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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Ross.
    »Danke«, sagte Vivien mit rauer Stimme. Vielleicht war sie ja undankbar, sagte sie sich, aber die Aussicht, wieder in ihr ›altes Leben‹ zurückzukehren, hatte nichts Verlockendes. Und was war mit ihrem Gedächtnis, dachte sie plötzlich ängstlich. Würde sie sich jemals wieder an alles erinnern können? Würden ihr ewig Gedächtnislücken bleiben? Wie würde sie leben können ohne Vergangenheit ohne die Geheimnisse ihres, Lebens zu kennen? Was würde ihr es nützen, wenn Grant und Sir Ross den Mann finden würden, der versucht hatte, sie umzubringen? Sie könnte dann zwar ohne Angst leben, aber was wäre dieses Leben wert? Vivien fürchtete sich vor der Zukunft, weil sie nicht wusste, wer sie war und wer sie sein würde. Man hatte ihr den größten Teil ihres Lebens gestohlen.
    Als würde er Viviens Ängste spüren, nahm Grant ihren Arm in seine starke Hand und stützte sie. Gemeinsam gingen sie um das Haus herum zu den wartenden Droschken.
    »Was werden Lady Lichfield und die anderen Gäste denken, wenn wir einfach verschwinden, ohne uns zu verabschieden.?«
    »Nun, sie werden annehmen, dass wir früher gegangen sind, weil wir nicht erwarten konnten, miteinander zu schlafen.«
    Sie zwinkerte nervös bei seiner offenen Antwort. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und sie fragte sich, ob das tatsächlich das war, was Grant vorhatte. Sollte sie auch ganz offen sein und ihn direkt fragen? Aber egal, was sie hätte sagen wollen, die Worte wären ihr im Halse steckengeblieben. Denn mit Schrecken stellte sie fest dass sie genau das von ihm erwartete: Er sollte sie nach Hause führen und mit ihr schlafen. Was würde es schaden, sich ihm hinzugeben? Sie hatte das dringende Bedürfnis nach körperlicher Wärme. Und außerdem hatten sie ja schon einmal Sex miteinander gehabt. Sie konnte sich nur nicht erinnern.
    Bei dem Gedanken schwindelte es Vivien, sie fühlte sich wild. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Als der Lakai Grant und Vivien näher kommen sah, beeilte er sich, die kleine Leiter zu holen, damit Vivien einsteigen konnte. Sein Gesicht zeigte keine Regung, verriet nicht was er über die frühe Heimfahrt seines Herrn mit der Dame dachte.
    »Nach Hause!«, befahl Grant ruppig und half Vivien persönlich in die Kutsche.
    Kaum saß sie auf der samtenen Bank, stöhnte sie auf und beugte sich vor, um vorsichtig über ihr Bein zu reiben.
    »Haben Sie starke Schmerzen?«, fragte Grant besorgt.
    »Eigentlich nicht so schlimm«, erwiderte sie, »aber irgendwie bin ich immer noch so durcheinander, dass ich etwas zu trinken gebrauchen könnte.«
    Die Kutsche war mit einer Bar ausgestattet in der verschiedene Kristallkaraffen standen. Grant nahm wortlos eine heraus, füllte ein kleines Glas und reichte es Vivien. »Brandy«, sagte er.
    Vivien nahm das Glas dankbar entgegen, führte es an ihre Lippen und trank es in einem Zug. Das samtene Feuer brannte sich ihren Hals hinunter, breitete sich in ihrem Körper aus und erfüllte ihre Augen mit Feuchtigkeit. Sie schluckte ein paar Mal heftig, um nicht husten zu müssen, dann streckte sie Grant das leere Glas entgegen und sagte: »Mehr, bitte.«
    Grant hob nur eine Augenbraue und füllte ihr Glas erneut.
    Das zweite Glas konnte Vivien schon mehr genießen. Wie ein warmes inneres Feuer strömte die Flüssigkeit durch ihre Glieder. Vivien seufzte wohlig, gab Grant das Glas zurück und kuschelte sich in eine Ecke der Kutsche. »Ah, jetzt geht’s mir besser«, hauchte sie.
    Grant nahm an, dass Vivien den Brandy gebraucht hatte, um ihre Angst zu bekämpfen. Darum sagte er: »Sie müssen keine Angst haben. Schon gar nicht vor Lane. Ich werde alles tun, um Sie zu beschützen.«
    »Das weiß ich doch«, sagte sie leise und lächelte ihn an. Doch bei seinen nächsten Worten verschwand dieses Lächeln sofort.
    »Worüber haben Sie mir Lord Gerard gesprochen?«
    »Nichts Wichtiges.«
    »Erzählen Sie’s mir einfach. Ich kann dann schon selbst entscheiden, ob es wichtig ist oder nicht.«
    Natürlich hätte Vivien niemals das Geheimnis und die Schande ihrer Schwangerschaft zugeben können. »Lord Gerard wollte wissen, warum ich mit Ihnen zusammen bin. Sie seien schließlich ein ungehobelter Affe.«
    Die Beleidigung schien Grant nur zu amüsieren, denn er lächelte schwach. »Wenn dieser Gentleman es sagt, wird’s wohl stimmen. Was noch?«
    »Er wollte, dass ich Sie verlasse und zu ihm zurückkomme.«
    »Was haben Sie darauf gesagt?«
    »Ich sagte nur, ich würde es mir

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