Schicksalsbund

Führungspersönlichkeiten«, sagte Jefferson. »Griffens Denken ist linear. Schwarz und weiß.«
    »Trotzdem ist er nicht nur ein überzeugter Anhänger des Schattengängerprogramms, sondern auch für eines der Teams zuständig«, hob Jacob hervor.
    »Er ist zimperlich. Um Himmels willen, er hat mir was von den Rechten der Frauen erzählt. Wer interessiert sich schon für diesen Scheißdreck? Im Ernst, Jacob. Wir reden davon, eines Tages die großartigsten Soldaten auf der ganzen Welt zu haben, und er will über Frauenrechte salbadern. Wir haben eine Chance, die Vereinigten Staaten zum mächtigsten Land auf Erden zu machen. Stell dir doch nur mal vor, wir könnten einen Soldaten ganz allein unbemerkt in ein feindliches Lager schicken, und er könnte deren besten General ermorden, und niemand erführe etwas davon, weil es nach einem natürlichen Tod aussähe. Wir könnten ganze Regierungen austauschen und Leute, die unserem Land freundlich
gesonnen sind, in Ämter einsetzen, und niemand, absolut niemand, würde etwas davon ahnen. Whitney ist ein echter Visionär …«
    »Und doch hörst du nicht auf ihn, wenn er dir sagt, dass er für einen seiner Schattengänger große Pläne hat.«
    »Er muss geschützt werden, sogar vor sich selbst. Und noch etwas, Jacob.« Jefferson blickte auf und sah Jacob über sein Glas hinweg in die Augen. »Das gilt auch für Andrew. Seine Schwiegertochter ist eiskalt. Man kann ihr nicht trauen. Whitney hat sie als Frau für den Senator ausgewählt, weil sie als Soldat am wenigsten taugte, aber sie zeigt keinerlei Loyalität.«
    Mack musterte aufmerksam Violets Gesicht. Sie verzog keine Miene. Nicht die geringste Regung war ihr anzusehen. Sie hätte sich eine Gutenachtgeschichte anhören können. Es mochte zwar sein, dass sie nicht so viele körperliche Fähigkeiten besaß wie die anderen Schattengänger, doch er bezweifelte, dass Whitney sie aufgrund ihrer mangelnden Begabungen an Freeman verkauft hatte; es war eher anzunehmen, dass er ihren unmoralischen Charakter erkannt hatte. Da er sie nicht aufgrund ihrer starken Zuneigung zu anderen hatte kontrollieren können, hätte sie im Normalfall sterben müssen. Wenn sie sich nun Freeman gegenüber als loyal erwies, dann lag das nur daran, dass Whitney die beiden mit irgendwelchen Mitteln aneinandergebunden hatte. Mack würde niemals glauben, dass sich diese Frau aus irgendjemandem wirklich etwas machte.
    »Ed gegenüber ist sie loyal«, hob Jacob hervor. »Und das genügt mir.«
    »Sie schläft mit Andrew«, sagte Jefferson. »Sie hat ihn so vollständig in der Hand wie Ed. Er wird alles tun, was
sie will. Und da sie will, dass Whitney Ed unterstützt, wird Andrew seinen gesamten Einfluss geltend machen, damit sie bekommt, was sie will.«
    Jacob schnappte nach Luft. »Bist du sicher? Das kann doch nicht wahr sein. Andrew liebt seinen Sohn.«
    »Andrew ist ein Mann. Violet hat man dazu ausgebildet, Männer zu verführen. Es war ein Teil ihrer ehelichen Pflichten. Indem sie mit Andrew schläft, hält sie ihn bei der Stange. Er hört auf sie, und er gibt ihr die Informationen, die sie haben will. Daher solltest du dir ganz genau überlegen, was du ihm sagst. Sie tut alles, was notwendig ist, um Eds Karriere zu fördern. Dazu gehört auch, dass sie sich von ihm vorschreiben lässt, mit wem sie ins Bett gehen soll. Himmel nochmal, Ed sieht gern zu. Ich habe Tonbandaufzeichnungen, Jacob. Er ist genauso abartig wie sie. Whitney hat sie darauf programmiert, so zu sein, und sie ist sehr zielstrebig. Sie kam in der Bereitschaft her, mit mir zu schlafen, um ihren Willen zu bekommen.«
    »Aber du hast es nicht getan.«
    Jefferson erschauerte. »Eher würde ich mit einer Schlange schlafen. Sie würde dich anlächeln, während sie dir die Eier abschneidet, Jacob. Trau ihr niemals.«
    Abrams sah Jefferson über den Rand seines Glases hinweg an. »Ich traue gar niemandem mehr, James. Wir leben in veränderlichen Zeiten.« Er stellte sein Glas ab. »Ich bin ein alter Mann und brauche meinen Schlaf. Denk an das, was ich dir über dieses Mädchen in San Francisco gesagt habe. Überlasse sie Whitney. Und was Violet angeht, werden wir erst mal sehen, wie es mit Andrew läuft und ob ihm an Ed Veränderungen auffallen oder nicht. Whitney schwört, er sei noch der Alte, nur
gefügiger. Falls Ed den Test bei Andrew besteht, kann es sein, dass Whitney mit Violet ins Geschäft kommen möchte, um diese Frauen wieder an sich zu bringen. Insbesondere die, von der er