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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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ein Mitglied der königlichen Familie zu sein, im Gefängnis gelandet. Außerdem hat sie insgesamt drei Jahre Drogen-Reha auf dem Buckel.
    Ich habe Amanda Drake aus mehreren Gründen ausgewählt.
    Erstens: Sie steht heute auf dem Plan.
    Zweitens: Sie braucht Hilfe.
    Und drittens: Ich habe die Augen geschlossen und auf ihren Namen getippt.
    Schließlich will ich auf keinen Fall zu vielen Menschen aus nur einer demographischen oder geographischen Kategorie helfen und dadurch riskieren, irgendeine Art von Muster zu erzeugen. Also habe ich beschlossen, dass es am intelligentesten ist, jemanden per Zufall auszuwählen. Obwohl ich nicht sicher bin, ob Intelligenz wirklich einer der Faktoren in meinem Entscheidungsprozess gewesen ist.
    Laut Amandas ursprünglich gedachtem Pfad sollte sie als Kellnerin arbeiten, niemals heiraten und mit achtundsechzig allein in einem Altenheim sterben. Nicht das befriedigendste aller Schicksale, aber besser als das, was sie sich selber erschaffen hat.
    Als ich unangekündigt bei ihr hereinschneie, sitzt sie gerade bei ihrem Frühstück aus Ephedrinen, Salzsäure, Bremsenreiniger, Azeton, Lauge und Brennspiritus. Ich für meinen Teil hätte Waffeln und Speck bestellt.
    Amanda lebt in einem Dreizimmerapartment über einer Reinigung und teilt es mit einem jungen, drogenfreien Paar, das ihr letzte Nacht verkündet hat, sie müsse ausziehen. Ihren Job in der Reinigung unten hat sie auch erst kürzlich verloren, als der Besitzer sie beim Reinigungsmittel-Schnüffeln erwischte.
    Ohne Job und ohne ein Dach über dem Kopf wird Amanda auf der Straße enden, um Geld betteln und sich schließlich prostituieren, um ihren Drogenkonsum zu finanzieren. Sie wird abmagern, Nierenprobleme bekommen, mehr als einmal vergewaltigt werden und feststellen, dass es egal ist, wie tief sie sinkt – es gibt immer eine neue Leiter, die noch weiter nach unten führt.
    In weniger als fünf Jahren wird Amanda Drake tot sein.
    Wieso konnte ich für den Anfang nicht jemand Einfacheren nehmen? Einen Katzenfetischisten, einen zwanghaften Esser oder einen devoten Naturkaviar-Liebhaber zum Beispiel? Irgendeinen Menschen mit einem einzigen inneren Konflikt statt einer Frau mit genügend Problemen, um Jerry Springers TV -Talkshow mit ausreichend Gesprächsstoff für eine ganze Woche zu beliefern?
    Ehrlich? Ich verstehe nicht, wie Menschen so enden können. Sie sind die einzigen Wesen auf dem Planeten, die glauben, glücklich sein zu müssen. Sie machen sich Gedanken über Geld und ihre Zukunft und ihr Erbe. Sie machen sich Gedanken über Krieg und Krankheit und Tod. Sie machen sich Gedanken über Sex und Liebe und Beziehungen. Aber sie machen sich noch viel mehr Gedanken darüber, warum sie nicht glücklich sind.
    Nach mehr als fünftausend Jahren fortgeschrittener Zivilisation will mir das immer noch nicht in meinen Schädel.
    Und so sitzt hier Amanda Drake, knapp an der Grenze zur Magersucht und mit Schorf im Gesicht: ein Opfer ihres eigenen Elends. Eine Frau, die ihr Leben zum Besseren hätte wenden können und die sich stattdessen dazu entschlossen hat, es zerfallen zu lassen – Jahr um Jahr, bis sie schließlich den Punkt erreicht, an dem Teddy hinter der sprichwörtlichen Ecke lauert.
    Als ich dasitze und zusehe, wie sie die paar Sachen, die sie noch besitzt, in einen abgenutzten und dreckigen Stoffrucksack packt, dessen Schulterriemen nur von Sicherheitsnadeln zusammengehalten werden, frage ich mich allmählich, was ich hier tue. Dieser Frau ist nicht zu helfen. Und selbst wenn es anders wäre: Hätte sie Hilfe überhaupt verdient? Ihr standen alle Möglichkeiten offen, ihr Leben selbst und ohne meine Hilfe auf die Reihe zu bekommen. Was sie vielmehr braucht, ist jemand, der sie von ihrem Leiden erlöst.
    Aber sosehr ich ihr auch helfen möchte: Für diesen Job bin ich nicht der Richtige. Da wird sie schon warten müssen, bis Teddy sich in fünf Jahren meldet. In der Zwischenzeit steht mir zur Erprobung meiner neu entdeckten Wohltätigkeitsader ein reichhaltiges Angebot an mutlosen, desillusionierten und unzufriedenen Menschen zur Verfügung. Und so hole ich meine Liste heraus, schließe die Augen und lasse den Zeigefinger in der Luft kreisen, um einen anderen Menschen auszuwählen.
    Bevor ich eine Wahl treffen und mich teleportieren kann, gibt Amanda einen Laut von sich, der mich innehalten lässt. Mit dem Rücken zu ihr, zögere ich einen Moment und hoffe, dass das, was ich gehört habe, nicht das war, was ich dachte,

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