Schicksal!
antworte ich.
So, das sollte reichen. Jedenfalls, solange sie mich nicht fragt, welche Art von Problemen.
»Welche Art von Problemen?«, fragt sie.
»Die üblichen.«
Sara fixiert mich mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. »Du bist nicht so für Small Talk, oder?«
Ich zucke mit den Schultern.
»Möchtest du lieber ein bisschen … rummachen?«
»Steht das tatsächlich zur Wahl?«, gebe ich zurück. »Ich dachte, wir müssten zuerst aufessen.«
Sara lacht. »Denken eigentlich alle Männer ständig nur an Sex?«
Die kurze Antwort lautet: ja. Alle Männer denken ständig nur an Sex. Zumindest diejenigen, mit denen ich zu tun habe. Sex ist einer der Hauptgründe, der sie von ihren vorgesehenen Pfaden ablenkt.
Single-Treffs.
Strip-Klubs.
Internetpornos.
Mir ging bisher mehr produktive, menschliche Zeit durch die Jagd nach Sex verloren als durch Seuchen, Genozide und alle Kriege zusammen.
Sara steht von ihrem Stuhl auf, kommt zu mir herüber, lässt sich mit gespreizten Beinen auf meinen Schoß gleiten und küsst mich lange und anhaltend. Als sie sich schließlich zurücklehnt, erkenne ich die Wärme und Aufrichtigkeit in ihrem Blick und stelle mit Erstaunen fest, dass all meine Ängste verflogen sind.
»Wie machst du das bloß?«, will ich wissen.
»Was?«, fragt sie.
»Was immer du da machst«, erwidere ich und schaue in ihr Gesicht, das nur wenige Zentimeter von meinem eigenen entfernt ist. »Du schaffst es, dass ich mich besser fühle. Einfach so. Mit einem Kuss.«
»Ich weiß es nicht«, sagt sie. »Aber es freut mich, dass es so ist.«
Wir sitzen einfach nur da und betrachten einander. Sie sitzt auf meinem Schoß, ich verliere mich in ihren Augen. Die sexuelle Spannung zwischen uns wird immer stärker, bis ich mich frage, wer von uns zuerst nachgeben wird.
Vielleicht empfinde auch nur ich das so.
»Ich möchte, dass du weißt, dass ich normalerweise keinen Sex mit jemandem habe, den ich gerade erst getroffen habe«, erklärt Sara.
»Ich auch nicht«, entgegne ich und überlege, ob die Tatsache, dass ich technisch gesehen gar keine Person bin, die Tatsache aufwiegt, dass ich mit mehr als einhunderttausend sterblichen Frauen geschlafen habe.
»Ich war sogar schon fünfundzwanzig, als ich zum ersten Mal Sex hatte.«
Um es auf den Punkt zu bringen: Sara ist geradezu entwaffnend ehrlich.
»Wie alt bist du jetzt?«, erkundige ich mich.
»Neunundzwanzig.«
Ich schaue sie an und will ihr weitere Fragen stellen – aus reiner Neugierde, nicht aus Eifersucht oder deswegen, weil ich das Ganze für eine Art Wettbewerb halten würde. Bevor ich mich jedoch überwinden kann, hält sie drei Finger hoch.
»Drei?«, frage ich.
Sie nickt. »Mit dem Ersten habe ich es getan, um es endlich hinter mich zu bringen. Der Zweite war ein Fehler. Und der Dritte …« Sie streicht mit einem Finger über die Linien meines Gesichts.
Ich setze zu einer amüsanten Erwiderung an, aber irgendetwas in ihrer Miene lässt mich innehalten. Stattdessen höre ich mich sagen: »Vielleicht sind aller guten Dinge drei.«
Sara schaut mich an und lächelt. »Da ist etwas an dir. Etwas Ungewöhnliches. Etwas, durch das ich mich mit dir verbunden fühle. Etwas, das ich nicht genau beschreiben kann.«
»Ich könnte dir ein paar Vorschläge machen.«
»Ich meine das ernst«, gibt sie zurück. »Es ist, als wäre ein Teil in meinem Innern endlich eingerastet, und alles fühlt sich richtig an. Macht dir das Angst?«
»Nein«, sage ich.
»Den meisten Typen würde es schon Angst machen.«
»Ich bin nicht die meisten Typen.«
»Ich weiß«, entgegnet sie. »Das ist es, was ich so an dir mag.«
Sara küsst mich wieder, ganz sanft. Dann lächelt sie und streicht mir das Haar aus der Schläfe. In dem Moment wird mir klar, dass mich in der gesamten Zeit meiner Existenz niemand je so berührt hat. Niemand hat mich je so angesehen. Niemand hat je solche Gefühle in mir ausgelöst.
Ich fühle mich machtlos und unbesiegbar.
Verängstigt und mutig.
Voller Hoffnung und voller Zweifel.
Alles zur gleichen Zeit.
Ich muss zugeben: Obwohl ich durchaus genügend Erfahrung mit Ungewöhnlichem gemacht habe, erscheint mir diese ganze Verliebtseins-Sache doch ein kleines bisschen verwirrend.
Kein Wunder, dass es gegen die Regeln ist.
16
S ex ist das neue Schwarz.«
Ich genehmige mir während der Happy Hour einen Drink in Marion’s Marquee Lounge in der Bowery und höre
Vernarrtheit
zu, der über die aktuelle Lage der Liebe
Weitere Kostenlose Bücher