Schicksalsbund
auszuschalten. Der Kasten war auf dem Dach angebracht und leicht zugänglich. Mack schlüpfte in Jeffersons Haus und tappte lautlos durch die Küche und den Flur zum Schlafzimmer. Die Tür war angelehnt. Der
schwache Schein eines Kaminfeuers fiel auf den Mann, der im Bett las.
Jefferson trug eine Brille und hatte seinen Morgenmantel lose über dem gestreiften Oberteil seines Schlafanzugs zugebunden. Die Zudecke war bis zu seiner Taille hochgezogen. Neben dem Bett lag eine Zigarre in einem Aschenbecher, und daneben stand ein Glas. Mack bewegte sich wieder mit der Geschwindigkeit, die ihn verschwimmen und wie einen dunklen Schatten wirken ließ, der sich neben dem Bett materialisierte.
Jefferson ließ sein Buch fallen, und seine Hand glitt in Richtung Kopfkissen.
»Tun Sie das nicht«, sagte Mack leise, während er einen Handschuh auszog. »Ich wollte Ihnen nur eine Gelegenheit geben, sich darüber klarzuwerden, dass Sie bereits erreicht haben, was Sie sich vorgenommen hatten.«
Jefferson entspannte sich. »Und was könnte das wohl sein?«
»Sie wollten einen Meuchelmörder erschaffen, der sich unbemerkt in ein feindliches Lager einschleichen, den General töten und verschwinden kann, ohne dass jemand erfährt, dass er jemals da war.«
»Sie sind ein Schattengänger.«
»Wie hätte ich sonst unbemerkt hereinkommen können?« Mack beugte sich vor und legte seine Handfläche äußerst behutsam auf Jeffersons Herz. Da er sich ohne jede Aggression und mit größter Ruhe bewegte und etwas beinah Friedvolles ausstrahlte, war Jefferson völlig unbesorgt.
»Sie haben mein Gespräch belauscht.« Er zuckte zusammen und blickte zu Mack auf. »Verdammte Scheiße.«
»Und in der sitzen Sie jetzt«, sagte Mack leise. »Sie hätten
nicht so dumm sein dürfen, Jagd auf uns zu machen. Was dachten Sie denn, was passieren würde?«
Jefferson fiel auf das Kissen zurück. Sein Mund stand offen, die Augen waren weit aufgerissen und starrten blicklos, und ein Arm war zur Seite geschleudert, in Richtung Telefon, als hätte er Hilfe rufen wollen.
Mack wartete, bis er ganz sicher sein konnte, dass der Mann tot war, bevor er seinen Handschuh anzog und ging, die Alarmanlage wieder einschaltete und sich erneut unbemerkt zwischen den Kameras voranbewegte.
18.
SOWIE MACK IN den ersten Stock hinaufstieg, nahm er die Anspannung wahr und wusste, dass etwas nicht stimmte. Sein Team hatte sich — einschließlich Ethan – um einen runden Tisch versammelt, offenbar eine improvisierte Kommandozentrale. Sein Piepser hatte sich im Flugzeug gemeldet, und daher überraschte es ihn überhaupt nicht, dass es Schwierigkeiten gab.
Jaimie blickte auf. Ihr Gesicht war ein wenig blass und angespannt, doch sie sprang auf, und ein Lächeln überdeckte ihre Sorge. Allein schon dieser Anblick war ihm alles wert. Er störte sich nicht daran, dass der Sergeant Major zusah, und auch nicht daran, dass all seine Männer breit grinsten, sondern zog Jaimie in seine Arme und küsste sie ausgiebig. Dabei ließ er sich Zeit und fühlte, wie sie sich an ihn klammerte und ein leichtes Beben ihren Körper durchlief.
Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
Jaimie nickte. »Ich bin froh, dass du wieder da bist. Wir haben ein schlimmes Problem hier, Mack.«
»Das sehe ich selbst, Süße.« Widerstrebend ließ er die Arme sinken und zog seine Jacke aus. »Sergeant Major, Sie können aufatmen. Die Mission war ein Erfolg.«
Griffen brachte mit einem kurzen Nicken zum Ausdruck, dass er verstanden hatte. Die blassen alten Augen
lächelten Mack anerkennend an, bevor er auf die Computerbildschirme über ihren Köpfen wies. »Sie sehen den Grund für den Dritten Weltkrieg vor sich, Mack.«
Er blickte auf und betrachtete die beiden unerwarteten Gesichter. Ein kleines Mädchen von etwa zehn Jahren, dessen Gesicht von schimmerndem schwarzem Haar umrahmt wurde, sah ihn an. Neben ihr war ein ernsthafter junger Mann zu sehen, ein Teenager von vielleicht siebzehn Jahren mit glattem schwarzglänzendem Haar und dunklen Augen hinter einem dicken schwarzen Brillengestell. »Und wer ist das?«
»Dae-sub Chun ist siebzehn. Ein netter junger Mann, der seinem Alter weit voraus ist. Das Mädchen ist eine Nichte eines alten Freundes. Sie heißt Mi-cha Song. Dae-sub Chuns Vater ist General Kwang-sub Chun. Zufällig ist er der Botschafter der Demokratischen Volksrepublik Korea. Ständige Vertretung bei den Vereinten Nationen.«
Javier stellte seine
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