Schicksalsbund
Dazu war es nicht gekommen. Und es sah auch nicht so aus, als würde es in absehbarer Zeit dazu kommen.
»Wir sind eine Familie«, fügte Kane hinzu. »Wir würden dich niemals allein lassen, solange wir nicht wissen, dass für dich keine Gefahr mehr besteht. Also werden wir für längere Zeit hier einziehen. Die Genehmigung haben wir bereits. Die Jungs richten sich gerade ihre Unterkünfte ein. Wir werden bei dir sein. Du wirst in Sicherheit sein.«
»Was will der Sergeant Major als Gegenleistung dafür? Er tut nichts umsonst.«
»Lass das mal unsere Sorge sein«, sagte Mack. »Damit brauchst du dich nicht zu belasten. Lass uns die Zeit genießen, die wir gemeinsam haben, bis wir dahintergekommen sind, was hier los ist. Du hast mir gefehlt, Jaimie.« Seine Stimme klang gequält, und seine Kehle war wie zugeschnürt. Sie machte sich keine Vorstellung davon. Er war am Boden zerstört gewesen. Und bis sie fortgegangen war, hatte er keine Ahnung gehabt, wie sehr er sie brauchte und von ihr abhängig war.
Er hegte einen tiefen Groll und hatte das Bedürfnis, auf stur zu schalten. Sie hatte ihn verlassen, war einfach fortgegangen. Ganz gleich, welche Gründe sie dafür gehabt hatte und wie dumm er sich benommen hatte – sie hatte ihn verlassen. Einen Moment lang musste er jeden Funken Disziplin aufbieten, den er besaß, um sie nicht aus ihrem Stuhl zu zerren und sie zu schütteln, bis sie zur Vernunft kam. Sie waren füreinander bestimmt. Er hatte geglaubt und gehofft, wenn er sie wiedersehen würde, würde die Wirkung, die sie auf ihn hatte, nachgelassen haben, doch stattdessen war es schlimmer denn je. Er verzehrte sich wie ein Süchtiger nach ihr. Er wollte ihre Bewunderung wiederhaben, den Ausdruck bedingungsloser Liebe, den er in ihren Augen gesehen hatte. Er wollte, dass ihr weicher Körper Glut in ihm entfachte. Er wollte den Klang ihres Gelächters hören, und er wollte ihr Vertrauen besitzen. Daran, ihr Vertrauen wiederzugewinnen, lag ihm mehr als an allem anderen.
Jaimie fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Sie würde also wieder mit Mack zusammenleben müssen. Sie bezweifelte, dass sie das überleben würde. Aber was blieb ihr schon anderes übrig? Sie war nicht dumm. Jemand hatte Schattengänger auf sie angesetzt, und das bedeutete,
dass Whitney es wahrscheinlich auf sie abgesehen hatte und dass sie in Gefahr schwebte. Wenn er wusste, was sie an Beweismaterial gegen ihn zusammengetragen hatte, würde er sie niemals am Leben lassen. Und sie war dabei, seine Verbindungen aufzuspüren und näher an die Personen heranzukommen, die ihn unterstützten. Diese Personen würden noch gefährlicher sein als Whitney. Er war eine undurchsichtige Gestalt, die schwer zu fassen war. Aber seine Hintermänner waren in der Politik tätig. Es waren mächtige Männer, die viel zu verlieren hatten, und sie würden niemals zulassen, dass jemand ihre Verbrechen vor aller Welt enthüllte.
Als Jamie damit begonnen hatte, Nachforschungen anzustellen und die Ergebnisse zu dokumentieren, war ihr klar gewesen, dass sie sich auf ein gefährliches Spiel einließ, und sie hatte schon immer gewusst, dass sie eine Möglichkeit finden musste, ihre Familie zu beschützen. Sie liebte sie alle, und sie dachte gar nicht daran zuzusehen, wie sie den Wölfen vorgeworfen wurden. Niemand würde sie vorsätzlich in den Tod schicken können, indem er sie mit einem fingierten Einsatz beauftragte. Dafür hatte sie gesorgt.
»Kannst du dich nicht in der Nähe einquartieren, Mack? Ich bin es gewohnt, allein zu sein, und du bist von Natur aus herrisch.«
Aus Kanes Kehle stieg ein Laut auf, der sofort abriss, als Mack ihm einen warnenden Blick zuwarf. »Ich bin absolut nicht herrisch. Ich weiß, wie ich dafür sorgen kann, dass du am Leben bleibst, und du neigst dazu, jedem blind zu vertrauen.«
Sie sah ihn finster an. »Das stimmt überhaupt nicht. Siehst du, was ich meine? Ich bin seit zwei Jahren im Geschäft,
Mack. Ich habe dich nicht gebraucht, damit du mir sagst, für wen ich arbeiten kann.«
»Das heißt noch lange nicht, du hättest nicht von meiner Erfahrung profitieren können.«
Ein Lächeln hob ihre Mundwinkel. »Das kann doch nur ein Scherz sein.«
»Es freut mich, dass du noch weißt, was ein Scherz ist.«
Das hatte sie verdient, und sie wusste es. Mack und Kane waren die beiden Menschen, die sie mehr als alle anderen auf Erden liebte, und sie hatte sich ihnen gegenüber nicht gerade als gastfreundlich erwiesen. Sie hatte
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