Schicksalsfäden
nicht ich, wer dann?«
Schlimmerweise hatte er damit gar nicht so unrecht dachte Vivien bei sich. Aber sie spielte weiter ihre Rolle, klimperte kokett mit den Wimpern, wickelte verspielt eine Locke um ihren Finger und sagte schnippisch: »Wo ich war, geht Sie überhaupt nichts an, Mylord.«
»Aber ich glaube, ich habe das Recht die Antworten auf ein paar Fragen zu fordern, Süße.« Während er mit ihr sprach, umschlich er sie wie ein Raubtier, sodass Vivien sich ständig um ihre eigene Achse drehen musste.
»Ich gewähre Ihnen also fünf Minuten. Danach muss ich zum Ball zurück.«
»Also nutzen wir die Zeit und fangen gleich mit Morgan an, deinem treu ergebenen Wachhund. Was ist er für dich? Doch sicher nicht dein neuer Beschützer? Oder sollten deine Ansprüche so bescheiden geworden sein in letzter Zeit? Nun, vielleicht spricht er in Frauen irgendwelche primitiven, animalischen Instinkte an. Aber verdammt er ist ein kleiner Polizist er fängt Taschendiebe und anderes Ungeziefer. Also was für ein Spiel spielst du wirklich, kleine Vivien?«
»Ich spiele kein Spiel«, gab sie heftiger zurück, als sie beabsichtigt hatte. Aber seine Worte hatten sie aufgebracht.
Wie konnte diese verweichlichte Kreatur es wagen, Grant so zu beleidigen, nur weil er kein blaues Blut hatte?
Natürlich hatte er seine Fehler, aber er war ein echter Mann, ein Mann, wie es Gerard nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hätte sein können. »Morgan sieht doch gut aus.«
»Er ist ein ungehobelter Affe.«
»Nun, er amüsiert mich und kann sich mich leisten. Und das genügt mir.« Viviens Stimme klang so überzeugend und eiskalt dass sie selbst fast erschrak.
»Aber du passt viel besser zu mir«, sagte Gerard leise und drängend. »Das wissen wir doch beide.« Sein irrlichternder Blick wanderte gierig über ihren Körper. »Jedenfalls bist du jetzt wieder da, und das Problem, wegen dem du dich verstecken musstest ist ja auch gelöst. Es gibt also keinen Grund, unsere Beziehung nicht wieder aufzunehmen.«
Von welchem Problem redet er, fragte sich Vivien. Was wusste Gerard? Um ihre Neugierde nicht zu deutlich werden zu lassen, gähnte sie demonstrativ. Dann fragte sie unschuldig: »Haben Sie vielleicht mit Grant über mich gesprochen?«
Heuchlerisches Bedauern klang in Gerards Worten: »Weil ich doch dachte, dass dir vielleicht etwas Schreckliches zugestoßen sein könnte. Ich habe mir einfach Sorgen gemacht sonst hätte ich natürlich nie mit dem Bastard ein Wort gewechselt das musst du mir glauben!«
»Haben Sie irgendwem von meinem ›Problem‹ erzählt?«
»Das würde ich doch niemals tun!. Außerdem könnte ich ja schließlich auch in Verdacht geraten, wenn man die Umstände deines Verschwindens bedenkt.« Für Sekunden verharrte er in Schweigen, dann fragte er noch mit dummem Gesichtsausdruck: »Wie ging die Sache übrigens aus?«
»Welche Sache?«
»Na was wohl, Süße. Deine Schwangerschaft natürlich! Oh, ich Idiot das hätte ich mir ja gleich denken können, als ich dich sah. Eine Fehlgeburt offensichtlich, oder hast du vielleicht gar etwas nachgeholfen? ja, Süße, ich habe wirklich lange darüber nachgedacht, und vielleicht war es ein Fehler von mir, die Vaterschaft zu leugnen, aber du weißt ja, wie das mit mir und meiner Frau ist. Sie ist nicht bei bester Gesundheit und wenn sie davon erfahren hätte, wäre das sicher nicht gut für ihre Genesung gewesen. Abgesehen davon gab es ja gar keine Beweise dafür, dass ich der Vater war.«
Vivien hatte sich vor seinen letzten Worten abgewandt in ihrem Kopf raste das Blut für eine Sekunde schwankte sie. Schwangerschaft! Sie war schwanger gewesen, sie hatte ein Kind unter ihrem Herzen getragen. Langsam legte sie eine Hand auf ihren Bauch, als könne sie noch etwas fühlen. Das durfte nicht wahr sein, dachte sie verzweifelt.
Aber wenn es wahr war, was war dann mit dem Kind geschehen? O lieber Gott! Als sie versuchte sich vorzustellen, was passiert sein könnte, jagten ihr abwechselnd kalte und heiße Schauer den Rücken herunter. Gerard hatte Recht.
Es musste eine Fehlgeburt gewesen sein, denn die andere Möglichkeit wagte sie nicht zu denken.
Sie schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander. Wäre die alte Vivien dazu fähig gewesen, das Kind abzutreiben? Angst überfiel sie, wurde zu Panik, Gefühle umschwirrten sie und hackten auf sie ein wie ein wütender Vogelschwarm.
»Ach, ich verstehe …«, drängte sich wieder Gerards Stimme in ihr Bewusstsein, der
Weitere Kostenlose Bücher