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Schicksalsbund

Schicksalsbund

Titel: Schicksalsbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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er seine Gedanken lesen, doch er sagte nichts. Mack war ihm dankbar dafür. Er wollte sich nicht in Joes Gegenwart prügeln, aber sowie Kane ein falsches Wort sagte, würde es zu einer Schlägerei kommen.
    Jaimie stöhnte leise, und Mack ging augenblicklich zu ihr und setzte sich auf die Bettkante. »Es ist alles in Ordnung, mein Schatz. Ich bin bei dir.«
    Er wusste, dass er Jaimie seine ungeteilte Aufmerksamkeit zuwenden konnte, weil Ethan Joe nicht aus den Augen lassen würde. Jaimie schlief. Und sie weinte. Er sah das nicht zum ersten Mal. Manchmal lief sie sogar im Schlaf von einem Zimmer ins andere und versuchte ihre Mutter zu finden. Er hatte diese Alpträume jahrelang mitgemacht, herzerweichend und viel zu häufig. In dem Jahr, das sie als Paar verbracht hatten, hatten die Alpträume nachgelassen.
    Mack beugte sich über sie und wischte ihr mit seinen Fingerspitzen behutsam die Tränen aus dem Gesicht. »Ich bin hier, Kleines, du bist nicht allein.«
    Daraufhin öffnete sie die Augen, doch in ihrem Blick sah er nur Angst und Verständnislosigkeit. Er wusste, dass sie nicht bei klarem Bewusstsein war. »Ich muss sie finden. Sie ist nicht hier. Ich kann sie nicht finden.«
    Wie bei einem Infarkt zog sich sein Herz so schmerzhaft zusammen, dass er kaum noch Luft bekam. »Sie
ist jetzt in Sicherheit, Jaimie. Da, wo sie ist, kann ihr niemand etwas tun.«
    Wie oft hatte er diese Worte schon gemurmelt, um sie zu beschwichtigen und eine Last von ihrer Seele zu nehmen, wenn sie in einem ihrer Alpträume gefangen war? Jaimie hatte ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Mutter gehabt; beide waren aufeinander angewiesen gewesen, denn sie hatten niemanden sonst gehabt. Stacey war bei der Geburt ihrer Tochter fünfzehn Jahre alt gewesen. Ihre Eltern hatten sie rausgeworfen, und sie hatte mit dem unglaublich intelligenten Säugling auf der Straße gelebt. Stacey hatte für ihre Tochter getan, was sie konnte; sie hatte als Kellnerin gearbeitet und die Abendschule besucht. Es konnte nicht einfach für sie gewesen sein, und Jaimie hatte ihre Mutter angebetet.
    Er streckte sich neben ihr aus, steckte in Joes Beisein seine Ansprüche ab. Jaimie gehörte ihm. Sie würde immer ihm gehören, ganz gleich, welchen Mist er baute und wie viele Fehler er machte. Er würde einen Weg finden, der ihn zu ihr zurückführte, denn letzten Endes war Jaimie seine Welt.
    Er nahm ihre Hand in seine und fühlte sich etwas hilflos, wie sonst auch immer, wenn sie inmitten eines Alptraums gefangen war und in einer Welt, in die er ihr nicht folgen konnte, rastlos umherirrte. Er war kein Traumwanderer wie Lucas oder Ethan, und er wusste nicht, was passieren würde, wenn einer von ihnen mit ihr in ihren Alptraum gelangte. Sie alle lebten mit gesteigerten übersinnlichen Gaben, aber sie alle waren immer noch dabei zu lernen, wie sie mit ihren Fähigkeiten umgehen konnten, sogar nach all dieser Zeit. Von sich selbst wusste er, dass seine Fähigkeiten stetig zunahmen. Er konnte sich
innerhalb von Sekunden von einem Ort zum anderen bewegen. Anfangs waren es nur kurze Entfernungen gewesen, doch jetzt wurden die Strecken länger. So schien es ihnen allen zu gehen  – die paranormalen Gaben wurden im Lauf der Zeit und durch ihren Gebrauch immer ausgeprägter. Warum hatte Jaimie dann nicht gewusst, dass Joe ein Schattengänger war? Warum hatte sie Gideon nicht auf dem Dach wahrgenommen? Und warum vertrug sie den Einsatz ihrer übersinnlichen Fähigkeiten schlechter?
    Weil sie stärker werden. Er schloss die Augen, als er ihre Hand direkt über seinem Herzen auf seine Brust legte. Das war die einzige Erklärung. Jaimies Fähigkeiten verstärkten sich, und sie zahlte einen zunehmend höheren Preis dafür. Ihre Gabe war äußerst ungewöhnlich. Sie konnte Absichten wahrnehmen, und wenn sie ihr Bewusstsein erweiterte, konnte sie weite Bereiche überschauen. Als er jetzt darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass sie die Energien in dem gesamten Lagerhaus und auf den umliegenden Straßen analysiert hatte. Was hatte sie heute auf der Straße alles erfasst? Wie groß war ihre Reichweite?
    Bestimmt war sie dazu in der Lage, auf Schlachtfeldern die Gefechtspositionen zu finden und zu wissen, wo Scharfschützen aufgestellt werden mussten oder ob sich in einer Menschenmenge ein Mörder befand. Sie war zu wertvoll, um einfach so getötet zu werden, und doch hatte jemand ganz hoch oben ihren Tod befohlen. Stand sie dicht davor, diejenigen zu finden, die Whitney

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