Schicksal!
sind alle Angestellten laut Durchführungsverordnung angewiesen, sich entsprechend ihrer jeweiligen persönlichen Berufsbeschreibung auf die Ankunft des Messias irgendwann innerhalb der nächsten achtzehn Monate vorzubereiten. Von denjenigen, die nicht direkt betroffen sind, wird erwartet, dass sie die Geburtsparty für die Mutter planen.
Danke für eure Mitarbeit.
J
Wow. Ein neuer Messias. Das hätte ich nicht gedacht. Selbst für uns Unsterbliche ist ein neuer Messias eine ziemlich große Sache. Noch bedeutender als eine Pandemie oder ein nuklearer Holocaust. Joshs Versuch liegt ein paar tausend Jahre zurück, und nun sieht es so aus, als würde jemand anderes einen neuen Anlauf wagen. Bleibt zu hoffen, dass dieser glücklicher endet.
Nicht, dass Josh seinen Job nicht erledigt hätte. Immerhin hat er die Spiritualität der letzten zwei Jahrtausende maßgeblich beeinflusst. Aber auch für den Erlöser der Menschheit ist es ziemlich hart, ans Kreuz genagelt zu werden, nur um seine Meinung an den Mann zu bringen. Natürlich wäre es heutzutage ein Verstoß gegen die Menschenrechte, jemanden ans Kreuz zu nageln und ihn dort langsam verrecken zu lassen. Deshalb wird der neue Messias vermutlich lediglich gesellschaftlich und politisch gekreuzigt werden.
Nennen wir es den modernen Golgatha.
Ich werde selbstverständlich nicht viel mit dem Messias zu tun haben. Mit ein paar von seinen Gegenspielern und Leugnern, klar. Möglicherweise sogar mit einem oder zwei Jüngern, wenn ich richtig viel Glück habe. Aber
Bestimmung
wird sich um all die Hauptcharaktere kümmern. Und Teddy,
Glück
und
Karma
werden unter Umständen entscheidende Rollen spielen. Ich hingegen nicht. Nicht Sergio. Ich werde mit einem Klemmbrett auf der Ersatzbank sitzen und zuschauen, wie der Rest des Teams sich um die Geschäfte kümmert. Meine einzige Hoffnung, doch noch etwas beitragen zu können, kommt, wenn einer der Star-Spieler mit einer Verletzung zu Boden geht. Eventuell darf ich ein paar Yards machen, wenn das Spiel sowieso schon gelaufen ist.
Ich muss wirklich aufhören, so viel Football zu schauen.
Ich kopiere Jerrys E-Mail und lege sie in meinem neu erstellten »Anstehender Erlöser«-Ordner ab. Anschließend fahre ich damit fort, meine ungeborenen Menschen mit Schicksalen zu versehen, während meine Gedanken allerdings weiterhin um den ungeborenen Messias kreisen.
Ich frage mich, ob er in der Dritten Welt oder in einer Industrienation geboren wird.
Ich frage mich, ob er an Weihnachten das Licht der Welt erblicken wird, um die Sache simpel zu halten.
Ich frage mich, ob er eine Möglichkeit finden wird, Filmstudios daran zu hindern, aus TV -Serien Kinofilme zu machen.
Und ich frage mich, ob er eine Sie sein wird.
Das ist nicht vollkommen auszuschließen. Vor zweitausend Jahren hätte niemand auf einen weiblichen Messias gehört. Obwohl sich seitdem gar nicht so überragend viel geändert hat, würde es mich kein bisschen überraschen, wenn sich herausstellen würde, dass der nächste Messias jemand wie Jodie Foster, Linda Hamilton oder Sigourney Weaver wäre. Jemand, der Arschtritte austeilen und trotzdem all das Mitgefühl einer Madonna ausstrahlen kann.
Was mich zu der Frage führt, wie wohl die Mutter des Messias sein wird. Wer einen Messias auf den Weg schicken will, braucht ja schließlich ein Gefäß, um ihn zu gebären. Oder sie. Und das wiederum bringt mich dazu, über Maria nachzudenken. Nicht über Maria Magdalena, die – um bei der Wahrheit zu bleiben – Haare auf den Zähnen hatte, sondern über Mrs. Josef von Nazareth.
Ich werde natürlich kein Mitspracherecht bei der Wahl der Mutter haben. Aber da es jemanden geben muss, der den Messias zur Welt bringt, muss
Bestimmung
weitergehende Kenntnisse über die Identität der Mutter haben. Nicht mal Jerry selbst kennt seinen zukünftigen One-Night-Stand. Er kannte auch Maria vor der Nacht der Empfängnis nicht. Das reduziert die Angst vor dem Versagen. Außerdem ist Jerry nicht gerade ein Frauenheld. Also gibt es bei dieser Vorgehensweise keine peinliche Balz.
Wie dem auch sei: Ich erinnere mich gut an Maria. Auch vor ihrer Schwangerschaft hellten sich die Mienen all jener auf, die ihr begegneten – ob sie nun auf dem Weg zum Markt, zur Synagoge oder zu einer Beschneidung war. Männer, Frauen, Kinder – ja, sogar die Pharisäer blickten nicht mehr so finster drein und bemühten sich um ein Gespräch mit ihr. Sie besaß diese Aura, die bewirkte, dass alle in ihrer
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