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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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und gedämpfte Vorspeisen.
Völlerei
hat gerade erfolgreich eine Konferenz der Weight Watchers sabotiert und bringt seinen dritten Nachschlag Har-Gau-Knödel hinter sich, während
Faulheit
nach einem dreistündigen Nickerchen von einem Apathie-Hoch runterkommt.
    Dim Sum mit einem zwanghaften Fresssack und einem unmotivierten Abhänger zu essen, während man darauf wartet, der eigenen Unsterblichkeit beraubt zu werden – das klingt zunächst nicht nach der besten Methode, seinen Morgen zu verbringen. Aber
Faulheit
und
Völlerei
schaffen es immer wieder, mich aufzubauen.
    »Alter«, meint
Völlerei
mit einem halben Brötchen im Mund. »Echt scheiße, dass man dir deine Kräfte weggenommen hat.«
    »Voll, ey«, gähnt
Faulheit.
    Natürlich musste ich
Faulheit
und
Völlerei
nicht erst erzählen, dass ich suspendiert worden bin. Darum haben sich
Tratsch
und
Gerücht
bereits gekümmert. Die ganze Gemeinschaft weiß Bescheid.
    Ich muss zugeben, dass ich von der Reaktion ein wenig überwältigt war.
Vertrauen, Hoffnung
und
Liebe
haben angerufen, um mir zu sagen, sie wären für mich da, wenn ich sie brauche.
Karma
hat mir ein äußerst inspirierendes singendes Telegramm geschickt.
Glück
hat mir per E-Mail geschrieben, sie würde ganz fest an mich denken und mir ein Stück von sich wünschen. Und ich habe eine SMS von
Misserfolg
erhalten, der wissen wollte, ob ich mit ihm in den Paradise Club in Midtown zu einer Show mit nackten Feuerspuckerinnen gehen will.
    Selbstverständlich bin ich ein bisschen enttäuscht darüber, dass ich nichts von
Wahrheit, Weisheit
oder
Entdeckung
gehört habe und dass auch meine Anrufe bei
Ehrlichkeit
unbeantwortet blieben. Aber ich schätze, man erkennt seine wahren Freunde erst, wenn man mal von Gott zurechtgewiesen wurde.
    »Wie ist es so, die Menschen nicht lesen zu können?«, fragt
Völlerei.
    »Irgendwie gruselig«, antworte ich. »Ein bisschen zu ruhig, wenn du verstehst, was ich meine. Aber dafür schlafe ich nachts viel besser.«
    »Schlaf ist so wichtig«, schaltet
Faulheit
sich ein. »Ist so was wie die wichtigste Mahlzeit des Tages.«
    »Schlaf ist keine Mahlzeit, Alter«, brummt
Völlerei.
    »Ja, na ja, das sollte er aber sein«, meint
Faulheit.
    »Wenn Schlaf eine Mahlzeit wäre«, erwidert
Völlerei
und schiebt sich ein Stück Kuchen in den Mund, »würde ich dich mit Haut und Haaren auffressen und die Reste auflecken.«
    »Alter, das ist nicht cool«, gibt
Faulheit
zurück. »Das Bild in meinem Kopf werde ich das gesamte nächste Jahrhundert nicht mehr los.«
    Abgesehen davon, dass ich nachts besser schlafe, habe ich festgestellt, dass die Suspendierung und der Verlust meiner Kräfte mir durchaus geholfen haben: Ich konnte meine Konzentrationsfähigkeiten bei der Meditation verbessern, endlich mit Yoga anfangen und mich einfach besser mit meinen Menschen identifizieren. Während ich in der U-Bahn saß, durch den Central Park spaziert bin oder in der Manhattan Mall rumgehangen habe, ist mir in den letzten paar Tagen klargeworden, um wie viel besser ich die Leute verstehe.
    Wenn ich mich früher in sämtliche Schicksale meiner Menschen eingeklinkt habe, konnte ich mich auf nicht viel mehr konzentrieren als auf ein paar oberflächliche Aspekte jedes einzelnen Individuums. Und das hat es schwierig gemacht, die Wurzel des Übels zu entdecken. Es war, als hätte ich nur sechzig Sekunden Zeit, um zweihundertfünfzigtausend Jahre an Erfahrung und Weisheit an jemanden weiterzugeben, der sich bloß deshalb Sorgen macht, weil seine Haare gerade schlecht liegen.
    Jetzt lenken mich die anderen fünfeinhalb Milliarden Schulkinder nicht mehr ab. Und obwohl ich sie nicht lesen kann, bin ich nun in der Lage, mich auf jede Person einzustellen, um herauszufinden, wie sie tickt. Ich kann mich einzeln mit ihnen befassen. Ich lerne zu schätzen, wie viel wir gemeinsam haben.
    Klar, sie sind minderwertige, zweibeinige Lebensformen in zerbrechlichen, biologisch abbaubaren Hüllen, während ich ein blendender Lichtball in einem technologisch weit fortgeschrittenen Anzug mit einer Halbwertszeit von zweitausend Jahren bin. Aber im Grunde stammen wir alle aus demselben kosmischen Schleim.
    Und ich frage mich, ob meine Zukunft vielleicht in der Seelsorge liegt.
    »Also, wen hat Jerry dazu bestimmt, deine Aufgaben zu übernehmen, solange du suspendiert bist?«, fragt
Völlerei
zwischen einigen Frühlingsrollen.
    »Zufall«,
sage ich.
    »
Zufall
ist ’ne Pussy«, meint
Faulheit.
    Das will ich nicht

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