Schicksal!
rette Menschen vor Müllpressen und dem exzessiven Konsum von halluzinogenen Drogen.
Ich bin an der Küste von Oregon und sehe mehreren Studenten von der University of Oregon bei der Jagd nach psychedelischen Pilzen zu. Es ist schon merkwürdig: Ich hätte nie gedacht, dass ich es genießen könnte, meine Zeit mit minderwertigen Kreaturen zu verbringen, die glauben, die Erleuchtung wäre in einem Pilz zu finden, der in den Exkrementen von Kühen wächst.
»Alter!«, ruft Brian Tompkins, ein zwanzigjähriger Kommunikationswissenschaftler, als er ein Nest mit Zauberpilzen – er nennt sie Psilos – entdeckt. Stolz hält er den Fund hoch, um ihn seinen Kumpels zu zeigen. »Volltreffer!«
Brian war bis zu seiner Ankunft am College ein vernünftiger Teenager. Nahm nie Drogen und trank nur ab und zu ein Bier, wenn er wusste, dass er nicht fahren würde. Aber das Leben am College und seine neuen Freunde haben ihn dazu veranlasst, die Wunder der halluzinogenen Drogen zu erkunden.
Die Pilze werden Brian nicht töten, und das ganze Gras, das er raucht, wird sich nicht negativ auf seinen Notendurchschnitt auswirken. Die drei LSD -Trips allerdings, die er auf seiner Suche nach persönlicher Erleuchtung einschmeißen wird, werden ihn zu der Annahme verleiten, er habe die Fähigkeit, sich zu dematerialisieren. Sein ultimativer Test dieser Gabe wird ihn direkt vor einen Amtrak-Zug in Richtung Des Moines führen.
Also stupse ich Brian von seinem Weg herunter und fort von seinem nahenden Tod. Ich flüstere ihm ins Ohr, dass Pilze zu essen und Trips einzuschmeißen in männlichen Menschen ein intensives Verlangen nach Oralsex mit giftigen Schlangen verursache.
Das scheint zu funktionieren. Er lässt die Pilze fallen, rennt schreiend davon und wird fortan die Drogen als Mittel zur Erleuchtung meiden. Stattdessen wird er den Pfad spiritueller Transzendenz beschreiten und sich dem Studium des Buddhismus, Taoismus und der Zen-Philosophien widmen. Vielleicht ist dieser nicht so abenteuerlich wie sein vorheriger Pfad: Auf jeden Fall ist er dafür viel weniger tödlich.
Ich hebe Brian Tompkins’ Pilze vom Boden auf und stecke sie ein, um seinen Freund daran zu hindern, ihn in Versuchung zu bringen. Wie Oscar Wilde schon sagte: Der einzige Weg, eine Versuchung loszuwerden, ist, ihr nachzugeben. Und wenn die Menschen mit einem Haufen Defizite gesegnet sind, eines ist bei ihnen allen bestens ausgeprägt: Sie sind sehr leicht in Versuchung zu führen. Selbst dann, wenn das angekündigte Ende vom Lied vorsehen könnte, dass eine Viper ihnen einen bläst.
Da wir gerade von Schlangen sprechen …
»Das ist nicht fair«, beschwert sich
Versuchung,
als sie wenige Augenblicke, nachdem ich die Pilze eingesteckt habe, mit einem hinreißenden Schmollen auf den Lippen erscheint. »Er könnte seine Meinung ändern.«
»Das bezweifele ich nicht«, erwidere ich.
Obwohl sie weder Fick-mich-Stiefel wie
Bestimmung
noch Reizwäsche wie
Lust
trägt, strahlt
Versuchung
mehr Sexualität aus als die beiden zusammen. Sie zeigt gerade genug Dekolleté, und unter ihrem jungfräulich weißen Sommerkleid, das ihre Figur verhüllt und gleichzeitig die unter dem Baumwollstoff verborgenen Kurven betont, blitzt die Unterwäsche nur ein wenig hervor. Anders als bei
Lust
und
Bestimmung
und ihrer sehr direkten Art von Sexualität kommt man bei
Versuchung
allerdings nie über das Flirtstadium hinaus. Erst macht sie dich heiß, und dann lässt sie dich abblitzen.
Versuchung
ist übrigens für das sogenannte Ursünde-Fiasko um Adam und Eva verantwortlich, denen die Geschichtsschreibung ja bekanntermaßen die Verantwortung für die Saat schlechter Zukunftsentscheidungen und für deren Auswirkungen auf die gesamte Menschheit in die Schuhe schiebt. Apropos Schuld: Es ist kein Wunder, dass die beiden aufgehört haben, Interviews zu geben, und ihre Kinder aus der öffentlichen Schule genommen haben. Soweit ich es beurteilen kann, sind die beiden hereingelegt worden. Obwohl ich zugeben muss, dass Eva schon immer eine Schwäche für Äpfel und Schlangen hatte.
»Ich wollte ihn nicht zu irgendetwas verleiten, das er nicht auch von selbst getan hätte«, sagt sie.
»Na klar, jede Wette.«
»Wirklich. Ich wollte ihm nur zeigen, woran man giftige Pilze erkennen kann. Das ist alles.«
Um es auf den Punkt zu bringen:
Versuchung
ist eine krankhafte Lügnerin.
»Also, wieso legst du die Pilze nicht einfach zurück?«, fragt sie und kommt näher. Ihre Finger streichen über
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