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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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Cliff Brooks und den ganzen anderen Menschen auf meinem Pfad, die ich getötet habe. Von meinem Treffen mit Jerry. Von der Zeit, als ich mich mit dem amerikanischen Revolutionär Samuel Adams betrunken und mit ihm gewettet habe, er hätte einfach nicht den Mumm, sich gegen die Briten aufzulehnen.
    Nun ja, in diesem Fall habe ich recht behalten.
    »Aber es ist ja nicht so, dass du das nicht schon alles wüsstest«, füge ich hinzu.
    »Was soll das heißen?«, will er wissen.
    »Komm schon, Teddy. Spiel keine Spielchen mit mir. Ich weiß, dass du die Verantwortung für all ihre Tode trägst.«
    »Ich? Wie kommst du darauf,
ich
wäre dafür verantwortlich?«
    »Oh, tja, keine Ahnung, Gevatter Tod«, sage ich. »Vielleicht, weil es dein
Job
ist?«
    »Hey, ich bin nicht derjenige, der sich plötzlich dazu entschlossen hat, die Schicksale seiner Menschen zu verändern.«
    »Das stimmt«, räume ich ein. »Trotzdem hättest du sie ja nicht gleich alle töten müssen.«
    »Ich habe überhaupt niemanden getötet«, hält Teddy dagegen.
    »Oh, klar«, sage ich. »Als ob ich dir das glauben würde.«
    »Hör mal«, erklärt Teddy und lehnt sich nach vorn. »Sie waren schon alle tot, bevor ich ankam.«
    »Also gibst du zu, dass du über sie Bescheid wusstest.«
    »Natürlich wusste ich Bescheid«, meint Teddy. »Ich bin derjenige, der die Sache Jerry gemeldet hat.«
    »Du hast sie gemeldet?«, frage ich. »Wieso hast du sie gemeldet?«
    »Weil keiner dieser Leute hätte sterben sollen.«
    »Wirklich?«, erwidere ich voller Sarkasmus in der Stimme. »Also deswegen musste ich zweiter Klasse fliegen, um nach Hause zu kommen.«
    »Nein«, sagt Teddy. »Wenn jemand stirbt, komme ich ganz kurz vor dem Eintreten des Todes dort an – ausgenommen vielleicht, ich bin gerade bei der Massage oder bei der Maniküre. Aber von all den Menschen, die du erwähnt hast, wusste ich nicht einmal. Und zwar bis zum exakten Zeitpunkt ihres Todes. Als ich dann dort auftauchte, waren ihre Körper schon kalt und wurden allmählich steif. Und du weißt, wie sehr ich die Totenstarre hasse.«
    Während der Totenstarre können sich die Muskeln der Toten zusammenziehen – und zwar so sehr, dass sich Gliedmaßen bewegen, obwohl der Körper tot ist. Das macht Teddy richtig fertig.
    »Das verstehe ich nicht«, entgegne ich. Mir schwirrt der Kopf vor lauter Whiskey und Koffein. »Wie konntest du denn nicht von ihnen wissen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortet Teddy. »Wieso erklärst du es mir nicht? Du bist doch derjenige, der sich entschlossen hat, Jerry zu spielen.«
    Nichts davon ergibt einen Sinn. Andererseits habe ich mich verdammt noch mal mit dem Universum angelegt.
    »Ich wollte nicht, dass das passiert«, sage ich. »Ich habe nur versucht, ihnen zu helfen.«
    »Na ja, du hast ihnen allen zu einem frühen Tod verholfen. Keiner dieser Menschen stand in meinem Terminkalender. Cliff Brooks etwa. Der war laut Planer erst in siebenunddreißig Jahren fällig.«
    »Also hast du überhaupt nichts mit den Todesfällen unter meinen Menschen zu tun?«, frage ich.
    »Nein«, gibt Teddy zurück. »Das will ich dir die ganze Zeit schon klarmachen.«
    »Oh«, mache ich und nehme einen großen Schluck von meinem Kaffee.
    Einige Momente lang herrscht Stille. Nur die zerbrechliche Stimme von Billie Holiday ist zu hören, während es in meinem Kopf heftig arbeitet.
    »Also«, sage ich. »Was meinst du, wie stehen dieses Wochenende die Chancen der Jets gegen die Patriots?«

43
    W o bist du gewesen?«, fragt Sara. »Und wieso trägst du einen schwarzen Seidenpyjama?«
    Ich bin mir nicht sicher, welche Frage schwieriger zu beantworten ist. Aber da ich bereits meine Identität und die Existenz von Jerry enthüllt habe, kann ich auch gleich reinen Tisch machen.
    Wie
Ehrlichkeit
immer behauptet: Sie selbst währt am längsten.
    »Ich habe mich mit Jerry getroffen«, erwidere ich.
    »Wirklich?«, gibt Sara zurück. »Wie war er drauf?«
    »Angepisst.«
    »Oh«, sagt Sara. »Wie angepisst?«
    Also erzähle ich es ihr.
    Von meinen toten Menschen. Und meiner Suspendierung. Und meinen verlorenen Kräften. Und dem Tag, an dem ich Charles Darwin nackt gesehen habe.
    Natürliche Auslese? Dass ich nicht lache.
    »Also keine Lichtgeschwindigkeitsreisen mehr?«, fragt sie.
    Ich schüttele den Kopf.
    »Du kannst dich auch nicht mehr in Luft auflösen?«
    Ich schüttele wieder den Kopf.
    »Kein Sex mehr, während du unsichtbar bist?«
    Ich muss zugeben, das hat wirklich Spaß gemacht.

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