Schicksal!
jetzt eine tödliche Blaseninfektion erwischen wird.
Ein Diplomat aus Syrien schaut mir vor dem Hauptsitz der Vereinten Nationen in die Augen, und ich frage mich, ob ich damit einen internationalen Zwischenfall heraufbeschworen habe.
Ich weiß wirklich nicht, wie Teddy das jeden Tag aushält.
Und dann wird es mir schlagartig klar. All diese Tode. Teddy muss irgendetwas darüber wissen. Er könnte sogar dafür verantwortlich sein. Immerhin ist er ja
Tod.
Ob er in der Stadt ist?
Ob er mit
Bestimmung
gesprochen hat?
Ob er mir für die letzten fünfhundert Jahre eins auswischen will?
Der logische Teil in mir, die leise Stimme der Vernunft, die ich gefesselt und geknebelt habe, versucht, mir zu sagen, ich solle einfach zurück in mein Apartment gehen. Oder an irgendeinen anderen Ort, an dem ich mich abtrocknen und meinen Rausch ausschlafen kann, um das Ganze später mit klarem Kopf zu überdenken. Stattdessen ertappe ich mich dabei, wie ich durch das East Village hindurch in die Lower East Side stolpere – wo ich die Treppen hinabstürze und vor
Tods
Tür liegen bleibe.
Erschöpft setze ich mich auf und lehne mich gegen die Tür. Obwohl der Sturz nicht weh getan hat, habe ich es geschafft, meinen Menschenanzug auf dem Weg nach unten zu beschädigen. Der Riss in meinem linken Unterarm sieht aus, als sollte ich ihn vielleicht reparieren lassen. Natürlich ist das ein überflüssiger Gedanke, zumal ich mich ja sowieso nicht mehr mit Lichtgeschwindigkeit teleportieren kann. Und dummerweise deckt die Garantie auf meinen Menschenanzug keine Schäden unter Alkoholeinfluss ab.
Während ich im Regen sitze, mit dem Rücken an der Tür zu Teddys fensterlosem Kellerapartment lehne und die Beine vor mir ausgestreckt habe, bemitleide ich mich noch eine Weile selbst. Schließlich hebe ich die rechte Hand und klopfe mit dem Handrücken gegen die Tür.
»Mach auf«, sage ich. »Mach auf oder ich huste und puste und …«
Und dann kotze ich mir in den Schoß.
Kurz bevor ich bewusstlos werde, öffnet sich die Tür, und ich falle rückwärts hinein.
42
A ls ich wieder aufwache, liege ich auf einem Doppelbett unter einer Daunendecke, den Kopf auf ein Trio von Federkissen gebettet. Der Bettbezug ist aus schwarzem Satin, und die Kissenüberzüge sind aus ägyptischer Mako-Baumwolle. Pflaumenfarben. Passend zum Bettlaken.
»Willkommen zurück von den Toten«, begrüßt Teddy mich. »Da haben wir heute aber früh angefangen, was?«
Teddy steht im Küchenbereich und brüht den besten Kaffee, den ich jemals gerochen habe. Ich habe ganz vergessen, was für ein Gourmet-Snob er ist, wenn es um Kaffee geht.
Ich schaue nach und stelle fest, dass ich einen von Teddys schwarzen Seidenpyjamas trage.
»Wo sind meine Sachen?«, frage ich.
»Im Müll«, antwortet Teddy, kommt rüber und gibt mir einen dampfenden Becher voll bitteren Glücks. »Trink das. Danach wirst du dich besser fühlen.«
Ich nippe an meinem Kaffee, und der Whiskey in meinem Kopf brüllt aus Protest laut auf.
»Wie lange bin ich schon hier?«, erkundige ich mich.
»Ungefähr eine Stunde«, erwidert Teddy, schenkt sich selbst eine Tasse ein und nimmt in einem violetten Ohrensessel unter einer Stehlampe mit rotem Schirm Platz.
Ich sehe mich in der Einzimmerwohnung um, deren Einbauregale nicht mit einer Schädelsammlung aufwarten und deren Wände auch nicht schwarz gestrichen sind. Es gibt keine modrigen Teppiche, und aus den Lautsprechern des Surroundsystems wabert auch keine schaurige Orgelmusik.
Stattdessen sind die Regale mit den Lehren von Sokrates, Plato und Aristoteles ausstaffiert. Direkt daneben: Bücher über Quantenphysik, Gedichtbände und alles, was Mark Twain jemals geschrieben hat. Die Wände sind in einem zarten Salbeigrün gestrichen, und den Boden bedecken kleine Teppiche, die rote und violette Akzente setzen. Billie Holidays Version von
I’ve Got My Love to Keep Me Warm
fließt aus den Boxen.
»Also«, sagt Teddy. »Wie war dein Tag?«
»Voller Überraschungen«, gebe ich zurück. »Ein ganz normaler Festtag. Aber ich glaube, dass
du
ziemlich beschäftigt warst.«
»Nicht mehr als üblich.«
»Ach wirklich?«, erwidere ich, und mein Tonfall transportiert meine Gedanken perfekt. Oder vielleicht ist es auch die Tatsache, dass ich ihn anfunkele.
»Meinst du was Bestimmtes?«
»Als ob du das nicht wüsstest«, sage ich. »Als ob du nichts damit zu tun hättest.«
»Wovon redest du?«
Und dann erzähle ich es ihm.
Von Darren Stafford und
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