Schicksal!
wird und weswegen. Wie viele Haustiere man haben wird. Wenn man die gemeinsamen Urlaubsziele bereits kennt. Den Sex, den man haben wird. Und wenn man weiß, wann der Partner sterben wird.
Die Sache ist nur, dass ich Sara eben
nicht
lesen kann, weil sie nicht auf meinem Pfad ist. Also sehe ich nicht, wie sich ihr Leben entwickeln wird, und weiß deshalb auch nicht, wie eine potenzielle Beziehung zwischen uns ablaufen könnte. Trotzdem ist es immer noch ein Verstoß gegen die Regeln. Es ist Interaktion. Einmischung. Einflussnahme.
Und all das ist schlecht.
Schlecht. Schlecht. Schlecht.
Das Problem ist, dass mir alles an Sara ein gutes Gefühl gibt.
Gut. Gut. Gut.
Ich will sie anschauen und ganz nah bei ihr sein und sie berühren und sie küssen. Ich will sie mit Zuneigung und Verehrung überschütten. Ich will rausrennen und ihr Blumen und Bonbons und andere Dinge kaufen, die welken und sterben oder ihr die Zähne ruinieren.
»Gibt es irgendeine Möglichkeit, diesen Zustand zu beenden?«, frage ich.
Ehrlichkeit
zieht an ihrer Zigarette und bläst mir den Rauch ins Gesicht. »Was beenden?«
»Das hier«, antworte ich und deute auf meinen Körper, ohne zu wissen, wohin ich genau zeigen soll. »Dieses warme Kribbeln, das ich immer spüre, wenn ich an sie denke.«
Ehrlichkeit
blickt mich an und lächelt, und ich weiß, dass sie jetzt etwas brutal Ehrliches sagen wird.
Etwas Wahres, das nicht verleugnet werden kann.
Etwas, das ich nicht hören will.
Sie sagt: »Nein.«
12
S tatt mich an
Ehrlichkeits
Rat zu halten und mit Sara zu reden, sie auf ein Date einzuladen oder sie nach ein bisschen Small Talk besser kennenzulernen, entscheide ich mich für eine andere Herangehensweise. Eine, die in der Geschichte von so vielen menschlichen Männern erfolgreich benutzt wurde, dass sie einfach funktionieren muss.
Ich gehe in einen Striptease-Klub.
»Hallo, Süßer«, sagt eine braunhaarige Schönheit in schwarzem G-String und schwarzem Spitzen- BH . Kurz darauf sitzt sie bereits auf meinem Knie, und ich erfahre, dass sie Bambi heißt.
Bambi ist neunzehn und erzählt mir, dass sie hier Geld verdienen will, um aufs College zu gehen. Was kompletter Blödsinn ist. Sie wird nie ernsthaft in Erwägung ziehen, ein College zu besuchen. Stattdessen wird sie sich von dem Geld einen BMW kaufen und schließlich als Cocktail-Kellnerin in einer Martini-Bar in Jersey enden.
Ich bin hier im Scandals in Queens, direkt auf der anderen Seite des East River in Long Island City. Eine Strip-Bar in diesem Lagerhaus-Stil, den man aus Jersey kennt. Anders als in den zugeknöpften Gegenstücken in New York City wird im Scandals ein bisschen mehr Hand angelegt – deswegen komme ich lieber hierher.
Nicht, dass ich die ganze Zeit in Strip-Klubs gehen würde. Ich tue es nur dann, wenn ich die Möglichkeit dazu habe. Das ist so eine Art Hausarbeit für mich: ein Ort, an dem ich Menschen in ihrem ureigensten Element studieren kann. Einige dieser Klubs sind ein bisschen versifft, und es kann recht rauh zugehen, so wie in diesem hier, aber ich verstehe, wieso menschliche Männer gern in diesen Bars sind.
Wunderschöne, spärlich bekleidete Frauen, die zu dir kommen, sich auf deinen Schoß setzen und einfach lecker sind. Ganz zu schweigen von den Separees, dem Tanzen an der Stange und all den nackten Körpern in Technicolor. Klar, die Stripperinnen werden dafür bezahlt, nett, willig und begehrenswert zu sein. Doch technisch gesehen ist es bei einer ganz normalen Verabredung mit einer Frau genauso: Du bezahlst. Und am Ende gibst du ebenso viel Geld dabei aus wie bei einem Besuch in der Striptease-Bar – es sei denn, du bist
Gier
oder
Sparsamkeit
oder so ein knauseriger Bastard, der auf getrennten Rechnungen besteht.
Und wenn ihr nicht miteinander klarkommt, deine Verabredung und du, hängst du dennoch wenigstens für ein paar Stunden fest, bis es vorbei ist. Du kannst nach dem Eindecken schließlich nicht einfach rausgehen und »Vielen Dank, hat nicht gepasst« sagen. Und wenn der Abend dann ein Ende findet, besteht die Möglichkeit, dass sich dein Date eben trotzdem nicht an dir reibt, dir einen Lapdance als Zugabe gibt, dir ihre Brüste ins Gesicht drückt und dabei »Ups« sagt.
»Ups«, sagt Bambi, als ich ihr einen weiteren Zwanziger in den G-String stecke.
Ich bin in der Lounge, hinten in den Schatten, in einem der Sitzbereiche, die in einem Ring den ganzen Raum umgeben. In der Mitte des Klubs schließt eine runde Bar die Tanzfläche
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