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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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Abendessen einen Tisch im Mesa Grill reserviert. Nicht unbedingt ein kleines Etablissement, aber ich dachte, wenn ich schon ausgehe, kann ich es gleich richtig machen. Nebenbei bemerkt: Es ist ja nicht so, dass ich versuchen würde, meine Beziehung mit Sara vor
Bestimmung
zu verheimlichen. Und realistischerweise kann ich nicht davon ausgehen, dass Sara sich auf ewig mit Sex, Kabelfernsehen und chinesischem Essen vom Lieferservice zufriedengibt. Außerdem war Saras Kühlschrank leer, und sie brauchte ein paar neue Reste.
    »Also, was hast du gemurmelt?«, fragt Sara und nimmt einen weiteren Bissen von ihrem Fleisch mit Knoblauchkartoffelpüree.
    »Ach, nichts«, erwidere ich.
    »Es ist nicht nichts«, gibt Sara zurück. »Du redest ja die ganze Zeit darüber.«
    »Worüber rede ich die ganze Zeit?«
    »Über Schicksal und Bestimmung«, sagt sie. »Du bist geradezu besessen davon. Du sprichst sogar im Schlaf von nichts anderem.«
    Mir war nicht aufgefallen, dass ich so viel darüber rede. Und dass ich im Schlaf rede, ist mir vollkommen neu.
    »Ich bin nicht besessen«, entgegne ich. »Ich bin nur … mit meinen Gedanken woanders.«
    »Aber wieso?«, beharrt sie.
    Das ist typisch für Sterbliche: Sie stellen eine Menge Fragen. Was eine ziemlich anstrengende Angelegenheit sein kann, wenn man versucht, nicht mit der Wahrheit herauszurücken.
    »Ich weiß nicht«, sage ich. »Du hast doch davon angefangen.«
    So. Damit habe ich ihr den Schwarzen Peter zugeschoben. Das sollte das Problem lösen.
    »Ich? Wann soll ich davon angefangen haben?«
    »Als du mich gefragt hast, ob ich an Bestimmung glaube«, erkläre ich.
    »Ja, aber als ich dich gefragt habe, weshalb du so viel über Schicksal und Bestimmung weißt, meintest du, es wäre ein Hobby von dir.«
    Ich weiß nicht, wieso ich mich so in die Ecke drängen lasse. Schließlich ist es ja nicht so, als hätte ich diesen Gesprächsverlauf nicht kommen sehen.
    Plötzlich bin ich nicht mehr am Rest meines Dreizehn-Gewürze-Hühnchens interessiert.
    »Hör mal«, meint Sara, während sie über den Tisch greift und meine Hand nimmt. »Ich versuche bloß, dich zu verstehen. Ich will dich einfach besser kennenlernen. Dein Innerstes entdecken. Und das funktioniert nicht, wenn du mich auf Abstand hältst.«
    Sie hat recht. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich das mit Sara bereden soll, ohne ihr zu verraten, wer ich bin und was ich mache. Natürlich habe ich mich in letzter Zeit sowieso nicht gerade an die Firmenrichtlinien gehalten. Doch so ehrlich zu sein, wie sie es von mir verlangt, wäre, als würde ich um Ärger betteln.
    Also muss ich improvisieren.
    »Erinnerst du dich daran, dass du gesagt hast, wir wären dazu bestimmt gewesen, uns zu begegnen?«, frage ich.
    Sara nickt.
    »Wie bist du darauf gekommen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortet sie. »Nur so ein Gefühl. Als würde hinter unserer Begegnung ein höherer Sinn stehen. Etwas Einzigartiges. Etwas …«
    »Besonderes?«
    Sara nickt und lächelt.
    Ich strecke die Hand über den Tisch und ergreife ihre Finger. »Wenn du mich fragen würdest, was an dir und mir besonders ist, dann würde meine Antwort lauten: Du bist es.«
    Was von mir weder als Improvisation gemeint ist noch als Versuch, das Thema zu wechseln. Es war noch nicht einmal als Mittel zum Zweck gedacht, um als Belohnung dafür einen Blowjob zu bekommen. Stattdessen ist es schlicht und einfach die absolute Wahrheit. So wahr mir Jerry helfe.
    »Und noch etwas«, fahre ich fort. »Das, was du gesagt hast – dass du und ich füreinander bestimmt sind –, das glaube ich auch.«
    Und in diesem Augenblick wird mir klar, dass ich das wirklich glaube.
    Sara lächelt erneut, lehnt sich über mein Dreizehn-Gewürze-Hühnchen und küsst mich, bevor sie sich wieder ihren Koteletts zuwendet.
    Der Rest des Essens vergeht ohne weitere Unterhaltung über Schicksal und Bestimmung. Mal abgesehen von Saras beiläufiger Erklärung, dass sie ihr Leben generell lieber für irgendwas bestimmt wissen würde, als dass sie sich vom Schicksal zu etwas drängen lassen wolle – was außerordentliche Folgen für mein Ego hat. Und es erinnert mich außerdem daran, dass es Zeit für uns wird, hier zu verschwinden. Schließlich ist es fast unmöglich, in Manhattan in ein Restaurant oder eine Bar zu gehen, ohne über
Rausch, Angst
oder eine der Tödlichen zu stolpern. Bis jetzt habe ich niemanden gesichtet, aber ich will mein Glück nicht überstrapazieren, indem ich mich über mein

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