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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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verführerischen Grinsen im Gesicht. Stattdessen drehe ich mich um und sehe, wie sich ihr roter, lederumspannter Körper über die Champs-Élysées auf den Triumphbogen zubewegt.

26
    N achdem ich in Paris fertig bin, verbringe ich ein paar Stunden in England mit einem Haufen von Verlierern, Abgeschriebenen und Mitgliedern des Parlaments und mache anschließend eine Besichtigungstour durch den Tower of London. Der Führer, ein Möchtegern-Leibgardist der königlichen Familie, bringt so viele geschichtliche Fakten durcheinander, dass ich nicht anders kann, als ihn zu korrigieren. Am Ende der Tour werde ich gebeten, nie wiederzukommen. Auch gut. Der Ort war deutlich lebendiger, als die Leute dort tatsächlich noch geköpft wurden.
    Von England aus mache ich mich auf den Weg nach Belgien und Deutschland und reise über Österreich, Ungarn und Griechenland in Richtung Südostasien, bevor es mich nach einem Abstecher nach Australien nach China und Russland zieht. Ein kleiner Sprung über die Beringstraße und eine schnelle Spritztour durch Kanada – und bevor man »
Bestimmung
ist eine rothaarige Schlampe« sagen kann, bin ich pünktlich zurück in New York zum verabredeten Dinner mit Sara.
    Der Weihnachtsmann kommt nicht so schnell herum.
    Natürlich, der Weihnachtsmann hinterlässt all den guten kleinen Jungs und Mädels die materiellen Besitztümer, die sie für ihr tadelloses Verhalten zu bekommen erwarten. Ich hingegen habe nur mit Ladungen voller Vorschläge aufzuwarten: warum man einer geregelten Arbeit nachgehen sollte, wieso es unangemessen ist, mit der eigenen Stiefmutter zu schlafen, und wann es Zeit wird, mit dem Investieren der Rentenrücklagen am Roulettetisch aufzuhören.
    Nicht jeder Mensch hat ein offenes Ohr für meine Vorschläge. Einige sind so eingefahren, so überzeugt von ihrer eigenen grenzenlosen Weisheit, dass sie mich links liegenlassen, die Bullen rufen oder mir eine Ladung Pfefferspray verpassen. Doch trotz dieser Abweisungen, der Beinahe-Verhaftungen und des Gefühls, dass mein Gesicht in Benzin getaucht und angezündet worden wäre, habe ich entdeckt, wie hungrig die meisten Menschen nach jemandem sind, der sich tatsächlich für ihr Leben interessiert. Der ihnen die Richtung weist. Der ihnen den Eindruck vermittelt, dass ein tieferer Sinn hinter alldem steckt. Anders gesagt: Die meisten Menschen sehnen sich nach jemandem, der ihnen Hilfe verspricht und Trost spendet – selbst wenn dieser Jemand mit Phrasen wie »eine Schande für das intelligente Leben« und »nutzlose Verschwendung von Kohlenstoff« daherkommt.
    Die Wahrheit tut eben manchmal weh.
    Aber immerhin komme ich mir langsam so vor, als würde ich etwas bewegen, statt nur im Hintergrund zu stehen und zuzuschauen, wie meine Menschen ihre Leben ruinieren. Ich weiß, dass die Umstände ihrer Schicksale normalerweise nicht von außen beeinflusst werden dürften und dass ihre Wege durch ihre eigenen unabhängigen Entscheidungen festgelegt werden sollten. Aber wieso dürfen
Bestimmungs
Menschen ein Mitspracherecht bei ihrer Zukunft haben, während meine auf ihren mistigen Schicksalen sitzenbleiben?
    »Du murmelst schon wieder«, sagt Sara.
    Ich schaue von meinem Hühnchen mit sechzehn Gewürzen auf und bemerke, dass ich einmal mehr laut gedacht habe.
    »Was habe ich denn gesagt?«, frage ich.
    »Irgendwas von Schicksal und Bestimmung«, antwortet sie und nimmt einen Bissen von ihren gegrillten Lammkoteletts nach Art des Hauses.
    Wir sind im Mesa Grill: Das laute und beliebte Restaurant ist angeblich die beste Adresse für regionale Spezialitäten aus den amerikanischen Südstaaten in ganz New York und das seit nunmehr fünf Jahren. Ich für meinen Teil kann den Wirbel, der um dieses Lokal gemacht wird, nicht verstehen. Soweit ich es beurteilen kann, fehlen bei meinem Hühnchen mindestens drei der angekündigten sechzehn Gewürze. Bei einem Preis von siebenundzwanzig Dollar für dieses Gericht macht das einen Dollar neunundsechzig pro Gewürz. Das wiederum bedeutet, dass ich eine Rückvergütung von fünf Dollar sieben bekommen sollte.
    Es ist nicht gerade schlau von mir, mich mit Sara in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Man kann nie wissen, wann man über
Integrität
oder
Tratsch
stolpert. Aber Sara fing an, sich darüber zu beschweren, dass wir nach nahezu drei Monaten miteinander noch kein einziges Date hatten, das außerhalb unseres Apartmentgebäudes stattfand.
    Und weil ich will, dass sie glücklich ist, habe ich uns fürs

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