Schicksalsbund
Soldaten töten, die er erschaffen hat?«
Jaimie schüttelte den Kopf. Sie war dankbar dafür, dass endlich jemand, aus dem sie sich etwas machte, bereit war, ihr zuzuhören. »Nicht Whitney. Das entspricht nicht seinem Charakter.« Sie lief mit gerunzelter Stirn auf und ab. »Dahinter steckt nicht er. Und es sind auch nicht die, die ihn schützen. Diejenigen, die ihm helfen, wissen von seinen Experimenten an Kindern, und sie decken ihn. Und von seinem Zuchtprogramm wissen sie erst recht, aber sie wollen seinen Tod nicht. Und auch nicht unseren Tod. Sie sind der Überzeugung, seine Soldaten – ihr alle und ich auch – seien die Soldaten der Zukunft.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, es ist jemand anderes. Eine andere Gruppe, die gegen Whitneys Arbeit ist und der es nichts ausmacht zu morden, um uns loszuwerden.«
»Dann könnten also verschiedene Gruppen hinter dir her sein«, sagte Javier.
Sie sah ihn an. »Wahrscheinlich.« Er wandte den Blick nicht ab und sah ihr fest in die Augen. Sie seufzte. »Also gut. Ja. Zwei verschiedene Interessengruppen. Ich glaube, Whitneys Anhänger wissen von mir und wollen meinen Tod, bevor ich Gelegenheit habe, sie öffentlich bloßzustellen. Die zweite Gruppe hat ziemlich sicher keine Ahnung, dass ich hinter ihr her bin.«
»Lass es sein, Jaimie.«
»Das kann ich nicht. Ihr seid meine Familie. Ich lasse nicht zu, dass sie versuchen euch auszulöschen. Ich kann
nicht mit euch kommen; daher habe ich keine andere Möglichkeit als diese, um euch zu beschützen.«
Javiers Lächeln ließ lange auf sich warten. »Das sieht dir mal wieder ähnlich, Jaimie. Auf deine eigene Weise glaubst du, du könntest die Welt retten.«
»Nein, nur meine Familie. Du und Mack und Kane, ihr rettet die Welt. Mir geht es im Moment nur darum, euch zu retten.«
»Glaubst du wirklich, du könntest Mack nicht vertrauen ?« Seine Stimme war ruhig und klang überhaupt nicht anklagend.
Sie schluckte schwer. Was dachte sie wirklich? Kane hatte den Sergeant Major auf sie angesetzt, und er hatte, was allerdings keiner von ihnen zu erkennen schien, auch gewusst, dass sie die Suche nach Informationen nicht aufgegeben hatte. Woher hatte er das gewusst? »Mack beschützt uns alle, Javier. Er würde explodieren, wenn er sähe, dass ich mich selbst als Köder einsetze, um sie von euch abzuziehen.«
Javier verschlug es den Atem. »Verdammt nochmal, du hast ihnen einen Tipp gegeben.«
»Mir stand kein anderes Mittel zur Verfügung, um zu verhindern, dass sie Jagd auf euch machen. Ich weiß, dass sie euch alle töten wollten. Ich kann es nicht beweisen, noch nicht einmal Mack könnte ich es beweisen. Er würde mir nicht zuhören, und glauben würde er mir ohnehin nicht, Javier. Was hätte ich denn tun sollen? Wenn Mack, der mich fast mein ganzes Leben lang gekannt hat und weiß, wie intelligent ich bin, mir nicht zuhört, warum sollten es dann andere tun? Ich brauche Beweise, und in der Zwischenzeit musste ich ihre Aufmerksamkeit von euch auf mich lenken.«
»Verdammt nochmal, Jaimie. Du solltest Kane die Füße dafür küssen, dass er jemanden hat herschicken lassen, der auf dich aufpasst.«
»Er hat Mack hierhergebracht. Mack will in jeder Situation die Kontrolle an sich reißen, und er tut unter dem Vorwand, uns zu beschützen, verrückte Dinge. Wie zum Beispiel, dass er in dem Moment, als ich die Spur hatte, den Stecker rausgezogen hat.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Den anderen kannst du Blödsinn erzählen, aber mir nicht, Jaimie. Du hast gesehen, woher die Spur kam. Ich weiß, dass du es gesehen hast.«
Sie musterte aufmerksam sein Gesicht. Beim Pokern hatte sie sich nie allzu geschickt angestellt, aber wenn es um raffiniert gesponnene Intrigen ging, war sie brillant. »Wenn da etwas zu sehen war, Javier, dann bist du der Einzige, der es weiß. Sag es mir. Ich kann sie kriegen. Du weißt, dass ich es schaffe. In diesem Krieg wird nicht mit Waffen gekämpft. Hier geht alles nur um Datenspuren.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich nicht. Ich habe Befehle befolgt. Mack hat gesagt, der Stecker soll gezogen werden, und ich habe versucht, alles möglichst schnell zu schließen.«
»Ohne auf den Bildschirm zu sehen?« Ihre Stimme klang ungläubig.
»Ich wünschte, ich hätte hingeschaut, damit ich dir sagen könnte, was du wissen willst, obwohl ich in dem Punkt Macks Meinung bin und es zu gefährlich finde.«
»Es ist zu spät, Javier. Sie wissen es bereits, denn sonst würden sie nicht versuchen,
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