Schicksal!
fasziniert von ihr.
Also folge ich ihr die nächsten zwei Wochen lang.
Zu ihrem Job bei Halstead Property in der Third Avenue, wo sie als Maklerin Eigentumswohnungen und Häuser vermittelt, die üblicherweise im siebenstelligen Bereich gehandelt werden.
In den Central Park, wo sie ihr Mittagessen am Bethesda-Brunnen isst, dann ein paar Sandwichs an einem New-York-Picnic-Company-Wagen kauft und sie Obdachlosen gibt.
Zu einer Eigentumswohnung mit zwei Schlafzimmern, in der Tiere erlaubt sind, die sie einem jungen Börsenmakler für 1 , 995 Millionen Dollar verkauft.
Downtown in den Fitnessklub, wo sie zwanzig Bahnen in dem beheizten fünfundzwanzig Meter langen Becken schwimmt und anschließend eine fünfundvierzigminütige Massage bekommt.
Ins Metropolitan Museum of Art, in dem sie drei Stunden verbringt – hauptsächlich in der Cézanne-Sonderausstellung.
Zum Bauernmarkt am Union Square.
In ein Loft in SoHo.
In den Blue Note Jazz Club in Greenwich Village.
Zu einem Denkmal für die Opfer des Anschlags auf das World Trade Center.
In eine Eigentumswohnung mit drei Schlafzimmern in Midtown.
In eine Bar namens Bongo in Chelsea, in der ihr ein erfolgreicher achtundzwanzigjähriger Finanzplaner einen Drink ausgibt.
Sicher, technisch gesehen ist das eigentlich Stalking, aber ich habe eine Lizenz. Und es ist ja nicht so, dass ich sie zerhacken und in meinem Gefrierfach verstauen wollte. Trotzdem könnte sie einen Besseren finden als diesen Finanz-Loser. In weniger als zehn Jahren wird der nämlich in der Entzugsklinik landen und gegen seine Kokainsucht ankämpfen, die den Großteil seiner Gehaltsschecks gefressen hat.
Man sollte denken, dass es Menschen auf dem Pfad der Bestimmung hinkriegen, sich mit anderen Menschen auf demselben Pfad zu verbinden. Quasi wie verwandte Seelen, die sich auf der chaotischen Reise durchs Leben gefunden haben. Aber ich glaube, die Menschen von
Bestimmung
treffen bei ihren Beziehungen genauso oft idiotische Entscheidungen wie die Menschen, mit denen ich mich herumschlagen muss – es sei denn, sie sind füreinander bestimmt.
Also stehe ich vor dem Bongo, beobachte Sara und den erfolgreichen Junkie durchs Fenster und frage mich, ob ich reingehen und mich vergewissern sollte, dass der Loser ihr nicht Liquid Ecstasy ins Getränk schüttet. Natürlich ist das bloß eine faule Ausrede. Doch ich folge Sara nun seit fast einem Monat und habe mich an ihre Gegenwart gewöhnt. Um ehrlich zu sein, folge ich ihr fast überallhin.
In den Park.
Ins Kino.
In die Frauenumkleide ihres Fitnessklubs.
In den Supermarkt.
In die Reinigung.
Zu ihrem Termin beim Frauenarzt.
Ich habe zugesehen, wie sie einem Taxifahrer zu viel Trinkgeld gab, wie sie einem Kid mit einem Iro ein Kompliment machte und wie sie bei einer Kodak-Werbung geweint hat. Ich habe beobachtet, wie sie gegen eine gläserne Schiebetür gerannt ist, wie sie polnische Würstchen gegessen und Tampons gekauft hat. Ich habe selbst dann noch hingeschaut, wenn sie in der Nase gepopelt hat. Nur ein einziges Mal, aber sie hat definitiv gepopelt.
Kurz: Ich habe sie Tag für Tag und Nacht für Nacht nicht aus den Augen gelassen. Und trotzdem weiß ich nicht, was sie so besonders macht. Ich habe bloß herausgefunden, dass sie manchmal lacht, wenn sie sich die Zähne putzt. Dass ihre Stimme von tief unten aus ihrer Kehle zu kommen scheint. Dass der Duft ihres Shampoos die Luft erfüllt, wenn sie nichtsahnend an mir vorübergeht. Dass sie zufrieden und wunderschön aussieht, wenn sie schläft. Oder wenn sie liest. Oder wenn sie den Schildkröten im Turtle Pond im Central Park zusieht.
Und dann trifft es mich wie ein Schlag.
Ich habe mich verliebt.
11
R egel Nummer 7 : Verlieb dich nicht.
Sex mit Menschen zu haben wird zwar nicht gern gesehen, aber in den meisten Fällen geduldet. Das haben wir den griechischen Göttern zu verdanken, die für reichlich Präzedenzfälle gesorgt haben. Na ja, selbst Jerry hat schon einmal seine Schreibfeder in die menschliche Tinte getaucht, um es mal so auszudrücken. Was natürlich zur Geburt von Josh und zu Gemurre wegen vermeintlicher Vetternwirtschaft unter den anderen Unsterblichen führte. Aber schließlich sind wir alle darüber hinweggekommen. Bis auf
Missgunst.
Wer hätte das gedacht.
Doch während die griechischen Götter mit ihren sterblichen Eroberungen oft Kinder zeugten, ist der Rest von uns – abgesehen von Jerry – nicht in der Lage, sich fortzupflanzen. Wäre nicht in seinem
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