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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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Bevölkerungswachstum drastisch verlangsamen können – und all unsere Jobs wären noch heute deutlich leichter. Aber nein, Teddy wollte die Regeln nicht beugen und auch nur ein einziges Mal eingreifen. Und das nach allem, was ich für ihn während des Schwarzen Todes getan hatte.
    Wenn Menschen sterben, brauchen sie einen Begleiter ins Leben nach dem Tod. Jemanden, der ihnen den Weg weist und ihnen erklärt, wie die Bingo-Nacht abläuft. Manchmal aber will die Seele oder der Geist des Menschen nicht mitkommen, und dann muss man die Seele vom Körper trennen. Was eine ziemliche Sauerei sein kann.
    Um es auf den Punkt zu bringen: Tod leidet an Nekrophobie – er hat Angst vor Leichen.
    Das Image vom Sensenmann im schwarzen Umhang mit Kapuze, der mit einer einzigen Berührung seines knochigen Fingers den Tod bringt? Reine Propaganda. Und, mal Hand aufs Herz: Die Vorstellung vom Tod, der babyblaue Untersuchungshandschuhe und eine Partikelfiltermaske aus Neopren mit optionalem Lufterfrischer trägt, wirkt nicht sonderlich einschüchternd.
    Wenigstens hat
Tod
mittlerweile den ABC -Schutzanzug weggelassen.
    Wir sehen einander ab und zu, Teddy und ich. Es ist ja auch ziemlich schwer, sich nicht über den Weg zu laufen, wenn man
Schicksal
und
Tod
ist. Aber es gab eine Zeit, da waren wir unzertrennlich.
    Wir feierten miteinander, als Rom brannte. Wir raubten und plünderten mit den Wikingern, lernten während der Kreuzzüge, unseren eigenen Met herzustellen, und ritten Seite an Seite mit Dschingis Khan und seinen Horden. Das waren gute Zeiten. Jetzt ist unser Verhältnis zueinander kühl und rein geschäftsmäßig. Na ja, aber schließlich sind wir Profis und verhalten uns auch so.
    Teddy schaut zu uns herüber, prostet
Glück
mit einem Lächeln zu und zeigt mir dann den Mittelfinger.
    »Ganz ehrlich«, meint
Glück,
während sie einer Frau über den Arm streicht, die vor einem anderen Banditen sitzt und laut aufschreit, als sie daraufhin den Jackpot knackt. »Wann werdet ihr zwei aufhören, euch wie kleine Jungs zu benehmen, und die Vergangenheit endlich ruhen lassen?«
    »Das ist nicht so einfach«, antworte ich.
    Sie pustet über die Karten am Blackjack-Tisch, als der Croupier sie mischt. »Wie auch immer. Hört wenigstens damit auf, wie Geier um diese armen, unschuldigen Pechvögel zu kreisen und auf ihren Untergang zu warten.«
    Aus den Lautsprechern in der Lounge tönt
Luck Be A Lady
von Frank Sinatra.
    »Sie spielen mein Lied«, sagt sie und tippt Mavis auf die Schulter. Keine drei Sekunden später hält Mavis einen Blackjack in der Hand.
    Und schon zieht
Glück,
unsere Lady Luck, weiter. Sie schwirrt von Tisch zu Tisch, berührt Männer und Frauen, streicht ihnen über das Haar, flüstert ihnen ins Ohr, bestäubt sie mit ihren Pollen, macht jedermann glücklich.
    Klar, sie hat ihren Spaß. Aber zu welchem Preis? Für die meisten dieser verzweifelten Spieler ist das Glück nur eine kurze Atempause von ihren finanziellen Nöten. Sie werden hier und heute mit mehr Geld heimgehen, als sie sich je erhofft hatten – doch es wird nicht von Dauer sein. Morgen ist
Glück
wieder fort. Und was dann? Werden die Menschen ihre Lektion gelernt haben? Oder werden sie zurückkommen und weiterspielen, weil sie denken, sie hätten gelernt, das System zu knacken? Am Ende werden all ihre Hoffnungen und Träume bloß an einem anderen Tag zerschlagen.
    Manchmal richtet
Glück
mehr Schaden an, als dass sie Gutes tut.
    Immerhin: Zumindest in Mavis Hansons Fall sieht es so aus, als würde diese es nun doch bis zu ihrem dreiunddreißigsten Geburtstag schaffen. Als ich vom Blackjack-Tisch aufschaue, ist Teddy verschwunden. Nur sein halbvoller Shirley Temple steht noch auf dem Tresen.

5
    E in paar Tage später treffe ich mich in einem Bistro im East Village mit
Faulheit
und
Völlerei
zum Mittagessen – und zur Lagebesprechung.
Völlerei
ist gerade erst von einem Cremekuchen-Wettessen in Memphis zurück, während
Faulheit
das Wochenende am Massachusetts Institute of Technology mit einigen Studenten verbracht hat, die sich eine neue Xbox gekauft hatten.
    »Keiner von denen hat auch nur einen einzigen Moment in seine Bücher geschaut!«
Faulheit
fläzt sich in seinen Sessel und legt die Füße auf den Tisch. »Die haben nur Bier getrunken, Pizza bestellt und Videospiele gezockt, sechsunddreißig Stunden am Stück. Den Raum haben sie nur zum Pinkeln verlassen. Alter, das war erhaben.«
    Um es auf den Punkt zu bringen:
Faulheit
ist

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