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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Wert auf Ruhe und Ordnung, also … Lord Lane befindet sich gegenwärtig im Kaffeesalon, aber ich muss darauf bestehen, Sir, dass Sie so diskret wie möglich vorgehen und keinerlei Aufsehen erregen, Sir, sonst muss ich den Clubpräsidenten …«
    »Ich wechsele ein paar Worte mit Lord Lane und bin sofort wieder weg«, unterbrach Grant den armen Mann mit einem Lächeln und drängte sich an ihm vorbei in den Club. »Sie werden gar nicht merken, dass ich da war.«
    Der Butler schloss die Tür hinter ihm, sah Grant nach, der Richtung Kaffeesalon ging, und murmelte: »Das bezweifle ich.«
    Grant ging vorbei an Grüppchen von distinguierten Herren, die stumm beisammen saßen oder in leise Gespräche vertieft waren. Kronleuchter hingen von reich verzierten, holzgetäfelten Decken. Blutrünstige Gemälde, die die Hirschjagd verherrlichten, verliehen den Räumen trotz der warmen Holztöne etwas Unheimliches, Kaltes. Als Grant den Kaffeesalon betrat~ drehten Köpfe sich nach ihm um, Monokel fielen herunter, Kiefer öffneten sich ungläubig, manikürte Finger zeigten auf ihn. Grant beachtete die Aufregung um ihn gar nicht, sondern ging konzentriert von Tisch zu Tisch, betrachtete die dort Sitzenden und ging dann weiter. Schließlich sah er einen Mann in einer Ecke des Raums allein sitzen.
    Er war ein hoch gewachsener, schlanker Gentleman mit eisgrauem Haar und von tiefen Falten durchzogenem Gesicht und schien ganz in seine Zeitung vertieft. Vor ihm auf dem Tisch stand ein Teller mit Biskuits und einem Stück Stilton-Käse.
    Grant blieb vor dem Gentleman stehen. »Lord Lane.«
    Der Angesprochene blickte nicht auf, er reagierte überhaupt nicht.
    »Lord Lane, mein Name ist Morgan und ich komme vom Bow Street …«
    »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte Lord Lane, ohne Grant anzusehen. Seine Stimme war trocken, fastt brüchig, dabei unverkennbar in besten Kreisen geschult. Er laß noch ein paar Zeilen, dann ließ er die Zeitung sinken.
    »Ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen«, sagte Grant geschäftsmäßig.
    Erst jetzt richtete Lane den Blick seiner wässrigen Augen auf den Eindringling. »Wie können Sie sich erdreisten, mich in meinem Club zu stören?«
    »Nun, vielleicht würden Sie es vorziehen, woanders hinzugehen, Sir?« Grants a usgesucht höfliche Worte troffen vor Spott.
    »Nein, ich würde es allerdings bevorzugen, wenn Sie verschwinden würden, Morgan.«
    »Den Gefallen kann ich Seiner Lordschaft leider nicht tun, bedaure. Also, wenn Sie die Sache lieber hier vor Ihren Freunden besprechen wollen, habe ich nichts dagegen. Aber vielleicht wäre ein etwas privaterer Rahmen in Ihrem Interesse.«
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Salons stand etwas ratlos der Butler, der Grant gefolgt war. Ihm machte Lane jetzt Zeichen herzukommen. Dabei sagte er: »Ich werde in diesem Fall leider Anweisung geben müssen, Sie entfernen zu lassen.«
    Der Butler setzte sich zögernd in Bewegung, blieb aber wie angewurzelt stehen, als Grant seinerseits die Hand ausstreckte und ihm so gebot nicht näher zu kommen.
    »Genug gespielt Mylord. Ich bin nicht in der Stimmung für dieses dumme Getue. Ich bin sogar kurz davor, Eure Lordschaft einfach an Ihrem Kaschmirkragen zu packen und aufs Bow-Street-Revier zu schleifen. Da haben wie ein nettes Verhörzimmer, in dem wir völlig ungestört sind. Was halten Sie davon?«
    Lord Lanes Gesicht war rot vor Zorn und Scham. »Das würden Sie nicht wagen, Morgan.«
    »Und ob ich das würde, Mylord, und hier im Kaffeesalon des Boodles vor so erlesenem Publikum würde es mir sogar ganz besonders große Freude machen. Aber wenn Sie nett und hilfsbereit sind und meine Fragen willig beantworten, können wir vielleicht auf diese Maßnahme verzichten.«
    »Sie mieser, kleiner, stinkender …«
    »Ja, ja, Eure Lordschaft, geschenkt.« Grant winkte den Butler, der die Szene mit schreckgeweiteten Augen beobachtet hatte, an den Tisch. »Bringen Sie uns Kaffee. Schwarz und stark. Und zwar … in welchen Raum soll er den Kaffee bringen, Mylord?«
    Ast Nummer vier frei?«, fragte Lord Lane grummelnd den Butler.
    »Meines Wissens ja, Mylord.«
    »Also den Kaffee nach Nummer vier«, befahl Grant. Dann sah er auf Lane herab. »Können wir dann?«
    Als die beiden Männer den Salon verließen, waren alle Augen auf sie gerichtet.
    »Sie haben offenbar keinen Schimmer, mit wem Sie sich anlegen, Mann«, fauchte Lord Lane, als sie die Privaträume am Ende des Ganges erreichten. »Ich habe Beziehungen, wichtige Kontakte.

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