Schicksal!
mal mit der Wimper beim Anblick deines nackten Männeranzugs. Der übrigens so ausgearbeitet worden ist, dass er niemals untrainiert wirken oder einen Bierbauch ansetzen wird. Und
Genialität
hat nicht mit Accessoires geknausert.
»Ich wusste nicht, dass man hier oben nackt sonnenbaden darf«, sagt sie aus ungefähr drei Metern Entfernung.
»Darf man auch nicht«, erwidere ich und werfe trotz ihres Einwands ein Shirt über meine Blöße. Das gehört sich einfach so für einen Gentleman. Abgesehen davon sieht sie in ihrem Badeanzug absolut heiß aus, was dazu führt, dass sich ein gewisser Teil meiner Anatomie meldet.
Nachdenklich schaut sie mich an. »Du kommst mir bekannt vor.«
Ich erinnere mich an unsere Begegnung in der U-Bahn vor fast zwei Monaten, als wäre es erst gestern gewesen. Andererseits: Wenn man bereits seit mehr als zweihundertfünfzig Jahrtausenden unterwegs ist, dann sind sieben Wochen fast wie ein einziger Tag.
»Ich wohne in Apartment 2014 «, entgegne ich und hoffe, dass die Sache damit erledigt ist.
Sie schüttelt den Kopf. »Nein. Hier habe ich dich nicht gesehen. Da bin ich mir ziemlich sicher.«
»Ich reise viel«, sage ich. Was immer das bedeutet. Ich habe keine Ahnung, was ich da eigentlich gerade rede.
Sara sieht mich genauso an wie damals in der U-Bahn: Sie zieht mich mit den Augen aus. Was im Moment ziemlich leicht ist.
»Nein«, meint sie. »Das war irgendwo anders. Irgendwo in der Stadt. Arbeitest du in der Immobilienbranche?«
Ich schüttele den Kopf. »Termingeschäfte und Optionenhandel.«
»Also bist du Börsenmakler?«
»So was in der Art.«
Sie nickt, als ob das alles erklären würde, und geht auf mich zu. »Sara Griffen«, stellt sie sich vor und streckt mir ihre rechte Hand entgegen.
Ich greife danach.
Es war bereits verlockend, Sara dabei zu beobachten, wie sie diese Hände wusch oder irgendeinen Gegenstand damit festhielt. Doch diese Finger nun tatsächlich zu berühren ist ein absolut berauschendes Gefühl.
»Sergio«, erwidere ich und verschlucke mich beinahe an meinem Namen.
»Echt?«, fragt sie, legt den Kopf schräg und mustert mich prüfend. »Du siehst gar nicht wie ein Sergio aus.«
»Und wie sehe ich aus?«, gebe ich zurück und halte dabei weiterhin ihre Hand.
Sie sieht mir direkt in die Augen und lässt dann den Blick schweifen: über meinen perfekt geformten haarlosen Oberkörper bis hinunter zu dem ziemlich großen Zelt, das sich unterhalb meiner Hüfte bildet. Als sie mir wieder in die Augen schaut, huscht ein spielerisches Lächeln über ihr Gesicht.
»Sieht aus, als könntest du eine helfende Hand gebrauchen.«
14
D as letzte Mal Sex mit einer sterblichen Frau hatte ich auf der
RMS
Titanic.
Das war kurz bevor das Schiff den Eisberg gerammt hat. Ihr Name war Dorothy Wilde, und genau das war sie: wild. Gerade mal zwanzig Jahre alt und reiste in der zweiten Klasse. Kaum eine Woche, nachdem sie das
Titanic-
Desaster überlebt hatte, wollte es ihr Schicksal allerdings, dass sie in Brooklyn von einem herabstürzenden Geldschrank erschlagen wurde. Jedenfalls lehrte Dorothy mich Dinge über die Frauen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, für die die meisten sterblichen Männer tief in die Tasche greifen mussten. Dabei war es nicht gerade hinderlich, dass sie mich für den Erben des Millionärs John Jacob Astor IV hielt, der es nicht lebend von Bord der
Titanic
schaffen sollte.
Natürlich wusste ich schon über alles Bescheid, bevor der Luxusliner auf den Eisberg auflief. Dorothy dagegen schien erst zu bemerken, dass irgendetwas nicht stimmte, als sich das Heck aus dem Wasser hob. Wallace Hartley und der Rest der Band waren zumindest nicht die Einzigen, die weiterspielten, während das Wasser allmählich zu steigen begann. Ich will hier nicht ins Detail gehen, aber Dorothy machte es genauso wie die
Titanic:
Sie bewegte sich abwärts.
Doch Dorothy war nichts im Vergleich zu Sara Griffen.
»Oh, mein Jerry«, stöhne ich, als Sara von mir herab auf die Seite rollt, lacht und gleichzeitig nach Luft ringt.
»Jerry?«, fragt sie, nimmt sich einen angerauchten Joint von meinem Nachttisch und zündet ihn an. »Wer ist Jerry?«
Hatte ich gerade etwa Jerry erwähnt? Es war mir gar nicht bewusst gewesen. »Oh. So ein Typ, den ich kenne, der mich an Gott erinnert.«
»Gott?« Sie atmet den Rauch aus, als sie mir den Joint reicht. »Glaubst du an Gott?«
Das ist nicht die Art postkoitaler Konversation, die mir vorschwebt. Das Problem ist: Nach
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