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Schicksalsbund

Schicksalsbund

Titel: Schicksalsbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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diese grauenhafte Nacht erinnerte.
    Das Wetter verschlechterte sich, als sie sich der Küste näherten. Sie trugen dunkle hautenge Kleidung und Schuhe mit Kreppsohlen. Neun Männer und eine Frau. Rhianna war für einen Sondereinsatz in Brasilien ausgewählt worden, und somit war Jaimie die einzige Frau im Team gewesen. Das Floß wurde aufs Wasser herabgelassen, und die Männer griffen nach den Rudern. Niemand sagte etwas, und ihre Gesichter waren im Widerschein der kabbeligen See wie Masken.
    Mack stieß als Erster auf Sand und deckte die anderen, als sie das Floß ans Ufer zogen. Das Floß wurde getarnt, und die Gruppe schlich verstohlen den Strand hinauf. Zwei Wagen erwarteten sie dort. Niemand sagte etwas. Um exakt 3:58 Uhr trennten sich die Wagen voneinander; einer hielt am hinteren Ende des Blocks an, der andere am vorderen. Das lautlose Team umstellte von
beiden Seiten das vierte Gebäude. Regen hämmerte auf sie ein, und die Sicht war schlecht.
    »Ein Wachposten«, zischte Jaimie leise. »Ein zweiter auf der anderen Straßenseite, auf dem Dach.«
    Kane schlich um sie herum, um den Wachposten vor ihnen auszuschalten. Ein zweiter Mann löste sich von der Gruppe, um behutsam die Straße zu überqueren. Der Rest wartete zusammengekauert, bis erst von Kane und dann von Javier das Signal kam.
    Sie bewegten sich blitzschnell, drangen von zwei Punkten aus in das Haus ein und schlichen in den ersten Stock, dritte Tür links. Ihr Informant war sicher gewesen, dass die beiden französischen Geiseln in dem Zimmer noch am Leben waren.
    Jaimie gab plötzlich ein Signal. Ihre Augen waren vor Furcht weit aufgerissen. »Sie erwarten uns, es ist eine Falle, da sind mindestens zwei Dutzend von ihnen.«
    Mack zögerte nicht. »Rückzug! Rückzug!« Mack erteilte den Befehl deutlich und schnell über Funk.
    In dem Moment brach die Hölle los. Aus allen Richtungen ertönte Maschinengewehrfeuer. Sie wurden die Treppe hinaufgedrängt. »Rührt die Türen nicht an, keine der Türen.« Jaimie schrie die Warnung in ihr Funkgerät, da ihre Umgebung die Gefahr nur so ausstrahlte.
    Mack blieb in Führung; Jaimie war hinter ihm, dann die anderen und schließlich Kane, der das Schlusslicht bildete. Schreie, Blut, das Mitschleifen ihrer Freunde  – es war eine Ewigkeit in der Hölle. Ein Kugelhagel folgte ihnen, wohin sie auch gingen. Jaimie fand mit ihrer unbeirrbaren, unheimlichen und undefinierbaren Gabe den Fluchtweg. Eine Tür, die wie eine Schranktür aussah und nicht mit Sprengladungen versehen, aber abgeschlossen
war. Das Schloss war für Jaimie kein Hindernis, und sowie sie es geknackt hatte, hob sie zwei Finger.
    Mack rollte sich durch die Tür nach links, Jaimie nach rechts, mit der Waffe im Anschlag. Zwei Frauen schrien auf Französisch los: »Geisel! Geisel!« Mack ließ seine Waffe sinken. Im selben Moment hob eine der Frauen eine Uzi. Die andere Frau flehte sie weiterhin auf Französisch an, und Tränen strömten ihr über das Gesicht. Sie war zwischen Jaimie und der Frau, die auf Mack angelegt hatte.
    »Feuer!«, brüllte Kanes Stimme in Jaimies Ohren, und dann gingen beide Frauen in einem Kugelhagel zu Boden.
    All das spielte sich innerhalb von Sekunden ab. Jaimie schrie voller Entsetzen ihren Protest heraus. Kane stieß sie voran und versuchte sie von der zweiten Frau fernzuhalten. Jaimie ging auf die Knie und versuchte den Kopf der Sterbenden in ihren Armen zu wiegen. Kugeln pfiffen ihnen aus allen Richtungen um die Ohren. Mack riss Jamie auf die Füße und zerrte sie hinter sich her.
    Beinah hätten sie drei Männer verloren. Brian, Jacob und Gideon erwischte es so schlimm, dass sie sie zum Wagen tragen mussten. Jaimie war unnatürlich blass gewesen, und ihre blauen Augen hatten wie zwei gespenstische dunkle Löcher gewirkt. Sie hatte Blut an ihrer Kleidung und an ihren Händen, da sie verzweifelt zu verhindern versuchte, dass der Lebenssaft aus den Männern herausrann, mit denen sie aufgewachsen war. Der Rückweg war ein Alptraum gewesen, vom ersten bis zum letzten Moment ein harter Kampf, die drei Männer am Leben zu erhalten.
    Stunden später, als sie endlich in Sicherheit waren,
hatte Mack Jaimie in seinen Armen gehalten, während sie sich immer wieder unter heftigen Krämpfen, die ihre Eingeweide zu zerreißen drohten, übergab. Sie hatte nicht gesprochen, hatte kein Wort gesagt, sondern sich nur gewiegt, mit starrem, ausdruckslosem Blick, aus dem ein Entsetzen sprach, das Mack zu Tode geängstigt hatte. Er hatte

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