Schicksalsfäden
er teuer bezahlte. Er hatte nur nett sein wollen, aber das war ein Fehler gewesen, den er nicht so schnell wiederholen wollte.
Aber wenn er ganz ehrlich zu sich war, musste er zugeben, dass sein Angebot zu bleiben eben nicht einfach nett und uneigennützig gewesen war. Nein, er wollte sie spüren, sie an sich drücken. Er mochte Vivien und außerdem sah sie fantastisch aus und das war eine unwiderstehliche Mischung. Er musste ihr einfach nahe sein. Sie sollte ihn brauchen, sollte sich auf ihn stützen und sich auf ihn verlassen. Aber Grant wusste, dass sein Wunsch ein schwerer Fehler war.
Mein Gott, er hatte sich nur an ihr rächen wollen, und jetzt steckte er mitten in diesem Schlamassel.
Wärme, Geist, Intelligenz: Vivien hatte einfach alles, was Grant an einer Frau mochte. Und noch mehr, denn sie schaffte es immer wieder, ihn zu überraschen. Obwohl er noch nicht einmal mit ihr geschlafen hatte, wusste er bereits, dass er von dieser Frau nicht genug bekommen konnte, dass er sie für eine möglichst lange Zeit besitzen wollte, vielleicht für sein ganzes Leben. Und zwar wollte er sie so, wie sie jetzt war: ohne ihre Erinnerung, ohne die Arroganz, Kaltschnäuzigkeit und Eitelkeit die sie in ihrem früheren Leben ausgestrahlt hatte und die er so verabscheut hatte.
Verdammt! Alles wäre so viel einfacher, wenn sie immer noch so wäre, dachte Grant. Mit einem müden Lächeln hätte er sie ausnutzen und wegwerfen können, wie einen alten Lumpen. Er hätte sie genommen, wie er wollte, und ihr ins Gesicht gelacht, ihr gesagt dass sie es nicht besser verdiene. Aber unter diesen Umständen war das unmöglich. Niemals könnte er Vivien Gewalt antun, und er würde jedem an den Kragen gehen, der es versuchte.
Nur mühsam öffnete er die Augen und blickte auf ihren schönen Rücken, auf die Linie ihrer Schulter, Taille und Hüfte. Schon vor einer Stunde war sie an ihn herangerückt und seither hatte er kein Auge zugemacht. Es war eine Qual. Ihr nicht mit zitternden Händen das Nachthemd über Hüfte und Hintern zu Schieben erforderte fast übermenschliche Kräfte. Er wurde fast wahnsinnig bei dem Gedanken, jetzt während sie schlief, sanft in sie einzudringen, sie in ihren Träumen in Ekstase zu bringen … aber er konnte sie auch nicht wegstoßen und nicht von ihr abrücken. Also lag er da und litt und wartete, spürte seine schmerzhafte fleischliche Lust hoffte, er würde sie in Zaum halten können.
Er dachte an die zurückliegenden Stunden steigender Qual. Jede ihrer Regungen, wenn sie sich wild herumwarf oder sanft ins Kissen kuschelte, wenn sie leise und unverständlich im Schlaf murmelte oder befriedigt seufzte, reizte ihn unerträglich. Dabei hatte er sich immer damit gebrüstet seine Gefühle vollständig unter Kontrolle zu haben. Von wegen, in dieser Nacht war er zu einem sabbernden Idioten geworden, dachte er. Und das alles wegen einer Frau, die sowieso schon mit der Hälfte aller Männer in London geschlafen hatte. Und mit Erschrecken stelle er fest dass ihm diese Tatsache nicht nur egal war, sondern dass er auch noch versuchte, Vivien dafür zu entschuldigen. Teufel noch mal, im Moment wünschte er, er wäre einer dieser Männer.
Viviens biegsamer Körper passte sich fast perfekt an seinen an. Kniebeuge an Knie, die Fesseln an seine Unterschenkel gelegt die Oberschenkel, um die sich ihr Nachthemd spannte und ihre Muskeln abzeichneten, an seine Oberschenkel, ihr Hintern an seinen Schoß. Über allem schwebte ihr Geruch und machte seinen Kopf leicht.
Er vergrub sein kratziges Kinn in ihrer wilden roten Mähne und wünschte, dieses herrliche Haar würde über seinen ganzen Körper streicheln, seinen Hals, seine Brust …
Als könne sie im Schlaf die Kraft seiner Gedanken lesen, stöhnte Vivien plötzlich auf und schob im Schlaf einen Fuß zwischen seine Beine.
Das war’s. Er konnte sich nicht länger zurückhalten, der Damm war gebrochen. Genauso gut hätte er versuchen können, das Atmen einzustellen. Er schob seine Hand unter ihr Nachthemd, strich langsam an ihrem Körper hinauf, seine Finger glitten über ihren flachen Bauch, sein Daumen streichelte ihre unterste Rippe. Straff und doch weich hob und senkte sich ihr Körper bei jedem Atemzug unter seiner Hand. Er schob sie höher, seine Fingerspitzen erforschten die Täler zwischen und unter ihren Brüsten, dann nahm er sie ganz in die Hand, spürte ihr Gewicht ihre raue Brustwarze kitzelte seine Handfläche. Was machte diese Frau zu so etwas Besonderem?
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