubleiben“, sagte Lexi schließlich widerstrebend.
„Dann bleibe ich liegen, bis man mich aufstehen lässt“, versicherte er und zog langsam seine Hand unter der Bettdecke hervor. Sie verstand die Geste und legte nach kurzem Zögern ihre Hand hinein. Jetzt ist es mit Handschlag besiegelt, dachte Franco zufrieden und schloss seufzend die Augen.
„Wie spät ist es?“, erkundigte er sich.
„Zehn Uhr. Abends. Du hast das Essen verschlafen. Deshalb habe ich es gegessen“, gestand Lexi.
„Was gab es denn?“
„Reis mit Tomaten, von Zeta gekocht. Dein Vater hat arrangiert, dass sie dich mit Essen versorgt, damit du nicht die Krankenkost …“
„Hat sie auch ein Dessert geschickt?“
Er versucht schon wieder, mich davon abzuhalten, näher auf seinen Vater einzugehen, dachte Lexi und schwor sich, sein Spiel nicht mitzumachen.
„Ja, wunderbares Tiramisu. Und was deinen Vater betrifft, Franco, so …“
Er zog seine Hand weg. „Seit wann bist du denn sein größter Fan, Lexi? Er hat dich immer behandelt, als wärst du ein Wurm.“
„Weil ich seinem vergötterten Sohn das Leben schwer gemacht habe“, erwiderte sie schroff.
Franco schloss wieder die Augen. Aber egal, was der Arzt sagte, und egal, ob es Franco passte oder nicht, sie würde jetzt über seinen Vater reden!
Sie nahm seine Hand. „Hör mir bitte zu, Francesco, ohne mich zu …“
„Nenn mich Franco“, unterbrach er sie trotzdem. „Wenn du Francesco sagst, weiß ich, dass du wütend auf mich bist. Und wenn du es auf Francesco Tolle ausdehnst, weiß ich, dass ich echte Probleme habe.“
„Du hattest damals ganz aufgehört, mich Lexi zu nennen“, erinnerte sie ihn. „Ich war nur noch Alexia. Das klang immer kalt wie eine Winternacht in Sibirien.“
„Ich war wütend“, verteidigte er sich.
„Wem sagst du das?“
„Ich war ganz wild in dich verliebt, Lexi, aber wir …“
Sie stand so schnell auf, dass er nicht reagieren konnte. Als er endlich die schweren Lider öffnete, hatte er den Eindruck, nicht auf Lexi, sondern auf eine Fremde zu blicken. Eine wunderschöne, völlig distanzierte Fremde.
„Jetzt gehe ich besser“, verkündete sie. „Ich muss mir noch ein Hotel suchen.“
„Pietro hat für dich eine Suite in einem Hotel hier ganz in der Nähe reserviert“, informierte Franco sie und hörte, wie seine Zunge schwer wurde von den vielen Schmerzmitteln, die man ihm einflößte.
Er beschloss, Lexi gehen zu lassen.
Fürs Erste.
„Er wartet auf dich, um dich ins Hotel zu bringen“, teilte er ihr noch mit, ehe er die bleiernen Lider sinken ließ.
„Also bis morgen“, verabschiedete sie sich.
Dann hörte er, wie die Tür behutsam geschlossen wurde.
Vor seinem inneren Augen erschien ein Bild von Lexi, wie sie mit gekreuzten Beinen auf dem Vorderdeck seiner Jacht saß und ihm eine verwickelte Geschichte erzählte, die bei den Dreharbeiten des Films passiert war, der sie letztlich nach Cannes gebracht hatte.
Sie hatte keine Ahnung, dass sie ihm die Sicht nach vorn versperrte. Ihr war auch nicht bewusst, wie herrlich ihre vom Wind gezausten Haare im Sonnenlicht schimmerten. Wie viel der knappe Bikini von ihrem umwerfend schönen Körper enthüllte.
Dass sie noch keine Erfahrung mit Männern hatte, merkte man ihr sofort an, und diese Unschuld umgab sie wie eine schimmernde Aura. Und gerade das weckte in ihm ein heißes, unbezähmbares Verlangen.
Sie hatte ihn wirklich gern gehabt.
Franco legte jetzt den Arm über die Augen und wünschte, die Ärzte hätten ihn mit noch mehr Schmerzmitteln vollgepumpt. Dann wäre er jetzt schon eingeschlafen und müsste nicht der Wahrheit ins Auge blicken: Er war damals ein rücksichtsloser Schürzenjäger.
Seine Gedanken hatten sich nur um die Frage gedreht, wann sie endlich ihm gehören würde. Tür an Tür hatten sie in jenem Sommer gewohnt, und es schien, als sei diese Nähe nur dafür gemacht, sie zu erobern.
Ein Ziel, das sie gemeinsam von Cannes nach Nizza getrieben hatte, nach Cap Ferrat, Monte Carlo und dann nach San
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