Schicksalsbund
Bengel.«
»Nein, das glaube ich nicht«, murmelte Kane, der sich ein Stück weit aus dem Fenster gebeugt hatte. »Der Kerl ist riesig, Mack. Wirklich riesig.«
Jaimie zog an seinem Arm. »Du bringst mich in Verlegenheit, Kane. Zieh augenblicklich den Kopf ein.«
»Riesig? Wie riesig?« Mack schob Jaimie aus dem Weg und verrenkte sich den Hals, um aus dem Fenster zu schauen, wobei er Jaimie mit einer Hand abwehrte. »Himmel nochmal, Kane, der ist über eins achtzig. Leg den Mistkerl um.«
Jaimie biss sich auf die Lippen, um nicht laut zu lachen. Sie stieß beide an und versuchte Kanes Arm herunterzuziehen. »Ihr seid total wahnsinnig. Verschwindet vom Fenster. Ihr seid mir jetzt schon peinlich. Und wenn er diese Waffe sieht, wird er die Polizei rufen, und was tun wir dann, ihr Klugscheißer?«
Die Klingel erschallte dröhnend. Es war ein tiefer, dramatischer Ton, der eine äußerst beharrliche Einmischung darstellte. Mack ging zur Gegensprechanlage. Jaimie raste los und erreichte sie vor ihm, obwohl eine von Macks Gaben etwas war, was schon an Teleportation grenzte; er hatte sie also offensichtlich gewinnen lassen. Sie hustete zweimal in dem Versuch, ihre Stimme zu beherrschen und nicht laut zu lachen.
»Joe, tut mir leid, meine Familie ist letzte Nacht sehr spät eingetroffen, und ich habe verschlafen.«
»Brauchst du Hilfe, Jaimie?« Joes Stimme kam leicht verzerrt aus dem Lautsprecher. Jaimie suchte in Gedanken sofort nach dem Grund und nahm sich vor, das Problem zu beheben.
»Nein, sie braucht keine Hilfe, du Pavian«, antwortete Mack derb und drückte um Jaimie herum auf den Sprechknopf.
Zum Glück schnitt sie seine letzten Worte ab. »So, das genügt jetzt. Wenn ihr weiterhin solchen Blödsinn macht, wird er die Bullen holen. Wie gedenkt ihr das Waffenarsenal zu erklären, das ihr hier heraufgeschleppt habt? Macht euch lieber nützlich. Kocht Kaffee!« Jaimie wandte sich der Sprechanlage wieder zu. »Warum nehmen wir uns heute nicht frei, Joe? Ich entschädige dich dann später dafür.«
»Bist du sicher, Jaimie?« Joes Stimme klang misstrauisch.
»Vollkommen. Wir sehen uns dann morgen. Entschuldige. Wir sind die ganze Nacht wach geblieben und haben geredet. Jetzt bin ich müde. Das verstehst du doch sicher? Ich hätte dich anrufen sollen.«
»Wenn du meinst.« Joe schien sich nicht sicher zu sein. Er wirkte besorgt.
»Ihn dafür entschädigen? Jetzt erklär mir mal ganz genau, wie du dir das vorstellst, Jaimie.« Mack schnaubte laut und verächtlich. »Hast du ihre Stimme gehört, Kane? Honigsüß. Klebrig und triefend.«
Kane schloss das Fenster mit unnötigem Schwung. »Ich habe sie gehört.« Seine leuchtend grünen Augen fixierten sie. »Wir wissen nicht das Geringste über diesen
Typen. Er könnte ein Massenmörder sein. Hast du seinen Hintergrund überprüft?«
Jaimie warf die Hände in die Luft. »Mit dieser Nummer solltet ihr Gastspiele veranstalten. Er ist ein Schreiner, der mir hilft, kein Serienmörder. Hört auf mit dem Quatsch und macht euch Kaffee. Vielleicht macht euch das zu zivilisierten Wesen.«
Kanes funkelnde grüne Augen trafen auf Macks unergründliche schwarze Augen. Beide zogen gleichzeitig ihre kräftigen Schultern hoch. »Am besten, ich setze jemanden darauf an«, beschloss Kane und ging auf das Telefon zu.
»Wage es nicht, Kane.« Jaimie riss ihm den Hörer aus der Hand und knallte ihn wieder auf die Gabel. »Ich habe euch doch gesagt, dass ich Joe kenne.«
»Wie könntest du ihn kennen, Jaimie, ihn wirklich kennen?«, hakte Kane nach. »Es ist unsere Aufgabe, auf dich aufzupassen.«
»Sie serviert ihm Bier in ihrem Schlafzimmer«, warf Mack hilfreich ein.
»Jetzt koch schon Kaffee, Mack, und hör auf, auf dem Bier im Schlafzimmer rumzureiten.« Jaimie warf sich in einen ihrer bequemen Sessel. »Euch beiden habe ich es zu verdanken, dass ich jetzt rasende Kopfschmerzen habe.«
Mack war augenblicklich reumütig. »Wir machen doch nur Spaß, Schätzchen. Wir werden ihn nicht wirklich erschießen.« Das nicht, aber sie würden so gründliche Nachforschungen über Joe Spagnola anstellen, dass sie hinterher wissen würden, welche Zahnpastamarke er morgens benutzte.
Das Telefon läutete. Bevor Jaimie sich von der Stelle
rühren konnte, griff Kane nach dem Hörer. »Hier bei Dr. Fielding.« Seine Stimme klang schroff und abweisend.
Jaimie verdrehte die Augen und ließ sich noch tiefer in den Sessel sinken. Warum hatte sie sich bloß eingebildet, sie hätte die beiden
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