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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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gleichen auf frappante Weise jenen meines letzten Ausflugs hinter Gitter. Damals, im späten sechzehnten Jahrhundert, hatte
Karma
sich in einer Schenke in Köln betrunken und schließlich lauthals herausposaunt, wie er sich mal mit Satan unterhalten habe. Na klar, das stimmte schon. Ein paar Jahrhunderte zuvor hatten wir erst mit ihm zu Abend gegessen. Aber man läuft nicht herum und unterhält mit solchen Geschichten ein Heer von Menschen – ganz besonders nicht in einem Land, in dem die Hexenjagd gerade zum neuen Massenspektakel avanciert. Es versteht sich von selbst, dass ich mich als sein Reisegefährte der Mittäterschaft schuldig gemacht hatte.
    Aus dem Kölner Verlies zu entkommen war recht einfach. Als die Wächter nicht hinschauten, machten wir uns unsichtbar und reisten von Deutschland aus direkt an den Strand von Barbados. Die Männer, mit denen wir die Zelle geteilt hatten, wurden gefoltert, bis sie zugaben, dass sie Hexerei benutzt hatten, um uns bei unserer Flucht zu helfen. Sie wären jedoch sowieso am Pfahl gefoltert, erwürgt oder verbrannt worden. Es ist also nicht so, dass wir für sie irgendetwas schlimmer gemacht hätten.
    »Haben die hier Biscotti?«, fragt der betrunkene Versicherungskaufmann, dessen Name Alex Dunbar ist und der die nächsten zwei Jahrzehnte damit verbringen wird, die Grenzen seiner Intelligenz zu entdecken und Altersdiabetes zu bekommen.
    Karma
inspiziert den leeren Flur außerhalb unserer Gemeinschaftszelle. »Ich glaube, die Baristas machen gerade alle Pause.«
    »Das hier ist nicht Starbucks«, wende ich ein.
    Karma
dreht sich um und starrt mich an, als hätte ich soeben behauptet, es gäbe keinen Weihnachtsmann.
    »Nicht?«, fragt Alex.
    »Nein. Dies ist eine Ausnüchterungszelle. Wir sind wegen Trunkenheit und Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet worden und befinden uns deshalb im Gefängnis. Und dort werden weder Latte macchiato und Cappuccino noch Biscotti serviert.«
    Alex Dunbar bricht in Tränen aus.
    »Schau, was du angerichtet hast«, sagt
Karma,
geht zu Alex hinüber, setzt sich neben ihn und legt einen Arm um seine Schultern. »Nicht genug, dass er heute seinen Job verloren hat. Nein, du musst ihm auch noch das Einzige nehmen, auf das er sich gefreut hat.«
    Manchmal verstehe ich
Karma
nicht. Ich verstehe ihn wirklich nicht.
    »Ist schon gut«, beruhigt
Karma
Alex und drückt ihn leicht an sich, um ihn zu trösten. »Die Frau, die dich gefeuert hat, wird heute auf dem Heimweg von der Arbeit vom Bus überfahren.«
    »Wirklich?« Alex’ Stimme klingt hoffnungsvoll, seine Schluchzer verstummen.
    »Wirklich?«, frage ich.
    Karma
schüttelt kurz den Kopf – lange genug, damit ich es sehen kann, während Alex nichts davon mitbekommt.
    »Natürlich«, erwidert
Karma.
»Sie wird am Times Square von der Linie zweiundvierzig umgenietet.«
    »Cool«, entgegnet Alex.
    »Ich möchte, dass du dich jetzt auf die Bank legst und ein wenig schläfst«, sagt
Karma
zu ihm. »Und wenn du aufwachst, machen wir es uns bei Cappuccino und Biscotti gemütlich.«
    »Wirklich?«, fragt er.
    »Darauf kannst du wetten.«
    »Cool.«
    Karma
steht auf, und Alex legt sich auf die Bank. Den Kopf auf seinen Pullover gebettet, rollt er sich auf die Seite. »Hey«, meint Alex schließlich. »Woher weißt du von dem Bus?«
    »Weil ich
Karma
bin.«
    »Oh«, macht Alex, schiebt die Hände zwischen die Knie und schließt die Augen. Kaum eine Minute später schnarcht er leise.
    Karma
kommt rüber und stellt sich neben mich. »Also, bist du bereit für den Abgang?«
    »Was meinst du damit?«
    »Du weißt schon«, sagt er, verschränkt die Arme wie Barbara Eden in
Bezaubernde Jeannie
und blinzelt. »Los geht’s.«
    »Das hier ist nicht das sechzehnte Jahrhundert«, erinnere ich ihn. »Die Polizei hat unsere Ausweise. Sie wissen, wo wir wohnen. Und außerdem werden wir auf Video aufgenommen. Wir können nicht einfach verschwinden.«
    »Mist«, gibt er zurück. »Und was machen wir jetzt?«
    »Ich hab schon
Gerechtigkeit
verständigt«, antworte ich.
    »Hast du? Wann denn das?«
    »Direkt nachdem sie uns reingebracht haben«, erkläre ich. »Du hast noch von Ursache und Wirkung gefaselt und versucht, das Palak Paneer aus deinen Haaren zu bekommen.«
    »O ja, stimmt.« Mit den Fingern streicht er sich daraufhin über den Kopf und fischt ein paar Fetzen Spinat heraus. »Was hat
Gerechtigkeit
gesagt?«
    »Er sagte, er wäre hier, sobald er sich um ein Problem im Senat gekümmert hätte.«
    »Das

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