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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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gehört zu haben. Doch dann schluchzt Amanda erneut.
    Ich drehe mich um und sehe sie auf den Knien über ihrem halb gepackten Rucksack. Ihre Hände bedecken das Gesicht, ihr Körper bebt mit jedem Schluchzen. Verdammt noch mal. Und ich war so kurz davor, einen sauberen Abgang zu machen.
    Ich bin nie eine sonderlich vertrauenerweckende Persönlichkeit gewesen, und ich habe noch nie gewusst, was man zu einer weinenden Frau sagen soll. Also beginne ich, an etwas Positives zu denken, um Amanda zum Aufhören zu bewegen. Aber sie weint weiter, bis ihr Weinen in ein lautloses Schreien übergeht und ihr der Speichel aus dem Mund tropft.
    Manchmal finde ich Menschen wirklich eklig.
    Ich wende mich deshalb direkt an sie und spreche es laut aus:
    »Hey, ist schon in Ordnung. Du musst nicht weinen.«
    »Komm schon, Amanda. Alles wird wieder gut.«
    »Jesus, könntest du mal die Klappe halten?«
    Ich mache einfach weiter – vielleicht dringt ja irgendetwas zu ihr durch, wie zu George Baer, damals in der Wohnung. Stattdessen scheine ich es allerdings nur schlimmer zu machen.
    Als mir schließlich nichts anderes mehr einfällt und mich die Frustration zu besiegen droht, schaue ich mich um, um sicherzustellen, dass wir allein sind. Dann materialisiere ich mich und sage die zwei Worte, die anscheinend immer das gewünschte Resultat erzielen:
    »Schnauze halten!«
    Es funktioniert. Amanda hält die Schnauze. Das Weinen hört auf. Das Sabbern geht weiter, aber man darf keine Wunder erwarten.
    »Was …?«, sagt sie und schaut mich zuerst verwirrt, dann panisch an. »Was …?«
    »Ich sagte: Schnauze halten.«
    Sie schließt den Mund, doch ihre Lippen zittern noch immer. Tränen glitzern auf ihren Wangen, und Speichel fließt an ihrem Kinn herab.
    »So ist es besser«, sage ich.
    Ganz sicher denkt sie, dass ich hier bin, um ihr weh zu tun, sie zu vergewaltigen oder sie sonst wie zu misshandeln. Also muss ich sehr behutsam zu Werke gehen. Nichts sagen, was sie verängstigen könnte. Ihr bloß einen leichten Stups in die richtige Richtung geben. Ganz subtil.
    »So, jetzt hör mir mal zu, du erbärmliche Verschwendung von Jerrys Gaben«, setze ich an. »Wenn du deine Scheiße nicht bald auf die Kette kriegst, wirst du innerhalb von fünf Jahren sterben.«
    Okay. Das war vielleicht nicht besonders subtil, aber dafür hab ich mich wenigstens klar ausgedrückt.
    »Tot?«, fragt sie.
    »Ja, genau. Tot. T-O-T. Tot. Ist es das, was du willst?«
    Energisch schüttelt sie den Kopf von einer Seite zur anderen.
    Und obwohl ich mir sicher bin, dass sie die Wahrheit sagt, dass sie nicht sterben will, sehe ich sie trotzdem noch nicht ihren fünfzigsten Geburtstag erleben. Stattdessen wird sie sich aufgrund meines plötzlichen Erscheinens und der Ankündigung ihres nahenden Todes so viel Crystal Meth durch die Nase ziehen, dass ihre Atemwege innerhalb eines Jahres permanent gereinigt sein werden.
    Anscheinend ist dieses Helfen komplizierter, als ich gedacht habe.
    »Sieh mal«, fahre ich fort. »Ich weiß, dass du es höchstwahrscheinlich ernst meinst, dass du nicht sterben willst, aber ich glaube dir nicht. Also, lass es uns noch einmal versuchen. Willst du sterben?«
    Plötzlich fängt sie wieder an zu weinen.
    »Was?«, frage ich.
    Sie stößt ein paar Schluchzer aus und wischt sich dann ihre laufende Nase mit dem Ärmel ab. »W-W-W-irst du … m-mich … t-t-t-t-öten?«
    »Sehe ich aus wie
Tod?
«, frage ich. »Ist mein Haar vielleicht weiß? Trage ich gefärbte Kontaktlinsen? Habe ich die Handschuhe von einem Leichenbestatter an?«
    Sie schüttelt den Kopf, obwohl sie sich bei den Kontaktlinsen nicht sicher ist.
    »Na also. Nein, ich bin nicht gekommen, um dich zu töten. Ich bin hier, um deinen unwürdigen Arsch zu retten.«
    Ihr Schluchzen ebbt ab, und sie schnieft leise. Als sie zu mir hochblickt, steht so etwas wie Fassungslosigkeit in ihren Augen. »Du bist hier, um mich zu retten?«
    »Das wollte ich dir die ganze Zeit klarmachen.«
    Ehrlich, Menschen können manchmal ganz schön schwierig sein. Sie sind schlimmer als Paviane. Und es ist auch schwerer, sie stubenrein zu bekommen.
    »Kommst du von der Klinik?«, will sie wissen.
    Klinik? Welche Klinik?
    »Nein, ich komme nicht von der Klinik.«
    »Hat Mrs. Devon dich geschickt?«
    Immer wieder diese Fragen. »Pass auf«, erwidere ich, »könntest du einfach die Schnauze halten? Du machst die Sache viel komplizierter für mich, als sie sein müsste.«
    »Aber ich verstehe nicht«, gibt

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