Schicksalsbund
schwarz wurden.
»Er wird wissen, dass du ihm auf den Fersen bist, und er wird wissen, dass du Jagd auf ihn machst. Sie werden
dieses Haus unter deinem Arsch in die Luft sprengen, um an dich ranzukommen, Jaimie. Im Moment wissen sie nur, dass du hinter Whitney her bist. Seine Tarnung ist schon vor langer Zeit aufgeflogen. Jeder Zweite hält ihn für tot oder für einen Mythos, und die andere Hälfte tut so, als sei er tot. Er ist ihnen ungeheuer peinlich, aber sämtliche Schattengängerteams wissen, dass er am Leben ist. Das war der einzige Grund, weshalb sie dich nicht getötet haben. Was wäre damit erreicht? Aber wenn sie glauben, du weißt, wer ihn unterstützt, dann sieht die Sache gleich ganz anders aus.«
Sie riss sich von ihm los und versetzte ihm einen Hieb vor die Brust, während sie rückwärts wankte. »Ich weiß genau, was ich tue. Ich hatte ihn.«
»Du meinst, beinah hätte er dich gehabt.«
»Er weiß bereits, wer ich bin, Mack. Sonst hätten sie mir nicht zur Abschreckung eine Leiche vor die Tür gelegt und auch keinen Mörder auf mich angesetzt. Ich stehe ganz dicht davor, ihn zu schnappen.«
»Was glaubst du wohl, warum zum Teufel man dir die Leiche geschickt hat, Jaimie? Jemand hat sich eingehend mit dir beschäftigt, um genau das Richtige zu finden, womit man dir einen Schrecken einjagen kann. Sie haben eine arme, unschuldige Frau getötet und dir ihre Leiche vor die Tür geworfen, um dir zu sagen, dass du schleunigst den Rückzug antreten sollst.«
Tränen schimmerten in ihren wütenden Augen. »Meinst du etwa, das wüsste ich nicht?« Sie deutete auf die Treppe. »Verschwinde, Mack. Nimm alle mit. Ich mache das nicht mit, nicht noch einmal. Es ist mein Ernst; verschwindet aus meinem Haus, verdammt nochmal.« Sie kehrte ihm den Rücken und ging auf die Steckdose zu.
»Schlag dir den Gedanken aus dem Kopf, Jaimie«, warnte er sie mit gesenkter Stimme.
Sie wirbelte zu ihm herum, und diesmal rannen Tränen über ihr Gesicht. »Ich kann nicht glauben, dass du das zu mir gesagt hast. Glaubst du etwa, ich wüsste von nichts? Hältst du mich für so dumm, dass ich nicht mitkriege, was hier vorgeht? Wenn ihr gleich auf mich gehört hättet, wäre nichts von all dem passiert.«
»Das ist nicht wahr, Jaimie«, intervenierte Kane mit ruhiger Stimme. »Es wäre anderen Menschen zugestoßen. Es ist anderen Menschen zugestoßen. Hilflosen Kindern. Arglosen Männern und Frauen. Frauen, die er für sein Zuchtprogramm eingespannt hat. Whitneys eigener Tochter. Es wäre so oder so passiert, ganz gleich, was wir getan hätten. Wir kennen einander in- und auswendig, und das gibt uns einen Vorteil. Wenn er uns nicht voneinander trennen und uns nicht spalten kann, haben wir mehr gegen ihn aufzubieten als jedes andere Schattengängerteam. Und wir haben deinen Verstand.«
Jaimie sah ihn nicht an. Ihr wütender Blick war weiterhin auf Mack gerichtet. »Du hast kein Recht, so mit mir zu reden. Ich bin keiner deiner Soldaten, die Befehle befolgen. Und ich bin auch nicht deine Freundin.«
»Und ob du das bist. Dir liegt so viel daran, mir zu beweisen, dass ich im Unrecht bin, dass du dafür sogar dein Leben aufs Spiel setzen würdest. Ich glaube es dir ohnehin schon, Jaimie, ich habe Beweise dafür gesehen. Du brauchst dich nicht in Gefahr zu bringen, damit ich dir endlich glaube, dass Whitney ein elender Mistkerl ist und von hoher Stelle geschützt wird.«
»Warum gibst du nicht ein einziges Mal in deinem Leben zu, dass ich Verstand habe? Ich war so dicht davor«,
sie hielt Daumen und Zeigefinger nur zwei Zentimeter voneinander entfernt, »die Identität des Mannes oder der Männer herauszufinden, die Whitney schützen. Ohne sie können wir Whitney nicht zu Fall bringen. Er wird sich einfach absetzen, selbst wenn wir Beweise für seine Schandtaten haben. Er wird verschollen sein, und wir werden ihn nie mehr finden.«
»Und wenn diejenigen, die ihn schützen, unantastbar sind? Was glaubst du wohl, was dann hier passiert, Jaimie? Sie haben ausgebildete Männer mit genug Kampferfahrung geschickt, um einige unserer besten Männer aus dem Weg zu räumen. Sie senden einen Scharfschützen auf ein Dach, damit er dich abknallt.«
»Ich weiß es rechtzeitig, wenn sie in meine Nähe kommen.« Jaimie bemühte sich, die Kontrolle über ihre Stimme wiederzuerlangen. Je mehr sie sich aufregte und je lauter sie sprach, desto ruhiger wurde Mack und bewirkte damit, dass sie sich wie ein Kind vorkam, das von einem Erwachsenen
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