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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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bisschen Chaos zu stiften.
    Mann,
Chaos
würde sich ins Koma saufen. Für ihn hätte dieser Moment ja deutlich mehr Konsequenzen als für mich. Und er freut sich schon so darauf.
    »In Ordnung«, willige ich endlich ein. »Du kannst sie beide haben.«
    Verschwiegenheit
lächelt triumphierend, steht vom Bett auf und wirft mir dann einen Blick zu, der mich an
Unheil
erinnert.
    »Da ist noch eine Sache«, sagt sie.
    »Was?«, frage ich, während ich mein Hemd zuknöpfe.
    »Mach deine Augen zu«, fordert sie mich mit weicher und verführerischer Stimme auf.
    Ich schaue sie an und frage mich, ob ich sie falsch eingeschätzt habe und sie doch mit Sex als Bezahlung zufrieden ist. »Wieso?«
    Sie beginnt, ihr Oberteil aufzuknöpfen. »Mach sie einfach zu.«
    Also schließe ich die Augen und stelle mir vor, wie
Verschwiegenheit
ihre Kleider abstreift, wie sie sich bis auf die Unterwäsche auszieht, dann auch diese ablegt und nackt neben mir steht. Ich knöpfe mein Hemd ebenfalls auf, schäle mich aus meiner Hose und lehne mich zurück aufs Bett. Ein freudiges Prickeln überläuft meine fleischliche Hülle.
    Nach einer Weile, die sich viel zu lang anfühlt, schlage ich wieder die Augen auf. Und die einzige Person im Raum, die noch daran glaubt, gleich Sex zu haben, bin ich.
    Verschwiegenheit
ist verschwunden.

9
    R - 36 , bitte begeben Sie sich an Schalter Nummer dreizehn.«
    Ich bin in der New Yorker Zulassungsstelle in Upper Manhattan, die sich nur einen Pflastersteinwurf vom East River entfernt befindet.
    Seit nunmehr dreißig Minuten sitze ich hier herum und warte darauf, die Anträge für meinen gestohlenen Ausweis einzureichen. Nein, man kann keinen neuen per Mail beantragen. Man muss aufs Amt gehen und persönlich erscheinen.
    Wenn es um einen Führerschein des New York State ginge, hätte ich den Antrag online stellen können. Aber nach dem, was mit James Dean passiert ist, will Jerry nicht mehr, dass wir fahren. Natürlich ist niemand von uns so tollkühn wie
Waghalsigkeit,
was Jerrys Ansage im Grunde überflüssig macht. Trotzdem muss man Anweisungen manchmal einfach befolgen. Und nebenbei bemerkt: Wer braucht schon einen Führerschein, wenn er mit Lichtgeschwindigkeit reisen kann?
    In Momenten wie diesen lernt man die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, erst richtig zu schätzen.
    Natürlich geht das mit der Unsichtbarmacherei nicht hier und jetzt. Doch nach über zweihundertfünfzigtausend Jahren gewöhnt man sich an solche kleinen Annehmlichkeiten.
    Meine Universal-Visa-Karte habe ich bereits telefonisch sperren lassen. Die haben eindeutig den besten Kundenservice im gesamten Universum – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich kann meine Visa praktisch auf jedem Planeten mit intelligentem Leben und einem Waren-Dienstleistungsvertrag nutzen. Und wenn ich meine Karte verliere oder sie gestohlen wird und irgendwelche unautorisierten Abbuchungen auf meinen Belegen erscheinen, werden mir diese zurückerstattet. Selbst dann, wenn damit auf einem der Jupitermonde eingekauft wurde.
    »R- 37 , bitte begeben Sie sich an Schalter Nummer fünf.«
    Nummer fünf befindet sich zu meiner Linken. Der Beamte dort wird mit fünfzig noch immer hier arbeiten, wenn er bereits auf dem besten Weg zum Herzinfarkt ist. Ohne jede Erwartung sieht er mir, dem nächsten Termin, entgegen. Ich betrachte ihn mit dem gleichen Desinteresse, als plötzlich die neue Mieterin, die in mein Apartmentgebäude gezogen ist, an seinen Schalter tritt.
    Sara Griffen trägt einen schwarzen Hosenanzug und bequeme Schuhe. Ihr Haar hat sie hochgesteckt, so dass ich den Ansatz ihres Nackens sehen kann, den ein weicher Flaum bedeckt.
    Um es auf den Punkt zu bringen: Sara Griffen ist ein Mysterium.
    Ich habe Sara einige Male beim Verlassen unseres Apartmentgebäudes getroffen und bin ihr gefolgt, um herauszufinden, was mich an ihr fasziniert. Wieso sie anders ist als der zukünftige Pädophile in Apartment 502 oder die Frau in 1216 , die den Rest ihres Lebens damit zubringen wird zu entdecken, dass plastische Chirurgie nicht glücklich macht. Bisher kann ich über Sara sagen: Sie joggt gern im Central Park, sie isst oft Fast Food, und sie kann schreiende Babys nicht ausstehen.
    Und mittlerweile bin ich mir sicher, dass sie eine besondere Wirkung auf Menschen hat.
    Ich beobachte den Sacharbeiter hinter seiner Glasscheibe, betrachte, wie er Sara betrachtet, und da fällt mir auf, dass er nicht mehr so griesgrämig dreinschaut wie vor einigen Momenten, sondern viel

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