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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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und schaut mir in die Augen – abwechselnd in das eine und das andere, hin und her.
    »Was bist du da drinnen?«, fragt sie.
    Und ich hatte gedacht, dass es problematisch wäre, meinen Menschenanzug zu erklären …
    Während einige von uns in ihren Frauen- und Männeranzügen einfach nur aus blendend weißen Lichtbällen aus Energie bestehen, sind andere unter der Oberfläche feurige fliegende Wesen – oder auch Serafim, wie es in manchen Religionen genannt wird. Obwohl es so etwas wie Engel nicht wirklich gibt, haben einige von uns Flügel. Die meisten haben allerdings kein menschliches oder cherubinisches Antlitz, wie es so oft in verschiedenen Religionen dargestellt wird. Einige sind tatsächlich ziemlich widerlich aussehende Kreaturen mit den Gesichtern und Körpern ständig erregter Keiler oder schuppiger Reptilien oder einäugiger Ziegen mit einem Maul voller Zähne.
    Zum Beispiel
Wut, Hysterie
und
Grausamkeit.
Denen will man ohne ihren Menschenanzug sicher nicht in einer dunklen Gasse begegnen.
    Der Rest von uns hat halb menschliche, halb tierhafte Formen in verschiedenster Zusammenstellung, vorwiegend aus der römischen und der griechischen Mythologie. Aus irgendeinem Grund waren die Leute damals toleranter gegenüber unserem natürlichen Aussehen. Vermutlich passte dieses perfekt zu ihren wüsten Feiern und den Orgien auf dem Olymp. Also hat man uns bisweilen auch
au naturel
umherspringen sehen.
    Zentauren, Satyrn und Greife.
    Minotauren, Hydren und Chimären.
    Löwen, Ochsen und Adler mit vier oder mehr Flügeln, von denen einige mit Augen bedeckt sind.
    Ich nehme an, das ist für die alles sehenden Wesen wie
Güte, Ehrlichkeit
und
Wahrheit
gedacht. Aber es ist ein Alptraum, wenn man mit ihnen persönlich zu tun hat und sie ansprechen muss.
    Ich? Ich bin einer der blendend weißen Energiebälle. Genau wie
Bestimmung –
ihre Aura lässt sie sich jedoch künstlich färben, damit sie auch als blendend
roter
Energieball erscheinen kann.
    Als ich Sara all das erkläre, erkundigt sie sich: »Kann ich dich mal ohne deinen Menschenanzug sehen?«
    »Welchen Teil von
blendend
hast du nicht verstanden?«, erwidere ich.
    »Okay, wie wäre es mit einem kleinen Blick?«
    »Nein.«
    »Aber wie soll ich dann wissen, wie du wirklich aussiehst?«, fragt Sara.
    »Stell dir eine Hundert-Watt-Glühbirne vor«, antworte ich. »Nur viel heller und in etwa so groß wie Napoleon Bonapartes Ego.«
    »Wirklich?«, sagt sie, pikst mich erneut und schaut mir in die Nase und in die Ohren. »Schwer vorstellbar, dass etwas so Großes hier reinpasst.«
    »Du wirst mir einfach glauben müssen«, sage ich.
    Während Sara mich auf Nähte, Reißverschlüsse und mein Verfallsdatum hin untersucht, bombardiert sie mich mit einer endlosen Reihe von Fragen: über meine Herkunft, meine Kindheit und meine liebsten Geschichtsperioden.
    An meiner Herkunft ist nichts Besonderes. Jerry erschuf mich und die anderen vor ungefähr einer viertel Million Jahren aus dem kosmischen Schleim. Zum Glück hatte er zu der Zeit endlich herausgefunden, was dabei zu beachten war.
    Der Urknall, wie er von den Menschen genannt wird, war eigentlich eher der Ur-Unfall. Vor fast vierzehn Milliarden Jahren stümperte Jerry in seinem Labor herum. Er vermischte Wissenschaft, Theologie, Philosophie, Reinigungsalkohol und Abflussfrei mit ein bisschen Backpulver, und –
puff! –
schon war das Universum entstanden. Die Erde entstand erst etwa neun Milliarden Jahre später, und der moderne Mensch brauchte weitere vier Milliarden Jahre. Deshalb schwebten wir erst einmal im kosmischen Schleim herum, bis Jerrys kleines Experiment schließlich erste Anzeichen von intelligentem Leben erkennen ließ.
    Meine Kindheit? Ich habe mich nie so betrachtet, als wäre ich jemals ein Kind gewesen, aber technisch gesehen könnten die ersten fünfundzwanzigtausend Jahre meiner Existenz als meine Kindheit bezeichnet werden. Es gab nicht viel zu tun, außer herumzusitzen und abzuwarten, dass sich die Menschheit entwickelte. Ich war ziemlich schnell gelangweilt und hab ’ne Menge Mist gebaut. Manchmal hat Jerry mit uns Ausflüge zum Saturn oder Merkur gemacht. Zum Uranus hat er uns nur ein einziges Mal mitgenommen. Ich glaube, das lag daran, dass
Karma
und ich jedes Mal zu kichern begannen, wenn Jerry
Uranus
sagte.
Uranus – your anus.
    Jerry hat nicht besonders viel Sinn für Humor.
    Meine liebste Geschichtsperiode? Die frühe Antike habe ich wirklich gemocht. Den Mayas bei ihren

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