Schicksalsbund
während sie das reinste Wrack war.
Sie rückte von seinem robusten Körper ab und setzte sich mit etwas Abstand zu ihm auf die Kante des langen Schreibtischs. Sie schlenkerte mit einem Bein, trank von ihrem Tee und sah Javier finster an, doch das tat sie vor allem, um sich davon abzuhalten, Mack anzusehen.
Javier hob die Hände und ergab sich. »Mack hat mich dazu gezwungen. Es war ein Befehl. Du weißt ja, dass ich immer gehorche.«
»Gleich platzt mir der Kragen«, sagte sie. Sie wappnete sich, um Mack anzusehen. Es war seltsam, aber sie konnte ihn tatsächlich in ihrem Mund schmecken. Wenn sie einatmete, fühlte sie ihn in ihrer Lunge, als hätten sich ihre Energien so miteinander verwoben und als hätte sie irgendwie einen Teil von sich in Macks Körper zurückgelassen. Sie richtete ihren Blick fest auf seinen Brustkorb. »Was brauchst du, Mack?«
Die Stille zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. Dich. Jetzt sofort. Nackt auf dem Fußboden, wie du dich schreiend unter mir windest. Wie du nach mir schreist.
Sie wusste ehrlich nicht, ob er ihr diese Worte gesandt hatte oder ob sie ihre eigene Frage beantwortet hatte, aber seine Augen waren die eines Raubtiers. Ausgehungert. Er sah so gereizt und verstimmt aus, wie sie sich fühlte.
Mack riss seinen Kopf herum, und Javier seufzte, stand auf und streckte sich dann. »Wenn ich dir etwas nutzen soll, brauche ich Ruhe.«
Mack nickte zustimmend. »Wir brechen in zwei Stunden auf. Pack deine Sachen. Du kannst im Flugzeug schlafen.«
Jaimie zog sich der Magen zusammen. Sie wartete, bis Javier gegangen war, bevor sie Mack ansah. »Du gehst?« Sie musste ihre Teetasse hinstellen, damit er nicht sah, dass ihre Hände zitterten.
Er stellte sich dicht vor sie, so dicht, dass sie die Wärme seines Körpers fühlen konnte. Seine Augen verfinsterten sich und funkelten sie an, als ärgerte er sich über sie. »Du wusstest, dass ich es tun muss. Was hast du denn gedacht? Dass Griffen sich auf unbegrenzte Zeit verstecken kann? Wir haben keine andere Wahl.«
»Wir könnten tun, was ich ursprünglich vorhatte, Mack – uns an die Zeitungen wenden und es ins Internet stellen.«
»Sie werden dich zerstören, Jaimie. Deinen Ruf, alles. Du weißt, dass sie es tun werden.«
Seine Hand sank auf ihr Knie und blieb dort liegen, doch sie nahm deutlich die Glut wahr, die seine Handfläche erzeugte und die sie durch ihre dünne Trainingshose fühlen konnte. »Ich hasse dieses geheimnisvolle ›sie‹. ›Sie‹ bestimmen über unser Leben. Was werden wir tun? Herumsitzen und darauf warten, dass sie uns einen nach dem anderen töten?«
Er sah ihr in die Augen. In seinem Blick drückte sich Entschlusskraft aus. Zielstrebigkeit.
Jaimies Herz machte einen Satz. »Mack.« »Ich muss alles wissen, was du über Earl Thomas Bartlett herausgefunden hast. Ich brauche den Namen jeder Firma, an der er beteiligt ist, sowie die Namen seiner Freunde und Bekannten. Und erzähl mir nicht, du hättest
keine Informationen über ihn zusammengetragen, Jaimie.«
Sie wollte es nicht tun, wollte ihm die Informationen, die er brauchte, nicht geben, aber sie wusste, dass sie es tun würde. Sie hätte viel lieber so getan, als hätte sie überhaupt nichts gefunden, doch stattdessen nickte sie bedächtig. »Er ist ein ganz großer Fisch, Mack. Ich weiß, dass der Heimatschutz angeblich alles übernommen hat und sich mit all den verschiedenen Sicherheitsbehörden abstimmt, aber du und ich, wir beide wissen, dass es sich nicht ganz so verhält. Es gibt Splittergruppen, die ihre Vorgesetzten durch strikte Abschottung schützen. Alles, was mit Bartlett in Verbindung gebracht werden kann, unterliegt der Geheimhaltung. Ich gehe davon aus, dass Javier dir seinen Namen genannt hat.«
Sein Lächeln war es fast wert, ihm die gewünschten Auskünfte zu geben. Er sah sie an, als sei sie ganz erstaunlich, sogar in dem Moment, als er einfach nur nickte. »Javier hat auf dem Computer, den du ihm zur Benutzung überlassen hast, Verweise auf ihn gefunden. Wie bist du auf ihn gestoßen?« Seine Hand bewegte sich und beschrieb kleine Kreise direkt über ihrem Knie.
Jaimie war nicht sicher, ob er überhaupt merkte, wie sehr ihn ihre Berührungen verstörten und wie stark ihr Körper darauf reagierte, obwohl sie über etwas so Wichtiges sprachen. Sie holte tief Atem, um sich zu fassen. »Sein Name ist immer wieder aufgetaucht. Zuerst in einem obskuren Zeitungsartikel, den ich gelesen habe. Er hätte auf der Titelseite
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