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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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enthusiastischer wirkt. Man sieht ein Funkeln in seinen Augen, das vorher nicht da gewesen ist. Seine Bewegungen scheinen schwungvoller zu sein, das Lächeln nicht gezwungen.
    Vielleicht ist er verzweifelt auf der Suche nach jemandem, den er flachlegen kann, und hofft, dass Sara ihn attraktiv findet. Vielleicht flirtet er auch gern mit Frauen. Oder es ist eben doch jenes Etwas an Sara, das ihn glücklicher macht.
    Mich dagegen würde es glücklicher machen, wenn ich nicht den halben Morgen im Amt verbringen müsste.
    »D- 51 , bitte begeben Sie sich an Schalter Nummer zwei.«
    Während ich Sara Griffen ansehe, frage ich mich einmal mehr, warum sie wohl auf dem Pfad der Bestimmung wandelt. Was es ist, das sie von dem bald schon arbeitslosen Videospielsüchtigen links von mir und der siebzehnjährigen zukünftigen Ehebrecherin zu meiner Rechten unterscheidet.
    Und ich frage mich zum ich-weiß-nicht-wievielten Mal: Wie konnte es nur passieren, dass ich hier bei diesem Dream-Team aus mittelmäßigen Talenten, unbedeutenden Anführern und anderen Menschen, die ihr volles Potenzial niemals ausnutzen, ende, während
Bestimmung
die Michael Jordans, John Lennons und Winston Churchills dieser Welt bekommt? Warum ich mir diese Frage nicht selbst beantworten kann? Na ja, ihr denkt bestimmt, an so was müsste ich mich erinnern können. Aber die Wahrheit ist: Es ist ziemlich schwierig, sich die Momente direkt nach der eigenen Erschaffung ins Gedächtnis zu rufen. Genau zu dem Zeitpunkt hat Jerry uns schließlich mit unseren Jobs gesegnet. Er hat uns nicht wirklich eine Wahl gelassen – ich vermute stark, dahinter steckt Methode. Wenn man gerade aus dem kosmischen Schleim aufgetaucht ist, mit den Augen blinzelt und sich fragt, was zur Hölle gerade passiert ist – dann ist die Frage, womit du eigentlich deinen Lebensunterhalt verdienen wirst, dein geringstes Problem. Dennoch wäre es einfach nett gewesen, wenn man vorher zumindest einen Bewerbungsbogen für den Job ausgefüllt hätte.
    Na ja. Trotz der Tatsache, dass ich
Bestimmung
nicht ausstehen kann und neidisch auf ihre Klienten bin, ist mir sehr wohl klar, dass wir einander brauchen. Und die Menschen brauchen uns. Ohne Schicksal und Bestimmung hätten die Menschen kein Ziel. Keinen Pfad, dem sie folgen könnten. Keinen Grund mehr für ihre Existenz.
    Stellt euch etwas völlig Unnötiges vor.
    Etwas absolut Sinnloses.
    Denkt an irgendeine der Fortsetzungen von
Matrix.
    Der springende Punkt ist, dass sie und ich die kosmische Balance des menschlichen Lebens auf dem Planeten erhalten.
    Und trotzdem schaffe ich es nicht, freitagabends einen Tisch bei Elaine’s zu ergattern, und wenn es um schnellen Service im Amt geht, kann von bevorzugter Behandlung auch nicht die Rede sein.
    »A- 38 , bitte begeben Sie sich an Schalter Nummer elf.«
    Zehn Minuten später warte ich immer noch darauf, dass meine Nummer aufgerufen wird, als Sara Griffen das Gebäude verlässt.
    Ein paar Tage später sehe ich sie im Central Park wieder.
    Ich beobachte gerade, wie ein vierjähriges Kind seine Mutter anschreit, weil es ein Erdbeereis vom Eiswagen haben will, als Sara in Laufshorts, T-Shirt und mit einer Baseballkappe der New York Mets auf dem Kopf auftaucht.
    Einen Moment lang vergesse ich die Mutter und ihr Gör vollständig und sehe zu, wie Sara vorbeiläuft und lautlos mitsingt – welchen Song sie da über die Kopfhörer ihres iPods auch immer hören mag.
    Und ich bin nicht der Einzige, der sie bemerkt. Der Eisverkäufer schaut auf und folgt Sara mit den Augen. Ein zweiundsiebzigjähriger Mann, der seinen fünfundsiebzigsten Geburtstag nicht mehr erleben wird, blickt auf, als sie vorbeikommt. Ein elfjähriger Junge, auf dessen Stirn in großen unsichtbaren Buchstaben »Schulabbrecher« steht, prallt gegen einen Mülleimer.
    Klar. Es könnte einfach daran liegen, dass Sara einen verdammt tollen Hintern hat. Und Beine, bei denen man darum betteln würde, sie rasieren zu dürfen. Diese Theorie geht allerdings nicht auf, denn auch Frauen werden auf Sara aufmerksam. Junge Frauen. Alte Frauen. Verheiratete und alleinstehende Frauen. Zukünftige Stewardessen, Stripperinnen und eine Chirurgin, die man bald wegen eines Kunstfehlers verklagen wird. Die Blicke all dieser Leute erfassen Sara, als sie für einen Moment ihre Pfade kreuzt. Erst als sie verschwindet, nimmt sie dieses Besondere – was immer es sein mag – mit sich fort, und die Menschen machen mit dem weiter, was sie zuvor getan

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